1169 - Satans Kind?
voneinander hören. Das steht fest.«
Jane befürchtete, dass es der Abbruch des Gesprächs war. Sie wollte noch Vorschläge machen, aber Julia Coleman dachte anders darüber. Ruckartig stand sie auf und drehte Jane den Rücken zu. Sie winkte hoch zu der Überwachungskamera in der Deckenecke. Es war nur die optische Überwachung, nicht die akustische. Die Person am Monitor würde das Zeichen sehen und erscheinen, um die Tür aufzuschließen, was auch sehr bald geschah.
Die Wärterin kam. Mit strengem Blick suchte sie die Zelle ab und fragte: »Alles klar?«
»Ja«, erwiderte Jane Collins.
Julia Coleman ging zur Tür und überschritt die Schwelle, ohne sich noch einmal umzudrehen.
Wenig später verließ Jane Collins den Besucherraum durch eine zweite Tür. Ihre Gedanken drehten sich dabei um Julia, und um ein noch nicht geborenes Kind und um den Teufel…
***
Die Frau, die mit Julia Coleman die Zelle teilte, hieß Muriel Sanders. Sie war eingelocht worden, weil sie zusammen mit ihrem Mann zahlreiche Betrügereien begangen hatte. Da waren Anleger um kleine und große Vermögen geprellt worden, und Muriel musste eine Strafe von vier langen Jahren absitzen. Ihr Mann hatte fast das Doppelte bekommen. In einem Jahr würde Muriel wieder frei sein.
Schon jetzt hatte man sie in die Resozialisierungsmaßnahmen übernommen. Sie erhielt Ausgang mit Begleitschutz, damit sie sich allmählich an die Freiheit gewöhnte und nicht ins kalte Wasser geworfen wurde.
An diesem Tag hatte sie ebenfalls Ausgang gehabt und war sogar noch den Abend über weggeblieben. So hatte Julia allein in der Zelle hocken müssen.
An den Wänden standen die Betten. Es gab zwei schmale Schränke. Auch eine Glotze. Bilder an den Wänden, ein Waschbecken und eine Toilette in der Ecke, vor der allerdings eine fahrbare Pappwand stand, damit zumindest ein wenig Intimität bewahrt blieb.
Der Besuch der Detektivin lag bereits einige Stunden zurück, aber Julia dachte noch immer darüber nach. Sie wusste nicht, ob sie sich richtig verhalten hatte, sich ausgerechnet an diese Frau zu wenden, aber in ihrer Brust schlugen zwei Herzen.
Auf der einen Seite war sie dem Vater ihres Kindes treu ergeben, auf der anderen fürchtete sie sich vor ihm und auch vor der Geburt. Da hatte sie sich absichern wollen, und sie hielt eine Person wie Jane Collins tatsächlich für eine perfekte Frau, die mit beiden Beinen im Leben stand und genau wusste, wo es langging.
Das hatte sie auch bei der Unterhaltung bewiesen. Andere hätten Julia ausgelacht oder für verrückt erklärt. Aber Jane Collins war sehr aufmerksam gewesen, und Julia konnte sich vorstellen, dass sie bei ihr einen starken Eindruck hinterlassen hatte.
Es kam ihr sehr entgegen, dass die Zellengenossin unterwegs war. So konnte sie sich ihren Gedanken hingeben. Sie hatte sich rücklings auf das Bett gelegt und das Fenster mit seiner schweren Panzerglasscheibe geöffnet.
Durch das vorgebaute Eisengitter drangen die Außengeräusche, die so gar nicht zu einem Sommer passen wollten. Es stürmte, es regnete. Die Sonne hatte auch am Tage kapituliert. Jetzt war sie erst recht verschwunden, und Julia dachte daran, dass sich in der Nacht der volle Mond zeigen würde, wenn der Himmel einigermaßen blank war.
Ihr gefiel dieses Wetter. Sie kam sowieso nicht raus, und depressiver konnte sie auch durch den Regen nicht werden. Eher bei Sonnenschein, wenn die Strahlen dann am Morgen durch das quadratische Fenster krochen und eine Spur von Freiheit mitbrachten. Da gab es dann nicht wenige Gefangene, die einen Koller bekamen, weil ihnen erst jetzt richtig klar wurde, wo sie steckten, dass draußen die Freiheit lag, die Wärme lockte und sie eingesperrt waren.
So dachte Julia nicht. Sie kümmerte sich nur um sich selbst und um ihren Zustand. Die anderen stellten auch keine Fragen mehr, wie sie zu diesem Kind gekommen war. Sie hatte den Heiligen Geist erwähnt, obwohl sie nicht besonders gläubig war. In diesem Fall half es schon, und dabei war sie auch geblieben.
Ihr Leben verlief eigentlich immer gleich. In der Wäscherei war sie nur für zwei Stunden mit leichteren Arbeiten beschäftigt. Man nahm eben auf ihren Zustand Rücksicht. An diesem Tag hatte sie überhaupt nicht zu arbeiten brauchen, was ihr auch gut getan hatte, denn sie wollte mit sich und ihren Gedanken allein sein.
Es war wie immer. Es hatte sich nichts verändert. Wenn sie nach vorn über das Bett hinwegschaute, sah sie die dicke Tür mit dem Guckloch in
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