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117 - Die Pranke der Sphinx

117 - Die Pranke der Sphinx

Titel: 117 - Die Pranke der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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Schultern und taumelte weiter. Er
war so schwer beladen, daß er bis über die Knöchel im Sand versank.
    Die Augen der schrecklichen Sphinx schienen nur ihn zu
beobachten. Die riesigen Pupillen verfolgten jede Bewegung des
Geistesgestörten. Auch die Mumie wandte den Kopf in Richtung Centis, der es
gewagt hatte, sich an dem Schatz zu vergreifen und ihn für sich in Anspruch zu
nehmen.
    Und da drehte die Mumie den Kopf in Richtung Larry und
erblickte ihn.
    Wie verloren stand X-RAY-3 zwischen den aufragenden Erdwällen
auf der obersten Stufe. Er atmete schnell, und sein Herz pochte.
    Er fühlte die Statue der Isis in der Hand und fragte
sich, ob er damit das Grauen beenden konnte, das soviel Blutvergießen gekostet
hatte. Magische Mächte konnten nur durch magische Künste zurückgeschlagen
werden. Er hatte genug Erfahrungen gesammelt, um zu wissen, daß dies
funktionierte — doch diesmal fühlte er sich mutlos und unwissend.
    Obwohl die Erklärungen Ikhom-Rhas so vernünftig geklungen
hatten, fragte er sich, ob sie auch wirklich vollständig für ihn gewesen waren?
Bisher hatten die beiden Widersacher in der Kunst der Magie sich stets
gegenseitig aufgehoben, keiner hatte dem anderen wirklich ein Haar krümmen
können. Was war, wenn die Statue der Isis nur ein schwacher Versuch war, der
durch Yson-Thor abgeblockt wurde?
    Er hatte nichts mehr zu verlieren. Zu sehr waren sie in
die Enge getrieben. Es war sinnlos, sich Gedanken über diese Dinge zu machen,
er mußte tun, was Ikhom-Rha ihm geraten hatte.
     
    ●
     
    Die riesige Sphinx vor ihm, rechts unterhalb der Pranke
die Mumie, links an dem steinernen Koloß vorbeiwankend in die freie Wüste
hinein — Mario Centis. Beladen mit Gold, kraftlos, besessen, unfähig zu
erkennen, daß dieser Versuch eine Wahnsinnstat und von vornherein zum Scheitern
verurteilt war.
    Die Sphinx gab plötzlich einen schrecklichen Laut von
sich. Die Luft erbebte und der Koloß geriet in Bewegung. Yson-Thor deutete auf
Larry Brent.
    Der PSA-Agent hob die Rechte und warf einen schnellen
Blick auf die marmorweiße Statue. Eine schlanke Göttinnenfigur, von einem
Mantel umhüllt, der
    an ein Flügelpaar erinnerte, das leicht gespreizt war,
als wolle sie sich damit jeden Moment in die Lüfte erheben und der Schwere
dieser Erde entfliehen.
    Larry streckte die offene Hand mit dem zauberkräftigen
Amulett der Sphinx und der Mumie entgegen.
    Ein Blitz spaltete den Nachthimmel. Wie von Ikhom-Rha
prophezeit, wurde die Nacht zum Tag. Für Sekunden stand der Himmel über der
Sphinx und der Mumie, über der verfluchten Tempelstätte und auch über ihm,
Larry, in gleißendem Licht.
    Tausend Tonnen auf einmal schienen zu     leuchten.
    Die Sphinx brüllte und hob ihre mächtige Pranke, ließ sie
donnernd auf den Boden niedersausen. Die Erde erbebte, vibrierte, die Sphinx
drehte sich um ihre eigene Achse. Das alles sah Larry nicht. Geblendet mußte er
die Augen schließen, als er sie wieder öffnete, gingen die Dinge ihrem Ende
entgegen.
    Er hielt die Statue nicht mehr in der Hand — sie hatte
sich aufgelöst. Aus einem flimmernden Lichtball tauchte eine Gestalt auf,
mannsgroß, strahlend weiß. Ein Mensch? Nein, eine Göttin. Isis!
    Sie stand vor X-RAY-3 und hatte die Arme gehoben wie zum
Flug bereit.
    Yson-Thor brach auf der Stelle zusammen, eine morsche, zu
Staub werdende Hülle, die Sphinx tobte und brüllte, gewaltige Risse und Spalten
zeigten sich in ihrem steinernen Leib, und es knirschte und barst.
    Schritt für Schritt torkelte das abbröckelnde Ungeheuer
rückwärts.
    Centis!
    Er war mitten in das Geschehen einbezogen. Die
herumwirbelnde Pranke der Sphinx traf ihn. Wie ein vom Wind aufgewehtes
Herbstblatt flog der Wahnsinnige durch die Luft. Der Schlag hatte ihm den
Schädel gespalten. Und die zurückweichende Sphinx trat auf ihn, zermalmte ihn,
drückte das Gold zu einer einzigen, verwirrenden Masse zusammen und stampfte es
meterweit in den Boden.
    Der Koloß zerfiel und erreichte in diesem Zustand den
Rand des Kraters. Sein ohrenbetäubendes Brüllen, das die Luft zum Zittern
brachte, schmerzte.
    Mit lautem Knall sprangen riesige Brocken aus dem
Mauerwerk. Die Sphinx stürzte zurück in den Krater, aus dem sie, mit unheiligem
Leben erfüllt, gekommen war. Der Sand wirbelte auf, ein Sturm tobte, und das
Heulen und Pfeifen stieg wie ein schriller Schrei in den nächtlichen Himmel.
    Der Wüstensand deckte wieder das Loch, in dem der
halbzerbröckelte Koloß zurückgesackt war. Der Wind legte

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