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1173 - Computerwelten

Titel: 1173 - Computerwelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Fahrzeuge, das sie mit ihrer Unachtsamkeit angerichtet hat.
    Dann erkennt sie die Person, die sie wieder auf die Beine gezogen hat. Sie trägt eine schwarze Maske und sorgt allein mit ihrer Anwesenheit dafür, daß aufgebrachte Fahrzeuglenker nicht auf Demeter losgehen. Dieses gefühllose Schwarz flößt Respekt ein und verlangt Abstand. Es verkörpert die tiefsten Wahrheiten der Gesellschaft, mit denen sich niemand auseinandersetzen will.
    Der Schwarze spricht nicht, aber Demeter hat den Eindruck, daß er ihr etwas mitteilen möchte. Sie lächelt ihm aufmunternd zu, doch in dem düsteren Gesicht regt sich keine Miene. Vorsichtig tastet sie danach, um den Fremden zu einer Reaktion zu bewegen. Ihre Finger greifen in halbdurchlässige Substanz, die sich anfühlt wie ein Wattebausch.
    Erschrocken zuckt Demeter zurück.
    „Warum nimmst du diese Maske nicht ab?" fragt sie spontan. „Alle fürchten sich davor."
    Immer noch steht der Schwarze starr. Von ihm geht Leere aus, und seine düsteren Blicke scheinen Demeter durchdringen zu wollen. Sie windet sich förmlich.
    „Nimm die Maske ab!" stößt sie hervor, und in ihrer Stimme liegt alle Angst und Verzweiflung, die sie empfindet.
    Dann schreit sie - obwohl sie weiß, daß der andere sie nicht verstehen kann. Oder doch?
    „Nimm diese entsetzliche Maske ab!"
    Viele Dinge geschehen gleichzeitig.
    Die wogende Menge kommt plötzlich zum Stillstand, schimpfende Autofahrer und dröhnende Motoren verstummen. Weit vorn zuckt ein greller Blitz durch trübe, flirrende Luft, verschwindet hinter erstarrenden Wolkenbänken. Es ist, als gefröre die Zeit. Nur in dem Schwarzen steckt noch Leben. Er wirkt traurig, als er die Tasten seines Koffers drückt und langsam einen Arm hebt. Die Maske verschwimmt und löst sich auf.
    Von irgendwoher drang ein Freudenschrei in Demeters Bewußtsein. Sie spürte Roi Dantons Umarmung, sah den letzten Rest eines tiefschwarzen Etwas über der SYZZEL verschwinden, während sich zugleich der rote Schutzschirm aufbaute. Taurec fingerte an der Steuerpyramide, und das Sichtfenster schillerte im Blau jener Mentalenergie, die das Schiff aus der Zwischenzone endgültig in den Grauen Korridor riß.
     
    6.
     
    „Bei dem, was du als Mini-Erden bezeichnest, handelt es sich nur oberflächlich betrachtet um winzige Duplikate Terras. In Wahrheit sind es Computerschaltkreise. Wir nennen sie Virochips. Sie bestehen aus entarteter Energie, wenn du so willst, und einer Sextadim-Komponente. Diese wiederum ist nichts anderes als die überschüssige Materie der potentialverdichteten Menschen."
    Ernst Ellert hörte zu und nahm alles in sich auf, ohne sich jedoch von dem, was der Ordensmann ihm erklärte, ein wirkliches Bild machen zu können. Schon bei früheren Gelegenheiten hatte er das eine oder andere über den Vernetzungsprozeß erfahren, aber immer wieder mußte er feststellen, daß sein Vorstellungsvermögen kaum ausreichte, die Fakten zu verarbeiten. Zu abstrakt waren die vielfältigen Vorgänge, und zu schrecklich war das Schicksal seiner Freunde, als daß er die Dinge nüchtern und rational hätte betrachten können.
    „Generell läßt sich sagen", fuhr Stein Nachtlicht fort, „daß ein Virochip mit menschlicher Komponente weniger anfällig für Fehler ist, mehr Leistung erbringt und wesentlich schneller als jeder andere Chip des Virenimperiums arbeitet. Gerade deshalb legt Vishna so großen Wert auf die Vernetzung."
    Ellert lachte bitter.
    „Eine miese Ausrede für barbarisches Handeln", urteilte er. „Das hört sich so an, als trieben deine Herrin geradezu ehrenhafte Motive! Bist du nicht selbst ein Bestandteil des Virenimperiums, Stein Nachtlicht? Du solltest wissen, daß Vishna nur Vergeltung im Sinn hat. Mit der Vernetzung der Menschheit vollzieht sich ihre Rache."
    Der Ordensmann wandte den Kopf nach oben und ließ den Anblick des Urknalls auf sich wirken. Die Bewegung war typisch für ihn. Auf Ellert wirkte sie mittlerweile fast schon vertraut.
    „Rache", murmelte Stein Nachtlicht versonnen, „das ist kein treffendes Wort. Rache wofür? Angesichts der grandiosen Entstehung eines umfassenden Universums solltest du nicht in derart kleinkarierten Bahnen denken. Wir alle sind nur ein Produkt dieses Urknalls.
    Und wir alle werden zur nächsten kosmischen Explosion beitragen. Was dazwischen liegt - wie unwichtig ist es inmitten solcher Dimensionen."
    Sein Kopf neigte sich wieder nach unten. Kleine weiße Funken sprühten aus der Kapuzenöffnung des

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