1174 - Duell der Kosmokraten
wissen. Jetzt war sein Interesse nicht geheuchelt. „Die Zeittürme stehen doch untereinander in Verbindung."
„Längst nicht mehr", antwortete Roi. „Die vishnatreuen Ordensmänner haben sich abgekapselt. Auch das scheint mit Vishnas Waffe zusammenzuhängen. Seit neuestem gibt es keine Überläufer mehr unter den Ordensmännern. Auch die Eroberung und Befreiung der Virochips geht nur schleppend voran."
„Ich kann mir vorstellen, daß Bully und die anderen genug damit zu tun haben, sich in dem von ihnen entfesselten Infosturm zu behaupten", meinte Taurec. „In diesem Chaos können sie vermutlich gar nicht bestimmte Informationen ausfiltern."
„An was für Informationen denkst du?" erkundigte sich Roi. Er stieß einen Fluch aus und rief: „Das Rollkommando der Fremden startet einen neuen Angriff. Ich fürchte, ich muß..."
„Ich brauche Informationen über Chthon!" fiel Taurec ihm ins Wort. „Vielleicht kann Stein Nachtlicht etwas über ihn in Erfahrung bringen. Es könnte sein, daß ein Ordensmann ihm in seinem Zeitturm Asyl gewährt. Ich muß das unbedingt wissen, Roi. Stein Nachtlicht soll sich umhören."
„Okay", sagte Roi. „Demeter hat inzwischen Verbindung mit der RAKAL WOOLVER aufgenommen. Jetzt müssen wir uns unserer Haut erwehren. Wir hören wieder voneinander."
Taurec war froh, daß Roi ihn nicht um Hilfe gebeten hatte. Der Einäugige hatte während des Gesprächs die Suche nach Chthon mittels Fernortung fortgesetzt. Er hatte noch immer keine Spur von dem Schatten gefunden. Dafür konnte er feststellen, daß die Strukturerschütterungen des Grauen Korridors nachgelassen hatten. Entweder hatten die Sturmreiter den Infosturm unter Kontrolle gebracht, oder aber Vishna hatte ihn abgeschwächt.
Wie auch immer, im Kampf um die Vorherrschaft über das Virenimperium schien eine Pattstellung eingetreten zu sein.
Chthon!
Taurec spürte, daß er noch existierte. Taurec wußte nur nicht wo. Er konnte nicht die Richtung bestimmen und auch nicht die Entfernung. Er konnte nur mit Sicherheit sagen, daß sein vierdimensionaler Schatten noch „lebte", wenn die Verbindung zu ihm auch immer schwächer wurde.
Taurec eilte wie ein gehetztes Tier durch die SYZZEL. Er begutachtete Waffen und legte sie wieder weg. Er konnte sich nicht entschließen, welche Ausrüstung er für die Suche nach Chthon wählen sollte. Wenn er sich zu stark wappnete, dann konnte er sich und anderen mehr schaden als nützen. Andererseits war eine zu leichte Ausrüstung wirkungslos.
Er war verunsichert, weil zuviel für ihn auf dem Spiel stand.
Über der SYZZEL waren zwei Geschwader von Meta-Agenten aufgetaucht. Es waren Hunderte von ihnen auf jeder Seite. Sie hielten aufeinander zu, suchten eindeutig eine Konfrontation. Noch bevor die beiden Schwärme aufeinander prallten, war es Taurec klar, daß sie verschiedenen Parteien angehörten. Bei dem einen Geschwader handelte es sich um Vishnatreue, die Meta-Agenten des anderen waren umgedreht, standen auf der Seite der übergelaufenen Ordensmänner.
Taurec gönnte sich etwas Ablenkung und stieg zur Steuerplattform hinauf, um das zu erwartende Schauspiel zu beobachten.
Er wurde Zeuge einer phantastischen Luftschlacht, wie nicht einmal er sie jemals zuvor gesehen hatte. Es war kein Kampf im Sinne des Wortes, es war mehr eine Schau. Und es wurde nicht zerstört, nichts endgültig vernichtet, nur umgewandelt.
Meta-Agenten beherrschten nichts anderes als die Atomprogrammierung, und damit bekämpften sie einander.
Hoch über Taurec fand ein faszinierender Reigen statt, als die Meta-Agenten einander umschwirrten, lautlos und scheinbar inaktiv. Nur Taurecs Instrumente verrieten, daß dort oben ungeahnte Kräfte frei wurden.
Plötzlich verwandelte sich ein Schwarm von Meta-Agenten zu einem Kristallgebilde. Es war ein flugunfähiger Klumpen, in allen Farben schillernd. Der Kristall fiel in die Tiefe.
Bevor er jedoch auf dem Boden aufschlug, war ein Schwarm von Meta-Agenten heran - und durch deren Atomprogrammierung wurden aus den Kristallteilen wiederum Meta-Agenten.
Der Kampf wogte hin und her. Meta-Agenten der einen Partei wurden zu exotischen Blumen, die langsam zu Boden segelten. Andere wiederum verwandelten sich in formlose Metallklumpen oder in welke Blätter, wurden zu bekannten Gebrauchsgegenständen, fielen als Kannen, Tassen, Helme, Haltegriffe, Handschuhe und Stiefel vom Himmel.
So ernst das Geschehen im Grunde auch war, Taurec konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Er
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