1174 - Duell der Kosmokraten
Anerkennung findest..."
Chthon hielt mißtrauisch an.
„Das kenne ich doch", sagte er. „Du sprichst nicht anders als Taurec."
Ohne sich umzudrehen, sagte Grau Worttreu: „Willst du überhaupt sprechen und andere Meinungen hören? Oder brauchst du nur jemanden, der dir das Wort redet? Dann bist du bei mir an der falschen Adresse."
Chthon setzte sich wieder in Bewegung.
„Ich brauche Rat", sagte er. „Taurec ist ein Egoist. Er denkt nur an sich wie ich an mich.
Bist du unparteiisch?"
„Jeder Ordensmann ist ein Unparteiischer", sagte Grau Worttreu. „Selbst jene, die noch in Vishnas Diensten stehen, sind darum nicht auf ihrer Seite. Sie verrichten nur die ihnen übertragenen Aufgaben, überparteilich, wertfrei. Ich habe keinerlei Beziehung zu Taurec und habe auch zu dir kein inniges Verhältnis. Ich stehe zwischen euch. Aber ich weiß, was auf dem Spiel steht."
Chthon folgte dem Ordensmann ins Innere des Zeitturms. Er blickte sich vorsichtig um, konnte aber nichts Verdächtiges entdecken.
„Hier bist du sicher vor allen schädlichen Einflüssen", sagte Grau Worttreu. „Ich schütze dich vor Vishna ebenso wie vor Taurec. Aber das nicht bis in alle Ewigkeit. Du mußt eine Entscheidung treffen."
„Wie sollte eine solche deiner Meinung nach - als Unparteiischer ausfallen?" wollte Chthon wissen. In diesem Moment beschloß er, den Rat des Ordensmanns zu befolgen.
Grau Worttreu hatte etwas Vertrauenerweckendes an sich; er konnte keine falsche Entscheidung treffen.
„Ich meine, daß die Pflichterfüllung mehr wiegt als alles andere", sagte Grau Worttreu bedächtig. „Es steht in deiner Macht zu verhindern, daß dieses Universum von den negativen Kräften beherrscht wird. Wenn du dich nicht mit Taurec vereinst, dann wirst du irgendwann vergehen. Und damit verhinderst du, daß ein Gegengewicht zu Vishna entsteht. Nur Taurec kann in Personalunion mit dir ein solches Gegengewicht bilden.
Darum bitte ich dich, ziehe eine Wiedervereinigung auf Dauer einer kurzen Eigenexistenz vor."
Den Worten des Ordensmanns folgte langes Schweigen. Chthon wußte darauf nichts zu sagen, er hatte keine Gegenargumente. Er hätte nur schreien können: „ICH WILL LEBEN!"
Offenbar hatte er es auch getan, denn der Ordensmann erwiderte: „Das wirst du auch. Du wirst in Taurec weiterleben. Denn eine so starke Persönlichkeit wie du kann einfach nicht abgewürgt werden."
In Chthon flammte neue Hoffnung auf. Das war vielleicht die Lösung - das war sogar ganz sicher die Lösung: Zwei Bewußtseine in einem starken Körper.
„Bist du bereit?" fragte Grau Worttreu sanft. „Dann folge mir zur Kuppel hinauf. Taurec wartet dort bereits auf dich."
Chthon wurde argwöhnisch.
„Das ist doch ein abgekartetes Spiel", sagte er. „Du hast mich nur hergelockt, um mich Taurec auszuliefern."
„Das stimmt nicht", sagte Grau Worttreu ruhig. „Taurec kam, wie du, hierher, um meinen Rat einzuholen. Ich versprach, mich als Vermittler zur Verfügung zu stellen. Mehr nicht.
Ich habe nicht als Fürsprecher Taurecs gehandelt, sondern dir meinen persönlichen Rat gegeben. Und jetzt komm, es ist das beste für euch beide - für den Fortbestand dieses Universums."
Chthon wehrte sich nicht mehr. Als er an des Ordensmanns Seite die spiralförmige Galerie zur Kuppel hinaufschritt, fühlte er sich wie von einer schweren Last befreit. Nun, da er sich entschieden hatte, war er überzeugt, das einzig Richtige getan zu haben.
Er konnte sich nun nicht mehr vorstellen, warum er sich gegen die Wiedervereinigung gesträubt hatte.
„Zwei starke Persönlichkeiten in einem Körper!" murmelte er. „Ich kann es kaum erwarten."
Sie erreichten die Turmspitze.
Und da stand Taurec.
„Ich bin bereit", sagte Chthon.
Taurec kam gemessenen Schritts auf ihn zu, doch dabei wurde er zu einem anderen.
„Ich erscheine jedem Wesen als sein Wunschbild", sagte Taurec. Aber es war nicht seine Stimme. Und dann lachte er mit weiblicher Stimme.
Auf einmal war aus Taurec eine Frau geworden.
Belice!
„Vishna!" entfuhr es Chthon. Er wich zurück, wollte fliehen, mußte jedoch erkennen, daß er auf der Nullsohle des Zeitturms gefangen war. Ohne die Hilfe des Ordensmanns oder Vishnas konnte er von hier nicht mehr fort. Chthon war getäuscht worden. Statt in die Turmspitze hinauf, war er den Zeitschacht hinuntergebracht worden.
„Glaubst du, ich würde wieder zusammenfügen, was ich einmal getrennt habe?" rief Vishna spöttisch. „Du wirst solange hier auf der Nullsohle
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