1174 - Duell der Kosmokraten
völlig leere Stube mit einer Treppe, die nach oben und unten führte. Es gab aber noch einen Ausgang, dieser mündete auf einen Wehrgang hinaus.
Als Taurec durch den Erker ins Freie blickte, entdeckte er dort einen Schwarm von radgroßen Meta-Agenten. Sie schwebten vor der Öffnung, als wollten sie sie absichern.
„Hat Vishna euch geschickt, um mir den Rückweg abzuschneiden?" fragte Taurec lachend.
Die Öffnung im Erker schloß sich schlagartig, und dann war nur noch eine fugenlose Kristallwand zu sehen, von indirektem Schein erfüllt.
„Das hast du messerscharf kombiniert", ertönte eine weibliche Stimme in seinem Geist.
„Du hättest es dir einfacher machen und durch das Portal kommen können. Warum diese Umstände?"
„Ich gehe gerne meine eigenen Wege", sagte Taurec laut.
Er verließ die Turmstube und trat in den Wehrgang hinaus.
„Ich will dir gerne den Weg zeigen", meldete sich wieder Vishna in seinem Geist. „Allein, fürchte ich, wirst du dich in diesem Irrgarten nicht zurechtfinden."
„Und ich fürchte", sagte Taurec, „daß deine Hilfsbereitschaft ihre Grenzen hat. Ich bin nämlich hier, um Chthon zu befreien."
„Ich weiß." Diesen Worten folgte ein höhnisches Lachen. „Aber du wirst doch nicht so vermessen sein, zu glauben, daß ich das ohne weiteres zulasse."
„Dann wird es zum Kampf kommen."
Wieder erklang Vishnas spöttisches Gelächter.
Taurec verließ den Wehrgang über eine Treppe. Er kam zu einer Tür. Als er sie jedoch öffnete, stürzten sich Meta-Agenten wie ein Schwarm wütender Insekten auf ihn. Er schloß die Tür wieder und setzte seinen Weg durch einen Korridor mit etlichen Abzweigungen fort. Nachdem er die Richtung einige Male gewechselt hatte, gelangte er in ein Gewölbe, das von einigen Dutzend schlanker Säulen getragen wurde.
Auch hier gab es weder eine technische noch sonst irgendeine Einrichtung. Die nackten, kahlen Kristallwände verbreiteten nur ihren schattenlosen rötlichen Schein.
Und hier trat ihm Vishna in der Gestalt von Belice entgegen.
Taurec ließ sich jedoch nicht täuschen; er erkannte sofort, daß sie ihm nur eine Projektion schickte.
„Du bist langsam unterwegs", höhnte Vishna. „Wenn du so weitermachst, wirst du deinen Schatten nicht mehr zu sehen bekommen. Soll ich dir verraten, wo sich Chthon befindet?"
Sie machte eine kurze Pause und fuhr dann fort, da Taurec schwieg: „Er ist in den Kellergewölben des Virenhorsts eingeschlossen. Dort hinunter mußt du, willst du zu deinem Schatten. Aber beeile dich. Viel ist von ihm nicht mehr da. Die Ausstrahlung des Virenhorsts sorgt nämlich dafür, daß seine Auflösung munter voranschreitet."
Taurec klammerte sich wie haltsuchend an den über der Brust gekreuzten Schultergurt.
Der Kosmokratenkodex verfehlte seine Wirkung nicht. Anstatt wütend aufzubrausen, blieb Taurec ganz ruhig.
„Und wo bist du, Vishna?" fragte Taurec.
„Sieh an, du durchschaust mein Täuschungsmanöver", meinte Vishna herablassend.
„Nun, ich befinde mich im Netzsaal und kontrolliere vom Virenthron die Geschehnisse. Ich habe dich in der Hand, Taurec. Du entkommst mir nicht."
Taurec ließ unvermittelt den Kosmokratenkodex los, griff an seinen Gürtel und brachte einen handgroßen Köcher in Anschlag. Daraus glitt ein dünner Stab, der vorne eine halbkugelförmige Verdickung hatte, einem Pilzhut nicht unähnlich. Aus diesem wuchsen winzige, stachelförmige Antennen und versprühten ein grünliches Licht.
Vishnas Projektion erstarrte augenblicklich zur Reglosigkeit.
Taurec vernahm ihren Entsetzensschrei und mußte eine Reihe von Flüchen über seinen Geist ergehen lassen. Aber er lachte nur.
„Habe ich also richtig getippt, daß du etwas von deiner Mentalenergie in deine Projektion investiert hast", sagte er. „Nun, diesen Teil von deiner Persönlichkeit habe ich hiermit gebunden. Jetzt bist auch du geschwächt."
„Triumphiere nicht zu früh!" rief ihm Vishna zu.
Taurec konzentrierte sich auf die Mentalprojektion von Belice. Durch gleichzeitige Verstärkung der Impulse des Stachelpilzstabs erwirkte er eine Reaktion. Auf seinen Befehl hin setzte sich die Projektion in Bewegung.
Taurec konnte sie nach Belieben manipulieren, solange ihr ausreichend Mentalenergie von Vishna innewohnte. Er konnte auf diese Weise sogar Teile von Vishnas Wissen abzapfen und sich den Weg zu Chthons Gefängnis zeigen lassen.
Aber damit allein begnügte er sich nicht.
„Wie fühlst du dich, Vishna?" verhöhnte er die negative
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