1174 - Duell der Kosmokraten
befreiten Virochips flossen dem Virenhorst solche Störströme gleichzeitig zu. Und die Sturmreiter peitschten sie voran, sorgten für Rhythmuswechsel und Druck, variierten und mixten, stauten und ventilierten...
„Wir haben die Sicherheitssperren des Virenhorsts durchbrochen!" triumphierte Bull.
„Vishna muß all ihre Fähigkeiten aufwenden, um die außer Rand und Band geratenen Virenkonglomerate ihrer Bastion zu bändigen."
Ellert, der längst nicht so spezialisiert war wie Bull als Sturmreiter, erlebte die Geschehnisse auch von außerhalb der Virochips mit.
Er sah, wie sich ganze Teile des Virenhorsts auflösten, ähnlich wie schon beim ersten Infosturm. Nur daß diesmal der Angriff viel gezielter erfolgte und Vishnas Gegenmaßnahmen weit weniger wirksam waren.
Er suchte in dem allgemeinen Chaos nach Demeter und Roi - und fand sie im Zentrum eines kreisförmigen Labyrinths. Ellert setzte sich mit ihnen in Verbindung.
„Wir sind Taurec bis hierher gefolgt", erzählte Roi. „Dank unserer SERUNS und Vishnas Unaufmerksamkeit waren wir relativ ungefährdet. Taurec hinterließ recht deutliche Spuren, auch in Form von Restwärme, die wir mit den Infraspürern verfolgen konnten. Aber es gelang uns nicht mehr, ihn einzuholen."
„Jetzt sitzt er in diesem Zeitschacht fest", schloß Demeter an. „Wir haben keine Möglichkeit, irgend etwas für ihn zu tun."
Ein Schwarm von Meta-Agenten tauchte auf. Sie waren offenbar gestört, denn sie funktionierten nur noch irregulär. Sie griffen sich gegenseitig an, stürzten sich wahllos auf Objekte in ihrer Umgebung und veränderten sie durch Atomprogrammierung.
Roi schoß einige der Meta-Agenten ab, die ihnen zu nahe gekommen waren; sie zeigten nicht einmal Ansätze zur Gegenwehr. Doch durch diese Aktivitäten wurden andere Meta-Agenten auf die beiden Eindringlinge aufmerksam, die eindeutig noch von Vishna kontrolliert wurden.
„Bully!" warnte Ellert, der dank seiner Mentalkräfte im Virochip ebenso präsent war wie außerhalb. „Demeter und Roi sind in Gefahr. Sie werden von Meta-Agenten angegriffen."
„Ich habe ihre Position", sagte Bull ruhig. „Wir werden das schon regeln."
Ellert sah, wie Demeter und Roi sich in das Labyrinth zurückzogen, um dort Deckung vor den Angreifern zu suchen. Doch kaum hatten sie den Schutz der Ringmauern aufgesucht, lösten sich diese auf. Die Meta-Agenten flogen eine Schleife und tauchten dann wieder im Rücken der beiden auf. Sie drängten sie vor sich her - geradewegs auf den Zeitschacht zu.
„Ihr habt es gleich überstanden", meldete Ellert. „Haltet noch solange aus, bis die Meta-Agenten umgepolt sind."
Tatsächlich stoppten die Meta-Agenten abrupt ihren Flug und drehten dann unvermittelt ab.
Doch Demeter und Roi bemerkten das nicht mehr. Auf ihrer Flucht waren sie dem Zeitschacht zu nahe gekommen und in seinen Bann geraten. Ellert sah, wie sie in der Schwärze versanken und die Zeitsohlen hinunterglitten.
„Die Zeitschächte sind ebenso aus Virenkonglomeraten gebildet wie der ganze Virenhorst", wandte sich Ellert an Bull. „Es müßte also möglich sein, sie ebenfalls auszuschalten, ihre Wirkung aufzuheben."
„Grundsätzlich stimmt das", gab ihm Bull recht. „Aber diesen einen Zeitschacht verteidigt Vishna vehement. Sie weiß, was für sie davon abhängt."
„Kann man denn nichts tun?" fragte Ellert verzweifelt. Er überlegte schon, ob er den anderen nicht zur Nullsohle folgen sollte, aber er fürchtete, dann den Kontakt zu seinem Körper und womöglich sogar diesen selbst zu verlieren.
„Es gibt im Augenblick nur eine Möglichkeit", sagte Bull. „Taurec selbst müßte Vishna mehr Widerstand bieten. Aber das kann er nur, wenn er sich mit seinem Schatten vereint.
Wir haben alles getan, um ihm diese Möglichkeit zu eröffnen. Jetzt liegt es an Taurec selbst."
*
Taurec näherte sich seinem Schatten.
Obwohl er immer geglaubt hatte, frei von allen pathetischen Anwandlungen zu sein, empfand er dies doch als feierlichen Moment. Bis zuletzt hatte er eine gewisse Hemmung verspürt, mit seinem Schatten zu verschmelzen. Er wußte nicht, ob das an einer inneren Abwehr Chthons lag, ob der Einfluß der Nullsohle daran schuld war, oder ob Vishna eine Mentalbarriere zwischen ihnen errichtet hatte.
Wie auch immer, jetzt hatte Taurec diese Hemmschwelle überwunden. Schon bei der ersten Berührung mit dem diffusen Gebilde, das Chthon darstellte, verspürte Taurec einen elektrisierenden Schlag. Etwas begann auf ihn
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