1174 - Duell der Kosmokraten
für mich gar kein solcher Nachteil", sagte sich Vishna. „Diese Fremdwesen kommen mir sogar sehr gelegen."
Sie verließ den Virenhorst und zeigte sich einer Horde von Fremden, die sich am Ufer eines Energiesees in der Nähe von Stein Nachtlichts Zeitturm drängten.
Es waren Coalquather, wie sie erfuhr, und ihr Anführer hieß Noscugu. Die Coalquather waren Schalenwesen, mit gepanzerten Körpern von Form und Farbe wie Miesmuscheln und mit sechs Extremitäten, die sie wie den echsenhaften Kopf einziehen konnten.
Sie sahen in Vishna Ergredi, ihren legendären Schutzgeist, der so etwas wie ein „Oberster Saubermacher" war. Vishna erfuhr bald, daß diese Coalquather militant organisierte, kriegerische Umweltschützer waren, die es sich zur Aufgabe gemacht hatten, übertechnisierte Zivilisationen „zurück zur Natur" zu führen.
Noscugus Truppe war nur ein verlorener Haufen und stand in der entarteten Landschaft Terras auf verlorenem Posten. Noscugu war verzweifelt. Er wußte nicht, wo er mit der Revitalisierung dieser Welt beginnen sollte.
„Ich werde euch leiten", sagte Vishna als Ergredi. „Seht diesen Turm aus leuchtendem Kristall. Es gibt viele davon. Aber kümmert euch zuerst um diesen einen. Schleift ihn, macht ihn dem Erdboden gleich, dann wird die Natur an diesem Flecken wieder erblühen wie in alter Zeit."
Noscugu zeigte seine leeren Greifer.
„Womit?" klagte er. „Wir haben all unser Gerät in jenem düsteren Zwischenbereich verloren."
„Ich stelle euch das nötige Arbeitsgerät zur Verfügung."
Vishna beorderte einen Schwarm Meta-Agenten zum Energiesee und ließ sie aus seinem Reservoir Kampfmaschinen erschaffen. Für jeden coalquatherischen Umweltschützer eine.
„Und jetzt schleift den Turm von Stein Nachtlicht!" befahl sie.
Vishna überließ die Coalquather sich selbst. Sie suchte noch weitere versprengte Gruppen von Wesen aus der Zwischenzone auf und bildete sie zu Kämpfern für ihre Sache aus.
Mehr konnte sie im Augenblick nicht zur Verteidigung des Virenhorsts tun, und sie kehrte in diesen zurück.
Im Netzsaal fühlte sie sich als einzigem Ort sicher und geborgen. Sie entspannte sich.
Aber als sie die einlaufenden Meldungen sichtete, war es mit ihrer Ruhe bald dahin.
Die Rebellion der Virochips griff weiter um sich, und der entfachte Infosturm hatte chaotische Ausmaße erreicht.
Wenn der Informationssturm auf mehr als die Hälfte der Virochips übergriff, dann war das Virenimperium nicht mehr zu retten. Es war nur ein schwacher Trost für Vishna, daß das Virenimperium dann auch für die Terraner verloren wäre - und daß dies sogar zum Untergang Terras führen mußte.
Vishna wollte zwar in erster Linie ihre Rachegelüste stillen - aber nicht um den Preis der Selbstaufgabe oder ihres Machtverlusts. Denn wie hätte sie dann ihren Triumph auskosten können.
Die einzige positive Meldung, die ihr der Virenthron lieferte, war die Aussage, daß der verhaßte Taurec sich noch nicht mit seinem vierdimensionalen Schatten hatte vereinigen können.
„Ich werde es zu verhindern wissen", behauptete Vishna.
Aber sie beging den Fehler, sich zu intensiv um Taurec zu kümmern, nicht noch einmal.
Dieser Übereifer an der Nebenfront hatte letztlich dazu geführt, daß sie die Rebellion der Virochips nicht rechtzeitig verhinderte.
In erster Linie mußte sie nun etwas unternehmen, damit die Situation nicht weiter eskalierte. Zu diesem Zweck setzte sie eine Konferenz der wichtigsten Ordensmänner an.
Daran sollten aber nur solche teilnehmen, die ausschließlich Virochips kontrollierten, auf die die Rebellion noch nicht übergegriffen hatte.
Vishna stellte über das Vironetz die Verbindung zu den Zeittürmen her. Nachdem sich alle die in Frage kommenden Ordensmänner gemeldet hatten, mußte Vishna die erschütternde Bilanz ziehen, daß der Virus-Orden nur noch zu rund 70 Prozent funktionierte.
Und während der Konferenz fielen noch weitere Ordensmänner aus. Sporn Zahnzeit, Weih Sternblick, Blink Rauhmann, Zart Fugrecht und wie sie alle hießen, mußten während der Besprechung ausgeschieden werden, als sie eine Infizierung durch rebellierende Virochips meldeten.
Aber bevor die Ausscheidungsquote überhand nehmen konnte, wurde doch noch eine Lösung des Problems gefunden. Dadurch schöpfte Vishna neue Hoffnung, den angelaufenen Prozeß zumindest stoppen zu können.
Es war der Ordensmann Staub Sinnhelfer, der den entscheidenden Vorschlag machte.
„Ich sehe keine andere Möglichkeit, den
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