1182 - Das Element der KÀlte
ihm die neuesten Meßdaten, und Si'it betrachtete sie kurz, bevor sie wieder erloschen. Sie bestätigten seine Ahnungen. „Unser Computer ist nicht mehr in der Lage, die Daten zu speichern", zirpte er. „Du mußt uns weiter aus der Kältezone ziehen!"
Galfany stellte ein paar Berechnungen an. „Zu spät", meinte sie. Ihre Stimme klang verzerrt. Die Übertragung verschluckte mehrere Laute und Silben. „Die TRÜLIT TYRR hat selbst mit Energieproblemen zu kämpfen. Sie sind noch klein, aber es kann nicht mehr lange dauern, bis wir uns absetzen müssen! Du solltest langsam daran denken, dein Schiff zu evakuieren!"
Si'it dachte nicht daran. Es wäre für ihn gleichbedeutend mit einer Flucht gewesen. Noch hatten sie den Gegner nicht lokalisiert, aber sie würden ihn finden. Neben der YIR-MÜ VANTAZY arbeiteten drei Schiffe an dem Problem.
Sie hielten sich in unmittelbarer Nähe des Flaggschiffs auf. Der Kommandant hoffte, daß sie ihre Arbeit bald abgeschlossen hatten.
Die Kälte war wie eine Seuche. Sie drang in die Schiffe ein und war durch nichts aufzuhalten.
Sie kroch in alle Metallteile, Kunststoffe und in jede organische Materie. Sie entzog jedem Heizaggregat die Wärme und jedem Kraftwerk die Energie. Sie war unerbittlich, und Si'it wußte und verstand, daß sie auch den Tod mit sich brachte.
Jetzt, wo die Gefahr erkannt war, mußte alles daran gesetzt werden, daß es keine Toten gab. „Laß die Verbindung bestehen", sagte der Kommandant. Es war ihre einzige Verbindung zur Außenwelt. „Selbstverständlich", meinte Galfany. „Am besten ist, wir legen dir alle Meßdaten auf den Schirm, wenn dein Computer zu nichts mehr zu gebrauchen ist!"
Ihr Kopf verschwand. An seiner Stelle begannen Zahlenkolonnen über die Bildfläche zu wandern. Anfangs nahm Si'it kein Auge davon weg, aber mit der Zeit schläferten ihn die ständigen Wiederholungen ein. Alle Werte blieben gleich. Lediglich der Ausdehnungswert der Kältezone stieg an.
Kurz darauf wurde der Bildschirm dunkel, und in der YIRMÜ VANTAZY erlosch das Licht.
Si'it beugte sich nach vorn und berührte den Notschalter. Ein paar Lampen nahmen ihren Betrieb auf und versetzten die Zentrale in mattes Dämmerlicht. Si'it wurde noch müder und phlegmatischer, als er schon war. Es war die Kälte, und er griff nach der Kanne mit dem Züyglüyrii, die er neben sich stehen hatte, klappte den Helm zurück und stürzte sich den Inhalt hinein. Er atmete tief durch, und der Geruch des Alkohols ließ ihn alle seine Probleme vergessen. Die Augen fielen ihm zu, und er dachte nur noch an eines: vergessen, alles vergessen.
*
Systemalarm!
Si'it schrak auf. Er hob den Kopf, der in die Stütze des Sessels gesunken war, und versuchte, die Umgebung zu erfassen. Langsam klärte sich sein Blick, und er spürte das Beben seiner Glieder. Er kam sich wie in einem Eisschrank vor.
Gefahr für das Schiff!
Der Gedanke riß ihn aus dem Sessel empor, und er hielt sich schwankend an einer Konsole fest. Ein schwaches, dünnes Licht' glomm dort, aber er war nicht in der Lage, zu erkennen, was es anzeigte. „Gülgany!" ächzte er.
Die Erste Pilotin wandte sich ihm zu. „Bei der blauen Kreatur der Heimtücke. Es ist Zeit, dieses Wrack zu verlassen!" mahnte sie. „Es bringt nichts mehr, wenn wir uns länger hier aufhalten!"
Si'it gab ihr recht. Es hatte keinen Sinn mehr. Das einzige, was ihnen blieb, war die bedingungslose Flucht!
Si'it war ein guter Kommandant. Er hatte bis zuletzt ausgeharrt und sich von der bedrohlichen Erscheinung nicht unterkriegen lassen. Es war ihm nicht gelungen, die Quelle der seltsamen Kälte auszumachen. Er hätte gleich zu Beginn des Phänomens oder auch jetzt noch einige der nicht betroffenen Schiffe herbeirufen können mit dem Auftrag, daß sie den rätselhaften Planeten vernichteten. Das widerstrebte ihm jedoch zutiefst. Es war eines Raumfahrers unwürdig, einfach zu zerstören, ohne die Sicherheit zu haben, daß damit die Gefahr ausgeschaltet wurde.
Die Impulse des Senders auf der grün leuchtenden Welt kamen immer wieder durch. Die Meßgeräte der YIRMÜ VANTAZY nahmen sie nicht wahr. Sie hatten ihre Arbeit eingestellt.
Die Übertragungen aus der TRÜLIT TYRR flackerten noch auf dem Bildschirm, aber die Bildqualität ließ immer mehr nach. „Bei der grünen Sandkreatur", jammerte Si'it leise. „Warum ist das Schicksal mir so ungnädig gesinnt. Ich habe es wirklich nicht verdient. Wirklich nicht. Die kostbare YIRMÜ VANTAZY muß ich aufgeben,
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