1189 - Alaska Saedelaere
zurückgehalten?"
Carfesch konnte ihn weder hören noch auf seine Fragen antworten, weil der Helmfunk abgeschaltet war, aber daran dachte Alaska Saedelaere in diesem Moment nicht. Er sah die Gesten des anderen, aber er war außerstande, sie zu deuten. Seine Wut war zu groß, und sie raubte ihm den Verstand.
Er tastete nach dem Impulsstrahler, aber noch ehe er die Waffe heben konnte, vernahm er ein feines Zischen. Er zielte und drückte ab, und dann umfing ihn tiefe Finsternis.
*
Carfesch starrte erschüttert auf den Terraner, der die Waffe fallen ließ und langsam zu Boden sank. Der SERUN verhinderte einen harten Sturz, wie er - im letzten Augenblick - auch ein tödliches Unglück vereitelt hätte.
Der Sorgore blickte schaudernd auf die Geröllhalde, die dem Totenbleichen beinahe zum Verhängnis geworden wäre. Das Cappinfragment hatte sich diesmal den richtigen Zeitpunkt und den richtigen Ort ausgesucht: Die Rampe war hier auf mehrere hundert Meter nur noch ein schmaler Pfad, der sich am oberen Rand der Halde entlangschlängelte. Nach rechts hin fiel das Gelände steil ab, und das Geröll war locker und tückisch. Es bewegte sich noch immer hier und da.
Der SERUN hätte Alaska Saedelaere selbstverständlich nicht abstürzen lassen. Spätestens in dem Augenblick, in dem der Terraner über die Kante rutschte, hätte sich die Automatik eingeschaltet - aber wußte das Fragment das? Konnte es überhaupt etwas wissen? Handelte es intelligent und planvoll - oder reagierte es nur gewissermaßen instinktgetrieben auf bestimmte Situationen? Nahm es seine Umgebung wahr, und wenn, auf welche Art und Weise?
Im Grunde genommen waren diese Fragen unwichtig, denn eines schien mittlerweile festzustehen: Das Cappinfragment wollte seinen Träger umbringen. Es hatte den Terraner dazu getrieben, ohne Raumanzug aus der Schleuse zu springen, es hatte ihn dazu verleitet, das Beiboot zum Absturz zu bringen, und es hatte ihn jetzt in die Tiefe stürzen wollen. Bisher war es jedesmal gescheitert, und das mochte als Beweis dafür dienen, daß das Fragment nicht allzu schlau war. Es war nicht imstande, die automatischen Sicherheitseinrichtungen in seine Pläne einzubeziehen und zu umgehen. Es war außerdem offenbar nicht fähig, den Überlebensinstinkt seines Trägers völlig auszuschalten, denn sonst hätte es Alaska Saedelaere dazu gebracht, auf weitaus zeitsparendere Weise Selbstmord zu begehen. Es hätte ja einfach den Impulsstrahler auf seinen Träger richten können.
Glaubte das Cappinfragment, daß es nur durch den Tod Alaska Saedelaeres aus seinem Gefängnis entkommen konnte? Konnte es überhaupt etwas glauben? Was war dieses Fragment?
Aber auch das war im Moment nicht wichtig. Sie mußten von diesem Ort verschwinden, und zwar so schnell wie möglich. Carfesch hatte Alaska Saedelaere aufhalten müssen, und er hatte sein Flugaggregat dazu benutzt - nur für kurze Zeit, aber das mochte bereits reichen. Und Alaska hatte einen Schuß abgegeben, der Carfesch zum Glück weit verfehlt hatte, aber irgendwo vielleicht geortet worden war.
Weiter unten schien es außer der spiralförmig nach unten führenden Rampe andere Wege zu geben, die die verschiedenen Stufen miteinander verbanden, tief in das poröse Material geschlagene Treppen und arkadenartige Gänge, Tunnel und Nischen, die Deckung bieten konnten. Hier oben aber gab es nichts als die normalerweise sehr breite Rampe und senkrechte, fast glatte Wände. Trotz des Vakuums entstanden keine scharf abgetrennten Schattenzonen, in denen man sich zur Not verbergen konnte.
Immerhin verlief die Rampe hier jedoch anders als sonst. Als Carfesch sich genauer umsah, erhielt er den Eindruck, daß etwas sehr Großes gegen diesen Teil der Kraterwand geprallt war. Nicht nur ein Teil der Rampe war heruntergebrochen, sondern auch die sonst so glatte, offenbar sehr widerstandsfähige Wand hatte etwas abbekommen und war teilweise herabgestürzt. Der Weg, auf dem Carfesch stand, konnte nur zu einem geringen Teil mit einem Stück der ursprünglichen Rampe identisch sein.
Er ließ Alaska Saedelaere zurück und erkundete den nächsten Abschnitt des gewundenen Pfades. Er hatte wenig Hoffnung, hier auf Höhlen zu stoßen, aber er sagte sich, daß es Leben nur im Innern des Loolandre geben konnte, und vielleicht existierte sogar hier, am oberen Rand des Kraters, irgendein Zugang.
Seine Hoffnungen erfüllten sich schon hinter der nächsten Biegung.
Jenes Etwas, das mit der Kraterwand kollidiert
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