1189 - Alaska Saedelaere
schon waren.
Das Ziel ihrer Aktivitäten war eine aus der Entfernung absolut unbedeutende Erhebung auf der Rampe, die um ein geringeres Stück in den Innenraum des Kraters ragte. Bei einem entsprechenden Vergrößerungsfaktor erkannte Carfesch in dem Hindernis ein zu etwa zwei Dritteln demontiertes Raumschiff unbekannter Herkunft. Die Wesen hatten offenbar die Aufgabe, dieses Raumschiff endgültig auseinanderzunehmen und aus dem Weg zu schaffen.
Sie gingen dabei jedoch so langsam und ungeschickt zu Werk, daß sie schon seit langer Zeit damit beschäftigt sein mochten. Und zweifellos würden sie auch noch etliche Jahre brauchen, um ihr Ziel zu erreichen. Das lag nicht etwa daran, daß sie nicht mit Feuereifer bei der Sache waren - ganz im Gegenteil.
Diese merkwürdigen Fremden schienen sich nur nicht ganz einig darüber zu sein, wie sie bei der Demontage des Raumschiffs zu verfahren hatten - einige vertraten wohl gar die Ansicht, man solle es besser wieder zusammenbauen. Diese wenigen, die zwar Ausnahmen darstellten, dafür aber um so eifriger schufteten, brachten ihre Artgenossen immer wieder erfolgreich aus dem Konzept. Hinzu kam, daß die „vernünftigen" Fremden (wenn man davon ausging, daß die Mehrheit der Fremden das richtige Ziel verfolgten) mit großer Sorgfalt arbeiteten und offenbar bemüht waren, jedes Teil so schonend wie möglich abzubauen und davonzuschaffen. Die anderen, weniger vernünftigen hatten in dieser Beziehung wenig Skrupel, und so könnte es geschehen, daß ein mit großer Mühe aus dem Bug des Raumschiffs herausgelöstes Schalelement sich plötzlich auf ganz widersinnige Weise an einer Strebe festgeschweißt fand.
Carfesch fand es befremdend, daß die „vernünftigen" Fremden diesem Treiben nicht etwa energisch ein Ende setzten, sondern sich lediglich immer wieder bemühten, die Fehler der anderen auszubügeln, beziehungsweise auch einmal zu verhindern, indem sie dem Übeltäter ins Gewissen redeten - zumindest sah es so aus, als täten sie das.
Nach einiger Zeit kam eine andere Gruppe von Fremden durch eine Schleuse in der Kraterwand auf die Rampe hinaus, und die, die bisher gearbeitet hatten, kehrten in ihren Tunnel zurück. Die Neuankömmlinge arbeiteten um keinen Deut effektiver als die gerade abgelöste Gruppe.
Kurz darauf hörte Carfesch, daß Alaska Saedelaere nach ihm rief, und er ließ seinen Beobachtungsposten im Stich.
Der Terraner hatte seinen Scheinwerfer in Betrieb gesetzt und sich aufgerichtet, aber er machte eine ziemlich unglückliche Figur. Offenbar konnte er sein rechtes Bein kaum benutzen, und er wagte es auch nicht, die Hilfe des SERUNS in Anspruch zu nehmen, was Carfesch sehr vernünftig fand. Die seltsamen Fremden machten zwar nicht den Eindruck, als handle es sich bei ihnen um notorische Halsabschneider, aber in dieser Umgebung konnte man schließlich gar nicht vorsichtig genug sein. „Wie geht es dir?" fragte Carfesch besorgt. „Das Bein macht mir Sorgen", erklärte Saedelaere in seiner holprigen Sprechweise. „Ich habe das Gefühl, daß es irgendwie neben mir existiert, falls du verstehst, was ich meine. Was ist eigentlich vorhin passiert?"
„Woran kannst du dich erinnern?" erkundigte sich Carfesch. „An so gut wie gar nichts", erwiderte der Terraner. „Ich bin auf diesem Weg entlanggegangen, und dann... Ich weiß es nicht. Es ist nur so etwas wie ein wirrer Traum. Ich bringe keinen Sinn hinein."
„Du hast offenbar jemanden oder etwas am Rand des Abgrunds gesehen", berichtete Carfesch hilfsbereit, denn Alaskas Stimme klang gequält wie die eines Menschen, der verzweifelt nach einer Erinnerung sucht und sie nicht zu packen bekommt. „Ich nehme an, daß deine Phantasie dir jemanden vorgegaukelt hat, der dringend Hilfe brauchte. Auf jeden Fall bist du auf das Geröll hinausgerannt, und ich konnte dich gerade noch abfangen und wieder auf festen Boden bringen. Dann wolltest du mich angreifen, und der SERUN hat dich betäubt."
„Habe ich auf dich... geschossen?"
„Du hast es versucht."
Alaska schwieg geraume Zeit. „Ich hätte auf dich hören sollen", murmelte er schließlich. „Jetzt ist es zu spät. Wir können nicht mehr umkehren."
„Das ist richtig."
„Ich fürchte, diese Umgebung bekommt dem Cappinfragment überhaupt nicht. Wenn ich nur wüßte, wie ich es in den Griff bekommen kann!"
„Was sagt denn die Automatik dazu?"
„Die?" Alaska Saedelaere lachte humorlos auf. „Was mit mir passiert, paßt offenbar nicht in ihr Programm. Ich
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