1189 - Alaska Saedelaere
Geschäfte erwiesen sich als strategisches Manöver, vom Regenten selbst angeordnet. Ukarsim war völlig unschuldig. Das Mädchen übrigens auch - und sie war einem anderen versprochen. Ich weiß nicht, ob man das nur hinterher so hingestellt hat, aber alle Beteiligten haben mitgespielt. Als ich dich traf, befand ich mich auf einer ziemlich unbedeutenden Reise. Ich hatte die Absicht, mich unterwegs abzusetzen, aber ich zweifle daran, daß mir das gelungen wäre. Wenn ich zurückgekehrt wäre, hätte man mir wahrscheinlich den Prozeß gemacht. Ich weiß, daß ich im Recht war - aber das hätte mir nichts genützt. Wer warst du - damals?"
„Ich erinnere mich kaum noch daran. Es hat keine Bedeutung. Meine Geschichte ist längst nicht so interessant wie die, die du erzählen kannst."
„Was wirst du tun, wenn du mich endlich los bist?"
„Ich werde wohl auf irgendeine Weise in diesem fremden Volk aufgehen, zu dem du mich bringst."
„Ich dachte, du kennst Kytoma!"
„Ich kenne sie genauso gut oder wenig wie du."
„Das hört sich nicht sehr hoffnungsvoll an."
„Mach dir nichts daraus. Was wirst du tun, wenn du frei bist?"
„Frei... Ich bin kein Cappin mehr. Ich weiß nicht, was ich ohne dich sein werde. Und du?"
„Ich bin kein normaler Mensch mehr, und ich kann ohne dich nicht mehr unter Menschen leben. Früher habe ich geglaubt, daß es umgekehrt wäre. Ich wollte dich loswerden, um jeden Preis. Jetzt wünsche ich mir nur eines: daß,du bei mir bleibst.
Aber ich fürchte, daß ich zuviel von dir verlange."
„Vielleicht hast du recht. Ich weiß nicht, wie wir miteinander auskommen werden, wenn wir beieinanderbleiben."
„Wir könnten uns vielleicht einigen."
„Worauf und worüber?"
„Das weiß ich auch nicht. Ich weiß nur, daß ich ohne dich nichts bin. Ich brauche dich!"
Der Cappin schwieg lange Zeit, während sie durch die Unendlichkeit eilten. Ein Pedotransfer sollte in Nullzeit stattfinden, aber diese Reise währte sehr lange. Vielleicht lag es daran, daß Kytoma und ihr Volk die Finger im Spiel hatten. „Ich brauche dich auch", sagte der Cappin schließlich. „Ich habe lange darüber nachgedacht. Ich kann nicht zu meiner früheren Existenzform zurückkehren. Mein damaliger Pedokontakt existiert nicht mehr. Ich kann mich von dir lösen - aber dann werde ich mich irgendwo in der Unendlichkeit verlieren. Es macht mir nichts aus, aber ich habe den Eindruck, daß ich damit eine große Chance verpasse. Du und ich - wir sind etwas Einmaliges. Warum sollten wir das aufgeben? Wir sollten wenigstens herausfinden, wohin wir gelangen können."
„In Kytomas Welt", erwiderte Alaska Saedelaere leise. „In eine Welt, in der wir uns vielleicht niemals zurechtfinden werden."
„Ihr werdet dort glücklich sein!" versicherte Kytoma, die sich zum erstenmal in das Gespräch einmischte, aber ihre Bemerkung bewies, daß sie jedes Wort verstanden hatte. Alaska war ein wenig schockiert deswegen. Dieser erste direkte Kontakt zu dem Cappin erschien ihm als zu intim, als daß ein Außenstehender daran teilhaben sollte. Selbst Kytoma hatte seiner Meinung nach nicht das Recht, ein solches Zwiegespräch zu belauschen. „Ich habe nicht gelauscht", sagte Kytoma beleidigt. „Ich bin bei euch, weil ihr sonst nicht wüßtet, wohin ihr zu gehen habt!"
„Ich glaube, sie hat recht", bemerkte der Cappin amüsiert. „Mit Reiseleitern sollte man sich erst dann streiten, wenn man ein sicheres Quartier gefunden hat."
„Ist das ein Sprichwort bei euch Cappins?" fragte Alaska Saedelaere verunsichert. „O nein, das habe ich irgendwann aufgeschnappt. Da vorne liegt unser Ziel. Du mußt dich jetzt entscheiden. Ich werde bei dir bleiben, wenn du es wirklich willst."
„Ich will es!"
„Gut. Ich will es auch, und ich habe gehofft, daß du es dir wünschen würdest. Hast du etwas dagegen, wenn ich an meinen gewohnten Platz zurückkehre?"
„Kytoma?"
„Keine Angst, mein Freund. Niemand wird daran Schaden nehmen, solange du bei uns bleibst."
„Und wenn ich euch verlassen will?"
„Wenn wir euch verlassen wollen?" fragte das Cappinfragment. „Dann werden wir einen Weg finden", versprach Kytoma.
Aber nicht nur Alaska Saedelaere, sondern auch das Cappinfragment bemerkten, daß sie kaum merklich zögerte, ehe sie ihnen antwortete. Sie hatten jedoch keine Zeit mehr, darüber nachzudenken, denn sie tauchten in eine Welt hinein, die voller Sympathie und voller Wunder war, eine Welt, die auf sie wartete, und sie fühlten sich wie
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