1190 - Die stählerne Spinne
technischen Kapazität bezahlt. So, wie die Sache aussah, war obendrein ein Sieg noch nicht einmal wahrscheinlich. Die Mehrzahl der Brände war elektrischer Natur und erzeugte einen fetten, schwarzen Qualm, der die Halle füllte und den übereifrigen Schützen die Sicht versperrte.
Leo Dürk hatte seine Waffe gesichert und verwahrt. Es war genug Unheil angerichtet worden.
Zur Verteidigung mußte der Individualschirm ausreichen. Zwischen Fahnen treibenden Qualms sah er Clifton Callamon auf einen der Ausgänge zuschweben. Er glitt hinter ihm her und schloß auf. Es war keine gute Idee, die Halle jetzt schon zu verlassen, dachte er. Die Parias würden auf sie warten. Die Energieschirme waren leistungsfähig. Aber wie lange würden sie kombiniertem Punktfeuer aus geringster Entfernung standhalten? Es wäre vernünftiger gewesen zu warten, bis der Gegner die Übersicht vollends verloren hatte.
Und dann - zum Schluß - kam es ganz anders, als der Waffenmeister sich vorgestellt hatte. Er spürte den Ruck nicht, der durch Torquantuurs mächtige Festung fuhr, aber er äah die qualmenden Wracks von Maschinen sich aus ihren Halterungen lösen und hinab auf den Boden stürzen. Er hörte die gellenden Schreie der Parias, die vom Regen der glühenden Maschinenteile getroffen und unter dem Schutt begraben wurden. Er hörte außerdem Clifton Callamons wildes, triumphierendes Gebrüll: „Das ist die Rettung!" Huschende Lichter wie fahle Blitze flackerten durch sein Blickfeld. Er sah, wie der Qualm sich plötzlich lichtete, als hoch über ihm in der Decke der Halle eine weite Öffnung entstand, die wie ein Kamin einen kräftigen Sog erzeugte. Und er hörte über das Außenmikrophon die krachende, bis ins Unerträgliche verstärkte Stimme, die im Armadaslang die Worte sprach: „So lautet der Befehl des Anführers der Gharwos, Arnemar Lenx: Sämtliche Kampfhandlungen sind sofort einzustellen.
5.
Durch die mächtige, mehr als zehn Meter weite Öffnung, die sie in die Decke der Halle geschossen hatten, senkten sie sich herab: Hunderte von Gharwo-Kriegern in schimmernden, türkisfarbenen Raummonturen. Unten, auf dem Boden des mächtigen Raumes, hatten die Netzparias inzwischen das Feuer eingestellt. Die Mehrzahl ergriff die Flucht. Zurück blieben nur die, die der glühende Trümmerregen verwundet und niedergerissen hatte. Leo Dürk blickte voller Sorge auf die Leuchtanzeige seiner Meßgeräte. Der Druck in der Halle war um 30 Prozent gesunken. Das beruhigte ihn ein wenig. Zuerst hatte er befürchtet, das Loch in der Decke führe geradewegs hinaus bis ins Vakuum des Alls. Er hielt nach Girinaar Ausschau, fand sie jedoch nirgendwo. Er wußte nicht, ob ihr Sturz tödlich gewesen war. Entweder lag sie unter den qualmenden Trümmern begraben, oder sie hatte noch Kraft genug gehabt, sich den Fliehenden anzuschließen. Insgeheim wünschte Leo ihr Glück. Sie hatte ihm nach dem Leben getrachtet, aber wenigstens war sie aufrichtig gewesen. „Die beiden Fremden, die um Hilfe gerufen haben!" gellte eine Stimme durch die vom Qualm befreite, dünne Luft, „Wo sind die beiden Fremden?"
„Das gilt uns", sagte Clifton Callamon, der keine zwei Meter von Leo Dürk entfernt in geringer Höhe über dem Boden der Halle schwebte. „Also gehen wir", schlug der Waffenmeister vor un,i vektorierte das Gravo-Pak, so daß es ihn sanft auf dem Hallenboden absetzte. „ Im Nu waren sie von türkisfarben gekleideten Gestalten umringt. Leo öffnete den Helm. Der verringerte Luftdruck verursachte ihm ein lästiges Knacken in den Ohren, und ein paar Sekunden lang spürte er lähmende Müdigkeit, die sich in seinem Körper ausbreiten wollte. Aber er hatte sich rasch gefangen. „Wer von euch ist Arnemar Lenx?" fragte er mit lauter Stimme.
Die Gharwos taten es dem Waffenmeister nach. Sie öffneten ihre Schutzanzüge. Die konisch geformten, mit sechs Augen ausgestatteten Schädel kamen zum Vorschein. Leo Dürk nahm zur Kenntnis, daß sämtliche Mitglieder der Invasionstruppe von annähernd einheitlicher Größe waren - etwa anderthalb Meter lang, die Extremitäten nicht eingerechnet, und damit der kleineren Variante der Spezies Gharwo zuzuordnen. Arnemar Lenx' Krieger waren allesamt männliche Wesen. Girinaar hatte ihn nicht belogen: Bei der Dekadenz galt das Prinzipat der Weiblichkeit nichts mehr.
Einer, dessen türkisfarbene Montur ein dünner, purpurroter Besatzstreifen zierte, trat ein wenig vor.
Leo Dürk bemerkte mit Unbehagen, daß er eine
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