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1190 - Die stählerne Spinne

Titel: 1190 - Die stählerne Spinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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scharfe Waffe in den sechs Fingern seiner rechten Hand hielt. „Warum sollte Arnemar Lenx sein kostbares Leben aufs Spiel setzen?" erkundigte er sich herausfordernd. „Wir sind seine Abgesandten, und ihr seid unsere Gefangenen."
    „Oho!" posaunte Clifton Callamon. „Ich dachte, ihr seid hier, um uns vor den Netzparias zu retten. Deswegen haben wir den Hilferuf an euch abgegeben."
    Das, fand Leo, war eine denkbar undiplomatische Art, sich des Wohlwollens der Gharwos zu versichern. Der mit dem roten Streifen antwortete auch sogleich: „Für den Ruf sind wir euch dankbar. Er ermöglichte uns, das Versteck der Parias zu finden. Aber ansonsten schulden wir euch nichts. Denkt daran: Ihr habt Landrix vernichtet!"
    „Nachdem sie uns angegriffen haben", knurrte Leo Dürk, dem trotz allem Hang zur Diplomatie der Kamm schwoll. „Was geschieht mit den Parias?"
    „Das wird Arnemar Lenx entscheiden. Seit Jahrzehnten leben sie als Parasiten, die sich vom Besitz Rechtschaffener ernähren. Ihre Strafe wird entsprechend ausfallen."
    „Wann trifft Arnemar Lenx seine Entscheidung?" beharrte der Waffenmeister. „Wenn ihm der Sinn danach steht. Warum? Was geht's dich an?"
    „Mir lag nichts daran, die Netzparias zu verraten", antwortete Leo Dürk hart. „Ich brauchte eure Hilfe, deswegen rief ich euch. Macht mit uns, was ihr wollt, aber die Parias bestraft ihr nicht."
    „Wer will uns daran hindern?" fragte der Rotbestreifte anzüglich. „Ich!"
    „Du?"
    „Uns stehen technische Mittel zur Verfügung, die sich weit jenseits des Horizonts eures Wissens befinden", behauptete Leo Dürk mit dem ernstesten Gesicht der Welt. „Laßt euch durch unsere augenblickliche Hilflosigkeit nicht narren; immerhin sind wir nur zwei gegen etliche hundert. Als uns die Parias in Bedrängnis brachten, deponierte ich im Innern der Festung eine Bombe. Ich kann sie jederzeit zünden. Sie wird, wenn sie explodiert, nicht nur Torquantuurs Burg, sondern auch einen großen Teil des Gharwo-Netzes vernichten."
    Der Gharwo mit dem roten Streifen wurde merkbar unsicher. „Das schwindelst du uns vor", zischte er. Dann wandte er sich an Callamon. „Was ist daran wahr? Was weißt du davon?"
    Das charakteristische Grinsen flog über das Gesicht des Admirals. „Ich? Nicht die Spur. Ich habe von nichts eine Ahnung. Daran müßt ihr euch gewöhnen: Der alte Mann macht alles allein."
    Das, fand Leo Dürk, war ein schlechter Witz, wenn man bedachte, daß er im Jahr 343 geboren war und Clifton Callamon aus dem 24. Jahrhundert alter Zeitrechnung stammte. Aber er war dem Admiral dankbar für seine moralische Unterstützung.
     
    *
     
    Das Fahrzeug der Gharwos war plump, das Nebenprodukt einer Technologie, die sich darauf spezialisierte, solche Transportmittel zu entwickeln, die die stählernen Stränge des Gharwo-Netzes als Schienen benützten. Es hatte die Form eines Eis und war zweihundert Meter lang. Man brachte Leo Dürk und Clifton Callamon an Bord. Ihre Bewacher, die sie mit ständig schußbereiten Waffen vor sich her trieben, zählten mehr als dreißig. Mit Belustigung nahm der Waffenmeister zur Kenntnis, daß ihnen von Seiten der Gharwos derselbe mißtrauische Respekt entgegengebracht wurde wie von den Netzparias. Er versuchte zu erkennen, wieviele Gharwos an Bord von Torquantuurs Festung zurückblieben. Selbstverständlich hatte er keine Ahnung, wie umfangreich die Streitmacht der Invasoren ursprünglich gewesen war. Aber als er die Ströme türkisfarben bekleideter Krieger sah, die sich von der Oberfläche der Festung lösten und auf das eiförmige Fahrzeug zustrebten, gewann er die Überzeugung, daß „die Dekadenz" sich ganz und gar zurückzog. Anders ergab es keinen Sinn. Kein Führer eines Einsatzkommandos, der auch nur die Spur eines Verständnisses für die Verantwortung seines Amtes hatte, würde eine unzureichende Besatzung an einem Ort zurücklassen, an dem es von Gegnern nur so wimmelte. Er bildete sich ein, daß seine Geschichte mit der Bombe dazu beigetragen habe, die Gharwos zum Rückzug zu veranlassen. Freilich vergaben sie sich damit nichts.
    Torquantuurs Festung besaß keine unabhängige Beweglichkeit mehr - falls sie sie je besessen hatte -, seitdem die Geräte des Kontrollzentrums von den wahllos gefeuerten Salven der Netzparias vernichtet worden waren. Wahrscheinlich gab es nicht einmal mehr die Möglichkeit, die wandernden Fäden auszusenden. Die Parias waren Gefangene ihrer eigenen Behausung, und jetzt, da sie wußten, wo die Festung

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