1191 - Im Schattenreich der Yo
telepathische Stimme. „Frag dich nicht, ob das trübe Plasma Substanz besitzt oder nicht. Dies bin ich. Das Plasma ist der Sitz meines Bewußtseins. Einst war ich körperlich, aber da ich mich vermessen hatte, unter denen, die mir dienen, die Rolle des Herzens der Armada zu spielen, erlegte mir Ordoban eine Strafe auf. Er nahm mir meinen Körper und verbannte meinen Geist in die Plasmamasse."
„Wo ist Ordoban?" wollte Leo Dürk wissen. „Niemand weiß es", kam die Antwort. „Seit langer Zeit hat niemand mehr von ihm gehört. Aber selbst als er noch zu uns sprach, kannten wir seinen Aufenthaltsort nicht.
Er befand sich irgendwo im Innern des Loolandre - aber wo, an welchem Punkt, das erfuhr niemand."
Ein unbestimmtes Gefühl der Trauer schwang in den mentalen Worten mit. Heernx bedauerte sein Schicksal - und das Ordobans -, aber er klagte nicht. Leo Dürk versuchte zu ermessen, was hier geschehen war, aber der Verstand sträubte sich. Zu unübersichtlich waren die Dinge, zu unbegreiflich die Kräfte, die hier eine Rolle spielten. Der Geist des Menschen schreckte zurück vor einer Welt, die um so vieles größer und komplexer war als die seine.
Er horchte auf. Waren das Stimmen gewesen, die er soeben gehört hatte? „Geht jetzt", drängte Heernx von neuem. Kleine, träge Wellen zitterten über die Oberfläche des Plasmas. Es sah aus, als sei der Herr des Planetariums unruhig geworden. „Es bleibt euch nicht mehr viel Zeit."
„Eine Frage noch", beharrte Clifton Callamon. „Wenn wir Ordoban helfen wollen ..."
Leo Dürk schrak zusammen. Diesmal hatte er es deutlich gehört: einen schnarrenden, gutturalen Schrei. Er hatte wie ein Befehl geklungen, und er kam eindeutig aus der Kehle eines Astaluden. Clifton Callamon unterbrach sich mitten im Satz. Er wirbelte herum.
Da kam es durch die Öffnung in der Wand gequollen: eine Horde von Armadamonteuren.
Und im Hintergrund gellte eine Stimme: „Faßt die fremden Spione!"
*
Leo Dürk stand starr. Er wußte, daß er keine Chance hatte. Er konnte den Helm schließen und den Schutzschirm aktivieren. Aber wie lange würde ihm das helfen? Die Armadamonteure waren ohne Ausnahme bewaffnet, und sie hörten auf den Befehl des Astaluden, dessen zyklopenhafte Gestalt sich unter der Wandöffnung abzeichnete.
Clifton Callamon allerdings empfand anders. Es widersprach seiner Mentalität, sich kampflos zu ergeben, auch wenn seine Aussicht auf Erfolg gleich Null war. Leo Dürk sah, wie er den Verschluß des Helmes betätigte. Im nächsten Augenblick erwartete er, den IV-Schirm aufleuchten zu sehen.
Aber dazu kam es nicht mehr. Einer der Armadamonteure schoß heran. Er bewegte sich, als sei es seine Absicht, den Admiral zu rammen. Callamon wollte ausweichen, aber der Roboter vollzog die Bewegung nach und änderte blitzschnell den Kurs. Es gab einen dumpfen Knall, als Mensch und Maschine zusammenprallten. Clifton Callamon warf die Arme in die Höhe und stieß einen wütenden Schrei aus. Eine Sekunde lang hielt er sich schwankend aufrecht. Dann stürzte er über den Rand der Wanne hinab in die milchige Plasmamasse.
Was dann kam, würde Leo Dürk bis an sein Lebensende nicht vergessen. Auf den ersten Blick sah die Lage nicht sonderlich bedrohlich aus. Das Gravo-Pak verfügte über weitaus mehr Leistung, als erforderlich war, um den Admiral aus der zähen, klebrigen Masse zu befreien. Aber Callamon rührte sich nicht. Er verhielt sich steif und leblos, während er Zentimeter um Zentimeter in der schleimigen Flüssigkeit versank. Er mußte beim Zusammenprall mit dem Armadamonteur verletzt worden sein. „Kopf hoch, CG! Ich komme!" schrie der Waffenmeister.
Rings um ihn wimmelte es von Armadamonteuren. Sie kreisten ihn ein - offenbar ungewiß, ob er bewaffnet war oder nicht. Leo schloß den Helm und brüllte einen Befehl an die Steuereinheit des Gravo-Paks. Langsam hob er vom Boden ab und schwebte über den Rand der Wanne hinaus. Die Armadamonteure machten keine Anstalten, ihm zu folgen. Das Innere der Wanne war offenbar ein Bezirk, in den sie nicht eindringen durften.
Inzwischen ragten von Clifton Callamon nur noch Kopf und Schultern aus der träge schwappenden Flüssigkeit empor. Leo Dürk sank nach unten. Um ihn herum schwirrten die Schattengestalten der Yo. Sie wirkten aufgeregt. Sie waren mit irgend etwas beschäftigt. Der Waffenmeister schenkte ihnen zunächst keine Beachtung. Seine Aufmerksamkeit konzentrierte sich auf Clifton Callamon, der etwa sechs Meter unter
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