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1191 - Im Schattenreich der Yo

Titel: 1191 - Im Schattenreich der Yo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ihm immer tiefer in der Plasmamasse versank.
    Ein paar Sekunden später fiel ihm auf, daß die Entfernung sich nicht nennenswert verringerte.
    Er sah sich um und erkannte voller Entsetzen, daß er sich bereits zwanzig Meter unter dem Wannenrand befand. Die Oberfläche des Plasmas wich vor ihm zurück! Die Wanne lief leer!
    Jetzt verstand er das aufgeregte Gehabe der Yo. Die Schatten waren es, die das Planetarium aktiviert hatten. Sie waren es auch, die das Ablaufen des Plasmas bewirkten. Sie waren substanzlose, energetische Schaltund Kontrollelemente, die für den Betrieb des Planetariums verantwortlich waren.
    Noch immer glaubte Leo Dürk nicht daran, daß Clifton Callamon ernsthafte Gefahr drohe. Es ging schließlich nur darum, ihn beim Helm oder sonstwo zu packen und aus dem Schleim herauszuziehen. Aber als er jetzt nach unten blickte, sah der Waffenmeister nur noch eine Blase dort aufsteigen, wo der Admiral sich vor kurzem noch befunden hatte, und hörte sie zerplatzen. „CC!" schrie Leo. „Wo steckst du? Melde dich!"
    Es rauschte im Helmempfänger. Matt, kaum verständlich klang Clifton Callamons Stimme auf: „Er hat mich, Leo. Er gibt mich nicht mehr her. Ich habe keine Kraft mehr... leb wohl, alter Freund..."
    „Red keinen Unsinn", brüllte Leo Dürk, halb wahnsinnig vor Verzweiflung. „Ich hole dich raus ..."
    Er sackte wie ein Stein in die Tiefe. Das Rauschen im Helmempfänger blieb. Die Verbindung war offen, aber Clifton Callamon meldete sich nicht mehr. Leo Dürk schoß auf die Oberfläche der schleimigen Masse zu. Aber als sie sich zum Greifen nahe vor ihm befand und er mit gespannten Muskeln den Ruck des Aufpralls erwartete - da löste sie sich plötzlich auf. Sie verschwand. Sie floß nicht ab: Sie entmaterialisierte.
    Leo Dürk bremste den Flug. Verwirrt und verzweifelt starrte er in den finsteren Schacht, der ihm aus der Tiefe der Wanne entgegengähnte. Es war eine hilflose Leere in ihm, die alles verschlang, was das Bewußtsein an Emotionen zu produzieren vermochte. Er fühlte sich ausgehöhlt, leergebrannt. Noch immer weigerte sich der Verstand zu akzeptieren, daß er Clifton Callamon verloren hatte - den Mann, über dessen starren Eigensinn er sich mehr als einmal geärgert hatte und der dennoch sein Freund gewesen war.
    Clifton Callamon, der durch eine Laune des Schicksals mehr als sechzehn Jahrhunderte überlebt hatte, war nicht mehr.
    Leo Dürk schwebte reglos über der dunklen Schachtmündung. Erst allmählich kam ihm der Lärm zu Bewußtsein, den der Astalude und die Armadamonteure am Rand der Wanne vollführten. Er blickte hinauf. Sie schwebten dicht gedrängt über dem Wannenrand und warteten auf den Augenblick, da sie ihn fassen konnten.
    Gegen diese Übermacht hatte er keine Chance.
    Nein - er wollte sich nicht einfangen lassen. Er hatte keine Lust, den Astaluden-Jungen als Spielzeug zu dienen. Er war des Kämpfens und des Davonlaufens müde. Er brauchte Ruhe.
    Er aktivierte den Energieschirm. Dann gab er der Steuereinheit einen knappen Befehl. Er sank tiefer. Der Schacht kam auf ihn zu. Droben eröffneten die Armadamonteure, als sie sahen, daß er ihnen auf diese Weise zu entkommen plante, das Feuer. Ein paar Schüsse trafen Leo, aber der IV-Schirm absorbierte ihre Wirkung.
    Die Finsternis des Schachtes schloß sich um ihn. Wenn er in die Höhe blickte, sah er das Licht der Planetariumshalle als kleinen Kreis, der ständig schrumpfte. Unter ihm herrschte Dunkelheit. Er wußte nicht, wohin dieser Weg führte. Aber er ahnte, daß eine lange Zeit vergehen würde, bevor er jemals wieder Menschen seiner Art zu sehen bekam ...
     
    ENDE
     

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