1192 - Angriff auf die Hundertsonnenwelt
wurde übergangslos von dieser einen Funkbotschaft überlagert. Automatisch unterdrückte die Positronik alle anderen Meldungen. Der Evakuierungsplan lief, und jede Maschine wußte, was sie zu tun hatte. Von den achthunderttausend funktionsfähigen Posbis kümmerte sich allein die Hälfte um die Ausführung dieses Befehls. Weitere hunderttausend versuchten, die wichtigsten Teile der Produktionsanlagen in Sicherheit zu bringen, wozu vor allem jene halbfertigen Roboter gehörten, in die bereits ein kleiner Teil des Plasmas eingepflanzt war. Der Rest der Roboter kümmerte sich um die in Chort anwesenden Intelligenzen, in der Mehrzahl natürlich Matten-Willys. Das fürsorgliche und bald ängstliche Rufen einer einzelnen Maschine nach Franklin de Mille verhallte ungehört in dem Prasseln, das nur von der Botschaft der ersten Präferenz übertönt wurde.
„Rettet das zentrale Steuerplasma!"
Alles in Chort war in Bewegung geraten. Wo soeben noch unendliche Ruhe geherrscht hatte, gab es jetzt eine Hektik, wie sie der Stützpunktplanet noch nie erlebt hatte. Jeder Roboter versuchte, irgend etwas in Sicherheit zu bringen, und wenn es auch nur ein Feuerlöscher war. In den Augenblicken der Panik beim Erkennen der gefährlichen Vorgänge gerieten die Plasmaanteile der Roboter teilweise außer Kontrolle. Die Positroniken erteilten sich widersprechende Befehle in kürzester Zeitfolge, und die hochgezüchteten Körper stürzten um, weil sie nicht mehr sinnvoll reagierten.
Der Ruf nach Rettung des zentralen Steuerplasmas wurde noch intensiver.
Das Element der Kälte hatte Chort erreicht. Es vollführte einen Überraschungsangriff. An verschiedenen Stellen der ober- und unterirdischen Anlagen bildeten sich erste Kältezonen. Wie Flecke auf der Temperaturkarte nahmen sie sich aus, und sie ergaben zunächst keinen Sinn. Wahllos schienen sie aufzutauchen und ihr verderbliches Werk aufzunehmen. Erster Frost legte sich über die Maschinen und Einrichtungen der Welt. Die vorhandene Atemluft kondensierte, und der Wasserdampf gefror und setzte sich ab. Später erstarrten auch die anderen Gase des Luftgemisches. Erste Metallteile verformten sich oder zerrissen. Die Posbis, die sich in den betroffenen Sektoren aufhielten, litten unter Beeinträchtigungen ihres Bewegungsapparats. Ein paar von ihnen konnten sich nicht mehr retten. Sie blieben bewegungsunfähig stehen oder liegen, und in ihren Hüllen bildeten sich Lecks. Zusammen mit den übrigen Anlagen platzten sie auseinander, und die Positroniken kämpften einen letzten Kampf gegen das Absterben des Plasmas, dessen Erhaltung ihre allerletzten Impulse galten. Schließlich zerplatzten die internen Energieversorgungsanlagen der Roboter, und das Plasma von der Hundertsonnenwelt, das auf hohe Temperaturen und gleichmäßige Wärme angewiesen war, starb ab. Es gefror schneller als das Metall und zersprang in feine Kristalle, die sich überall verteilten.
Ein Wehklagen zog durch den Funkäther Chorts. Die Posbis litten unter dem Tod ihrer Artgenossen. Die letzten Seufzer der Plasmateile wurden von der Positronik ausgestrahlt. Das zentrale Steuerplasma geriet noch mehr in Panik. Auch ein beruhigender Anruf von Tormsen Vary konnte daran nichts ändern.
Einer der Posbis fiel besonders durch seine Hektik auf. Wie ein Gestörter eilte er durch die Anlagen. Er brachte nichts in Sicherheit und nahm nicht den Weg zur Oberfläche oder den Hangars, wo die Fragmentraumer warteten. Er drang immer tiefer in Chort ein, und in seinem Innern beherrschte der Auftrag, den der Ertruser ihm gegeben hatte, alles.
Es galt, intelligentes Leben zu retten. Dies stellte der Posbi aus positronischen Gründen über seine eigene Existenz und wurde von seinem Plasmateil darin bestärkt. Für ihn gab es nur ein Ziel. Er mußte Curruzzel finden. Da der Funkverkehr sich nicht mehr für eine Suchdurchsage eignete, mußte sich der Kastenroboter auf seine Kenntnisse verlassen. Er wußte ungefähr, wo Curruzzel gearbeitet hatte.
Also drang der Posbi immer tiefer in die Anlagen Chorts vor, entfernte sich immer mehr von der rettenden Oberfläche der Dunkelwelt, die ohne Sonne mitten im Leerraum hing. Er konnte nicht erkennen, daß sich die einzelnen Flecken des Kälteelements wie auf einen gemeinsamen Befehl hin stern- und strahlenförmig ausdehnten und ihre Vereinigung anstrebten. Es würde nicht mehr lange dauern, bis das Zentrum des Planeten abgeschnitten war.
Noch immer herrschte der Notruf vor.
„Rettet das zentrale
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