1192 - Angriff auf die Hundertsonnenwelt
gesehen.
Das Spektrometer zeigte, daß das Gebilde grün leuchtete.
Ein Gedanke durchzuckte den Ertruser. Das kleine Schiff konnte kein Gefangener sein. Sein Erscheinungsbild wies darauf hin, daß es zum Dekalog gehörte. Und die Tatsache, daß es sich mit der MASCHINE in sieben Lichtjahren Entfernung postiert hatte, konnte nur bedeuten, daß es verwundbar war.
Mit fliegenden Fingern programmierte er eine möglichst genaue Linearetappe. Er übergab das Kommando an ein anderes Schiff des Verbandes, das den Akonen gehörte. Dann nahm er Fahrt auf und raste tangential zur Verteidigungslinie in den Weltraum hinaus. Kurz darauf verschwand das Schiff aus der Ortung und erschien in unmittelbarer Nähe eines kleinen Schiffes mit Spitzkegelform.
„Feuer!" schrie Hert, und die Geschütze spien alles aus, was sie hergeben konnten. Der größte Teil der Besatzung hatte noch immer nicht begriffen, was da vor sich ging.
Flammenlohen hüllten das kleine Schiff ein, in dem der Ertruser rein gefühlsmäßig einen Beobachter höherer Warte oder gar den Auftraggeber des Angriffs vermutete. Möglicherweise war es die PRIMAT DER VERNUNFT, das Schiff des Elements der Lenkung.
Das Schiff schluckte die Energie und rührte sich nicht vom Fleck.
Es machte auch keine Anstalten, die Anwesenheit eines Angreifers zur Kenntnis zu nehmen. Langsam dämmerte es Gunnar Hert, daß der Spitzkegel unangreifbar war.
Er schalt sich einen Idioten, aber es war bereits zu spät. Ein Flimmern war plötzlich um das Schiff, und der Computer, auf die Erscheinungen" des Dekalogs programmiert, gab Kältealarm. Das grüne Schiff und die in einiger Entfernung stehende MASCHINE wurden trüb und verschwanden schließlich ganz hinter den schwarzen Schleiern. Der Weltraum bestand nur noch aus glitzernden, weißen Pünktchen, die in den Augen schmerzten.
Der Antrieb des Schiffes erstarb. In diesem Augenblick begriff Gunnar Hert, was er für ein Dummkopf gewesen war. Er war blindlings in eine Falle geflogen. Natürlich hätte er sich denken können, daß das Schiff nicht schutzlos mitten im Leerraum stand.
Irgendwie hatte er sich vergessen.
Das Schweigen, das sich über die Zentrale legte, war schlimmer als das Nichts, das das Schiff einhüllte. Wütende Männer und Frauen starrten ihn an, und er war etliche Sekunden nicht in der Lage, einen vernünftigen Ton von sich zu geben.
„Los!" ächzte er endlich. „In die SERUNS und Raumanzüge.
Schaltet eure Heizaggregate auf Höchstleistung. Wir versuchen, uns zu dem kleinen Schiff durchzuschlagen. Nehmt so viele Strahler mit, wie ihr könnt!"
Das Knirschen, das aus den Randbezirken des Schiffes übertragen wurde, belehrte ihn, daß ihnen keine Zeit blieb, großartige Manöver durchzuführen. Sie holten ihre Anzüge hervor und stiegen hinein.
Noch war es warm in der Zentrale, aber fast gleichzeitig mit den ersten Schadensmeldungen traf auch die Kälte ein. Sie kroch die Korridore entlang, und die Besatzungsmitglieder, die sich ohne Ausnahme im Zentrum der NESVABIA versammelten, brachten sie aus den Außenbezirken mit.
Es ging rasend schnell. Das Element der Kälte eroberte das Schiff im Sturm, und während es in den Außenstationen bereits zu ersten Zerstörungen kam, begannen die Männer und Frauen im Zentrum trotz eingeschalteter Heizaggregate zu frieren.
Dann fielen die Aggregate aus, und die Kälte drang durch die Anzüge in die Körper der Menschen und ließ das Blut in ihren Adern stocken. Niemand rührte sich. Außer ein paar heiseren Flüchen auf den Kommandanten war nichts zu hören. Keiner vergriff sich an Hert, obwohl alle in akuter Lebensgefahr schwebten und er die Schuld daran trug. Nur ein einziges Mal erklang eine Frage. Der Sprecher fiel gleich danach um, und sein Raumanzug ächzte und krachte.
„Hast du dich vergessen?"
Nein! schrien seine Gedanken. Ich habe mich nicht vergessen. Ich habe nur an mich allein gedacht. Ich habe euch vergessen!
Steif hing er in, seinem Raumanzug. Nichts konnte er mehr bewegen, sogar die Augenlider gehorchten den Befehlen nicht mehr, die das Gehirn über die Nerven an die Muskeln weitergab.
Gleich muß es geschehen, wußte er. Es geht viel schneller, als bisher beobachtet. Der Sturz in die Minuswelt.
Ohne den Weltraum draußen beobachten zu können, spürte er die Veränderung. Die Perspektive in der Zentrale erschien ihm mit einemmal verzerrt. Nicht mehr dreidimensional, wie er es gewohnt war. Es wurde noch kälter, und irgendwann schliefen seine Gedanken
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