1193 - Gestern ist heute
zu verfolgen.
„Ich habe mich nicht aufgegeben", versicherte die Urzelle. „Wenn deine Idee gut ist, werde ich sie ausführen. Sag mir, was ich tun muß."
*
Natürlich konnte er nicht erwarten, daß die Urzelle ihn mit offener Zuneigung als Retter begrüßte. Insgesamt jedoch hatte er sich die Aktion einfacher vorgestellt. Während des ganzen Gesprächs legte das Plasma seine mißtrauische Zurückhaltung nicht ab.
Jetzt, nachdem er seine Vorstellungen übermittelt hatte, zog sich Kazzenkatt eine Weile zurück. Er wollte dem Plasmawesen Gelegenheit geben, in Ruhe darüber nachzudenken, die spontane Abwehrreaktion und den instinktiven Schock zu überwinden.
Es war ihm jedoch klar, daß es damit nicht getan war. Das Schwerste lag noch vor ihm.
Ausgeschlossen, daß die Urzelle seinen Vorschlag kritiklos übernahm. Sie würde viele Fragen stellen - und ihm blieb keine Wahl, als zumindest halbwegs überzeugende Antworten zu liefern.
Längst hatte er sich einen Plan dafür zurechtgelegt. Die Argumente waren ausgearbeitet und abrufbar.
Ob sie ihren Zweck erfüllten, mußte sich erweisen. Es war der letzte Unsicherheitsfaktor, der den Erfolg der Dritten Offensive noch gefährdete.
Der einzige Vorteil, den er gegenüber dem Plasma besaß, lag zweifellos in dessen seelischer Bedrängnis. Nur ein ausgeprägter Selbsterhaltungstrieb würde sich über die zwangsläufig verbleibenden Widersprüche hinwegsetzen. Kazzenkatt wußte das, und er rechnete damit. Kein denkendes Lebewesen würde in letzter Konsequenz eine auch noch so unwahrscheinliche Chance zur Rettung auslassen und den sicheren Tod bevorzugen.
Die Bedenkzeit, die er der Urzelle einräumte, nutzte Kazzenkatt, um seiner Lenkungsfunktion nachzugehen. Er floß durch die Individuen des Chronimalenschwarms und bekräftigte die zuletzt gegebenen Anweisungen. Es war wichtig, daß der Tausch der Zeitebenen bis zum Abschluß der Aktion stabil blieb. Die kleinen Kreaturen würden keine Schwierigkeiten machen. Sie waren zuverlässig. Seine Befehle befolgten sie widerspruchslos.
Kazzenkatt wandte sich ab und konzentrierte sich wieder auf Rando I. Die eintreffenden Mentalströme des Plasmas signalisierten ihm deutlich, daß sich die Urzelle inzwischen beruhigt hatte. Sie war bereit, den Vorschlag zu prüfen und nähere Einzelheiten zu erfahren.
„Du erwartest von mir", verstand er, „daß ich den Bauplan meiner Substanz modifiziere. Du möchtest, daß alles neu geschaffene Plasma eine Veränderung im genetischen Bereich aufweist..."
„Ich erwarte das nicht. Ich empfehle es."
„Wie auch immer: Die Idee ist schlecht."
Kazzenkatt mußte sich zusammenreißen, um seine Enttäuschung zu unterdrücken. Nicht noch einmal durfte er die Urzelle merken lassen, was in ihm vorging, sonst war das Spiel verloren. Damit, daß sie seinen Vorschlag kompromißlos verdammen würde, hatte er bei aller theoretischen Planung nicht gerechnet.
Nur einen Moment später wurde ihm klar, daß ihre ablehnende Haltung keineswegs endgültigen Charakter besaß. Dies konnte sie sich in ihrer verfahrenen Situation nicht leisten. In Wahrheit wollte die Urzelle ihn herausfordern. Sie taktierte, weil sie ihm mißtraute.
„Es gibt keinen anderen Weg", bekräftigte er. „Wenn du nichts unternimmst, wirst du sterben. Nur durch die Produktion genetisch veränderten Plasmas läßt sich der Untergang aufhalten."
„Du mußt zugeben, daß es unglaubwürdig klingt. Die Bomben, die in meiner Gegenwart heranrasen, sind robotisch gesteuert. Nichts kann ihren Kurs beeinflussen. Es macht keinen Unterschied, welche Genstruktur meine Substanz aufweist. Ich erkenne keine Logik."
„Weil du von falschen Voraussetzungen ausgehst. Du glaubst, weil du mit deiner normalen Suggestivgabe die Schaltkreise der Bombensteuerung nicht erreichen konntest, sei dies überhaupt unmöglich. Darin liegt dein Irrtum. Auch Roboter lassen sich aufhalten. Man braucht nur die passenden Impulse, vereinfacht ausgedrückt. Mit einer geringfügig veränderten Genstruktur wird es dir möglich sein, sie zu erzeugen."
Eine Weile schwieg die Urzelle. Kazzenkatt merkte, wie er allmählich ungeduldig wurde. Die Zeit verrann, während er nur langsam und in äußerst kleinen Schritten auf den Erfolg zusteuerte.
Sein Problem war, daß er das Plasma brauchte. Er war darauf angewiesen, daß die Urzelle ihm die benötigte Substanz lieferte - also mußte er warten.
„Du besitzt Informationen über meinen genetischen Aufbau?"
vernahm er
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