1193 - Gestern ist heute
zu erfahren. Kazzenkatt jedoch zögerte keine Sekunde. Er antwortete prompt.
„Weil ich dir nur helfen kann, wenn du mich dabei unterstützt. Wir müssen zusammenarbeiten."
Abermals vermittelte er ihr nur ein winziges Bruchstück an Information, gerade so viel, wie ihm tunlich erschien. Er ließ sie seine Macht spüren. Gucky hätte das nicht getan. Die Urzelle empfand Kazzenkatts Auskunft als unehrlich, rein zweckbestimmt.
Der Fremde spielte mit ihr. Er benutzte sie. Aber wozu?
In ihrem eigenen Interesse würde sie es herausfinden müssen. Sie beschloß, ihrerseits die Initiative zu übernehmen.
„Wovor willst du mich retten?"
Sie bemerkte, wie er zögerte. Mit der Frage hatte er nicht gerechnet. Im Grunde war sie unlogisch - vielleicht deshalb. Sofort setzte sie nach.
„Wovor, Kazzenkatt?"
„Vor den Meistern der Insel. Vor den Kernbomben, die sie geschickt haben, um dich zu vernichten."
Natürlich, wovor sonst! Doch die' Vernichtung hätte nach allem, was die Urzelle von den Terranern erfahren hatte, längst stattfinden müssen. Sie ging aufs Ganze.
„Es gibt keine Bomben mehr, Kazzenkatt. Sie sind verschwunden.
Ich bedarf deiner Hilfe nicht."
Das Plasma auf Rando Izuckte förmlich zusammen unter dem unkontrollierten Impuls, der es überschwemmte. Für den Bruchteil eines Augenblicks hatte Kazzenkatt die Kontrolle über sich verloren und etwas von seinem wahren Wesen vermittelt. Er fing sich jedoch sofort wieder.
„Du verkennst die Realitäten. Nicht die Bomben sind verschwunden, wie du meinst. Die Veränderung hat sich an dir selbst vollzogen, durch einen Vorgang, dessen Ergebnis nicht endgültig ist."
„Erkläre mir das."
„Ich habe dir einen Aufschub verschafft - nicht mehr, aber auch nicht weniger. Durch meine Initiative wurdest du aus deiner Gegenwart herausgerissen und in meine Zeit geholt, die für dich die Relativzukunft ist. Wie lange ich diese Manipulation aufrechterhalten kann, ist ungewiß. Früher oder später wirst du zurückstürzen, und zwar exakt in jene Sekunde, aus der du stammst.
Die Bomben, die du verschwunden wähnst, werden wieder auftauchen."
Die Urzelle erschrak so heftig, daß sie die von ihr gesteuerte Produktion neuer Substanz verlangsamte. Sie war wie betäubt. An einem Punkt, bildete sich eine kreisförmige Erhebung auf der Oberfläche des Plasmas, die in einer konzentrischen Bewegung um den gesamten Planeten wanderte, bevor sie wieder versiegte: Ausdruck der Angst und Eingeständnis ihrer Ohnmacht.
Jetzt wußte sie; was geschehen war, und sie hegte keinen Zweifel, daß Kazzenkatt die Wahrheit sprach. Die Erklärung war viel zu phantastisch, als daß er es hätte wagen können, sie ihr anzubieten, wenn sie erlogen wäre.
Ihr Mißtrauen allerdings erlosch nicht. Obwohl der Fremde ihr bis zu einem gewissen Grad reinen Wein einschenkte, blieben seine Aussagen bewußt spärlich dosiert. Er hatte die erwachende Selbstsicherheit untergraben und von neuem ihre Angst geweckt.
Aber er ließ ihr einen Funken Hoffnung. Er kalkulierte mit ihrem Überlebenswillen.
Ich könnte dich retten, hatte er behauptet. Zumindest würde sie hören müssen, welche Möglichkeiten er ihr anbot. Zur sonst eintretenden Vernichtung gab es keine Alternative, und er wußte das.
Vorsichtig nahm sie die Mentalverbindung wieder auf.
„Wenn ich dich richtig verstanden habe, ist mein Schicksal bereits besiegelt. Der Rücksturz in meine Gegenwart kommt unausweichlich. Wie also willst du mir helfen?"
„Helfen", betonte Kazzenkatt, „helfen mußt du dir selbst. Ich kann dir lediglich den Weg weisen."
Die Urzelle blieb wachsam. Wenn es wirklich eine plausible Lösung gab, wenn der Fremde sie wirklich retten wollte, warum erging er sich dann fortwährend in Andeutungen und reichte lediglich winzige Häppchen?
„Du weißt um meine Not und wirst doch nicht konkret", hielt sie ihm vor. „Du sagst, ich werde zurückstürzen, jetzt oder später.
Trotzdem behältst du deine Informationen für dich."
„Ich warte, ob du sie hören willst.
Ich kenne nur wenig von deinem Charakter. Mag sein, daß du dich bereits aufgegeben hast, dann wäre mein Vorschlag nutzlos, weil er deines aktiven Einsatzes bedarf. Nur wenn du mit deiner ganzen Willenskraft daran arbeitest, wird er seinen Zweck erfüllen."
Es klang zumindest einleuchtend, wenn auch nicht überzeugend.
Der Fremde hielt an seiner Strategie fest. Noch immer war ihr unklar, wie weit er sie dabei lediglich benutzte, um insgeheim eigene Ziele
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