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1197 - Unhold in der Nacht

1197 - Unhold in der Nacht

Titel: 1197 - Unhold in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sich der Wolf in einem bestimmten Umkreis bewegte. Ich kannte die Gegend von der Nacht her, jetzt sah ich sie am Tage und musste zugeben, dass sie nicht viel anders aussah.
    Es war zwar heller geworden, wobei die Helligkeit eher mit dem Begriff Grau umschrieben werden konnte, aber die Dunkelheit hatte einen Vorteil gebracht. Sie hatte die Trostlosigkeit dieses ehemaligen Fabrikgeländes überdeckt.
    Was wir jetzt zu sehen bekamen, nachdem wir auf das Gelände mit seinem rissigen Pflaster und den mit Unkraut überdeckten Schienen gefahren waren, ließ unsere Herzen nicht eben jubeln. Da war die große Tristesse angesagt. Es standen noch mehrere alte Fabrikgebäude. Gebaut aus Ziegeln, die allesamt ihre ursprüngliche Farbe verloren hatten: Sie waren mal dunkelrot gewesen. Jetzt hatten Feuchtigkeit und Dreck einen Grauschleier gebildet, den selbst der härteste Regen nicht abwaschen konnte.
    Ich lenkte den Rover dorthin, wo bereits einige Fahrzeuge standen. Sie alle gehörten zu den älteren Semestern. Da war der Rover direkt ein. Prachtstück.
    Über uns zogen sich alte Rohre her. Graue Dinger, durch die längst nichts mehr floss oder dampfte.
    Drei Gebäude sahen wir. Sie standen in rechten Winkeln zueinander. Sie waren auch durch Rohre miteinander verbunden und ein wenig tiefer auch durch Übergänge. Schmale Stege oder Brücken aus Eisen mit Metallstufen, die durchsichtig waren. Nichts für Leute, die unter Schwindel litten.
    Dass hier Menschen lebten, die arbeiteten, war nicht zu sehen. Wir waren momentan die Einzigen, die sich hier draußen bewegten. Ob hinter den Fenstern jemand stand, der uns beobachtete, war nicht zu sehen, obwohl die Fenster sehr groß waren. Aber das Glas war bleigrau, und jedes Fenster war aus zahlreichen Einzelteilen gefertigt, sodass das Ganze ein Mosaik bildete.
    Einige Fenster standen gekippt. Auch schimmerte Licht hinter dem Glas. Die Ateliers und Werkstätten waren also nicht leer.
    Wir hatten uns eigentlich keinen besonderen Plan zurechtgelegt. Was wir trieben, war die reine Polizeiarbeit. Wir wollten die hier arbeitenden Menschen befragen, ob ihnen etwas aufgefallen war.
    Es war ja möglich, dass der eine oder andere etwas entdeckt hatte, was uns weiterbringen konnte.
    Es war gleichgültig, bei welchem der drei Bauten wir anfingen. Suko stieß eine breite Metalltür auf, und wir fanden uns in einem leeren, flurähnlichen Raum wieder. Es brannte Licht. Es war sogar hell, und es gab auch einige Schilder an der schmutzigen Innenwand.
    Darauf stand zu lesen, wer sich hier alles eingenistet hatte. Fotografen, Maler, Bildhauer, Computer-Junkies, die nach neuen Chancen forschten, und einen davon fanden wir hier unten. Hinter der Mauer musste sich das Büro befinden.
    Der Zugang war uns durch eine Tür versperrt, die sich nach unserem Klingeln wie von selbst öffnete. Wir betraten ein Chaos, in dem drei Menschen herrschten.
    Alles stand herum.
    Auf dem Boden, auf den Tischen. Kabel bildeten Stolperfallen. Sie wanden sich wie graue Schlangen über den Steinboden. Einzeln und gebündelt. Sie vernetzten die einzelnen Computer miteinander. Auf den inneren Fensterbänken standen leere Tassen, zwei Kaffeemaschinen, nicht ganz geleerte Pizza-Kartons, leere Dosen und Flaschen mit Mineralwasser.
    Drei junge Männer waren hier am Werk. Zwei ließen sich nicht stören. Sie starrten auf die Bildschirme, als hinge ihr Leben davon ab. Der dritte hatte sich bei unserem Eintreten mit seinem Stuhl gedreht und blickte uns durch die runden Gläser einer Siebziger-Jahre-Intellektuellenbrille entgegen.
    Er war ein schmaler Typ mit langen Beinen, die in einer Röhrenjeans steckten. Über sein Sweatshirt hatte er eine Wolljacke gestreift, deren Reißverschluss nicht geschlossen war. Blonde Haare hingen bis auf die Schultern hinab.
    »Hi«, sagte ich.
    Der Knabe stand nicht auf. »Kunden seid ihr nicht. Sponsoren auch nicht.«
    »Stimmt genau«, sagte ich.
    »Was wollt ihr?«
    »Fragen stellen«, meinte Suko locker.
    »Hör mal zu, Mann, wir sind hier im Stress. Wir haben nur noch zwei Tage Zeit, um eine große Sache durchzuziehen, sonst wird uns der Geldhahn abgedreht. Da haben wir keinen Bock, eure Neugierde zu befriedigen.«
    »Wäre aber besser für Sie«, sagte ich und zeigte ihm meinen Ausweis.
    Er schnappte mit seinen knochigen Fingern danach, schaute ihn an und verdrehte die Augen.
    »Scheiße, Scotland Yard. Was haben wir denn jetzt verbrochen?«
    Ich nahm den Ausweis wieder an mich. »Gar nichts, denke

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