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1197 - Unhold in der Nacht

1197 - Unhold in der Nacht

Titel: 1197 - Unhold in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Wolfs.
    Und doch war es so.
    Es gab ihn.
    Und er hockte in dem Verlies, das er durch einen Tunnel erreichen konnte.
    Innerhalb des auslaufenden Lichts entstand eine Bewegung. Ezra Hayden hörte auch das Kratzen der Pfoten, als das Wesen über den schmutzigen Boden glitt. Ein schwacher Schatten entstand, der über die Wände huschte, und einen Moment später tauchte schon das Gesicht auf, als sich das Wesen gereckt hatte.
    Ezra Hayden hielt den Atem an!
    Nur für einen Moment, denn dann hatte er das Gefühl, einen Schlag ins Gesicht zu bekommen. Er schüttelte den Kopf. So etwas zu sehen, war unglaublich. Er zuckte zurück, weil er nicht mehr hinschauen konnte. Der Magen revoltierte, und noch immer hoffte er, sich geirrt zu haben.
    Durch die Bewegung zurück war er auf seinen Hintern gefallen. Jetzt stemmte er sich wieder hoch und verfluchte sich dafür, dass er zitterte.
    Kalter Schweiß war ihm ausgebrochen. Begriffe wie »Hölle« und »Weltuntergang« schossen ihm durch den Kopf. Er dachte an die warnenden Worte des Pfarrers aus seiner Kindheit. Der Mann hatte immer gern vom Jüngsten Gericht gesprochen. Jetzt glaubte der Präparator, einen Vorboten des Jüngsten Gerichts gesehen zu haben.
    Das war der blanke Wahnsinn!
    Aus der Tiefe des Lochs hörte er die Geräusche.
    Etwas kratzte über die Sprossen der Leiter hinweg und nahm an Lautstärke zu.
    Er war kein Mensch mehr, er war auch kein Tier, er war eine schreckliche Mischung aus beidem.
    Eine satanische Manipulation, eine Bestie und Angstbringer.
    Ezra Hayden wollte weg. Er konnte nicht. Wie angewachsen blieb er auf der Stelle stehen, den Blick unverwandt auf die offene Luke gerichtet.
    Und dann kam er.
    Ezra Hayden verlor den Glauben an die Welt…
    ***
    Konnte ein Mensch schlafen und dennoch von der Angst geschüttelt werden?
    Das hatte Kelly O'Brien bisher nicht gewusst und es sich auch nie vorstellen können, doch nach dieser Nacht war alles anders geworden. Ja, das gab es.
    Sie hatte geschlafen und war trotzdem von einer irren Angst gepeinigt worden. Es gab dafür keinen Vergleich, keinen Ausdruck. Sie musste es einfach hinnehmen, und auch nach dem Erwachen lösten sich diese schrecklichen Albträume nicht.
    Als sie sich schließlich bis unter die Dusche gequält hatte, kam ihr zu Bewusstsein, dass sie noch lebte. Sie ließ das Wasser rauschen und hatte dabei das Gefühl, jeden Tropfen einzeln zu spüren, der auf ihre Haut prallte.
    Leben - Leben einsaugen. Leben genießen. Sich darüber freuen, dass man noch da war.
    Es hätte so sein müssen, aber genau das war es nicht. Sie konnte sich darüber einfach nicht freuen, denn es gab noch die verfluchte Erinnerung an die vergangene Nacht.
    Zu schlimm waren ihre Erlebnisse gewesen. Zu exzessiv. Eine Performance des Grauens lag hinter ihr. Eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Mal Hölle, mal Himmel, und noch jetzt steckte beides in ihr und kochte fast über.
    Kelly O'Brien zog sich an. Sie tat es mit routinierten Bewegungen, und sie wunderte sich darüber, dass sie in den letzten Minuten das Zeitgefühl verloren hatte. Da war einfach ein Loch. Sie konnte sich kaum daran erinnern, die Dusche verlassen zu haben, und jetzt stand sie angezogen vor dem Spiegel in ihrem kleinen Schlafzimmer. Sie trug eine blaue Jeanshose, die an den Rändern der Taschen mit bunten Perlen bestickt war, dazu einen Pullover in verschiedenen Blautönen, bis hin ins leichte Grün und Schuhe aus weichem Leder, die beinahe an Turnschuhe erinnerten.
    Was tun? Wie ging es weiter?
    Kelly fand keine Antwort. Sie orientierte sich an dem, was sie wusste. Es stand fest, dass sie Glück gehabt hatte. Großes Glück sogar. Sie war dem Monstrum entkommen, doch das war nicht ihr Verdienst gewesen, sondern das eines anderen Menschen.
    John Sinclair.
    Wieder mal.
    Der Name wollte ihr nicht aus dem Kopf. Auch nicht beim Kaffee, den sie mit langsamen Schlucken trank. John war ein Mensch, auf den man sich verlassen konnte. Er hatte auch keine Furcht vor der Bestie gezeigt. Er hätte sie beinahe erwischt. Wie ein Berserker war er ihr entgegengestürmt.
    Letztendlich war das Schicksal leider gegen sie gewesen. Kelly saß an ihrem kleinen Tisch. Sie nippte am Kaffee, aß dazu einen sehr trockenen Zwieback, schaute ansonsten ins Leere und war nur mit den eigenen Gedanken beschäftigt, ohne eigentlich direkt mitzubekommen, was sie alles dachte.
    Sie war dem Tod haarscharf entkommen. Aber das Spiel war noch nicht beendet. Es ging weiter.
    Immer weiter. So lange,

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