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1198 - Varunas Hexenreich

1198 - Varunas Hexenreich

Titel: 1198 - Varunas Hexenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nur aus dem Schlamm raus. Alles andere war unwichtig geworden.
    Dass es nicht leicht sein würde, bekam ich bereits beim ersten Versuch zu spüren. Ich kam mir vor wie früher im Sportunterricht, als wir an Seilen der Decke entgegenhangeln mussten. Das war nie so leicht gewesen, und heute ebenfalls nicht.
    Die Masse wollte mich nicht freigeben. Sie klebte wie zäher Lehm um Beine und Hüften. Ich gab mir wahnsinnige Mühe, und bei dieser Anstrengung traten mir die Tränen in die Augen. Ich kämpfte voller Verzweiflung weiter. Es war schlimm. Ich setzte alles ein und hörte neben mir ein Schmatzen.
    Der schnelle Blick nach links. Suko war schon weiter als ich. Er steckte nur noch mit den Schienbeinen im Schlamm und hatte meinen Blick bemerkt.
    »Du schaffst es!«, keuchte er mir zu. »Nicht aufgeben. Mach weiter!«
    Das tat ich auch. Es war brutal. Es war echt die Härte. Klimmzüge waren nichts dagegen. Aber ich arbeitete nicht umsonst, denn ich spürte, wie sich meine Füße lösten und ich mich ein kleines Stück in die Höhe zog.
    Fast ein Wunder!
    Es gab mir Kraft. Ich machte weiter. Ich dachte an nichts anderes mehr. Auch nicht an die Schwäche, die mich möglicherweise noch überfallen konnte.
    Wichtig war auch, dass ich das Seil nicht losließ. Wenn das eintrat, war es vorbei. Es war zudem glatt geworden. Ich hatte Mühe, es so zu umklammern, dass meine Hände nicht abrutschten. Die Haut war an den Handballen schon leicht aufgescheuert, doch das war ein Nichts gegen den Erfolg.
    Aus eigenen Kräften aus dem Sumpf ziehen. Dieses alte Sprichwort war für mich zur Wahrheit geworden.. Ich packte es. Ich zog mich Stück für Stück höher. Ich rutschte über den Teppich aus Laub, und wenn ich auf dem Bauch liegend nach links schaute, dann sah ich auf Sukos Füße.
    Er hatte es bereits geschafft. Der Rest war für ihn fast ein Kinderspiel. Über die Hand griff er immer wieder nach dem Seil und kam so höher. Er nahm auch noch die Knie zu Hilfe und rutschte Varuna aufwärts entgegen.
    Sie stand noch immer an der gleichen Stelle und schaute zu. Die Hände in die Hüften gestützt, den Mund zu einem kalten Lächeln verzogen, den Blick in den Graben gerichtet. Die beiden Seile musste sie irgendwo hinter sich an Baumstämmen verknotet haben, denn sie selbst hätte sie wohl kaum halten können.
    Mit einer lässigen Handbewegung bedeutete sie mir, mich zu beeilen. Das war nicht so einfach. Ich wollte mich auch nicht verspotten lassen. Aber ich machte weiter - und hatte es plötzlich geschafft.
    Ein Ruck. Hinzu kam das schmatzende Geräusch, als sich meine Füße aus dem Schlamm lösten.
    Geschafft!
    Nein, nicht ganz. Ich musste noch hoch. Aber das war ein Kinderspiel, auch wenn das nasse Laub fast so glatt wie eine Rutschbahn war. Ich nahm die Beine noch als Unterstützung, indem ich sie anwinkelte und die Knie gegen den Boden drückte. Dann bewegte ich sie wie ein Frosch und hatte es schließlich geschafft, den oberen Rand zu erreichen, über den ich hinwegkroch.
    Wie von selbst rutschte mir das rettende Seil aus den Händen. Ich war fertig. Ich war geschafft erledigt. Ich fror und zitterte am gesamten Körper. Von den Hüften abwärts klebte die Kleidung fest, doch das war zweitrangig. Es zählte einzig und allein, dass ich noch am Leben war.
    Bäuchlings lag ich auf dem feuchten Laub. Den Kopf hatte ich zur Seite gedreht. So berührte nur meine Wange den Boden. Es würde etwas dauern, bis ich wieder zu mir kam und normal reagieren konnte. Zunächst musste die Erschöpfung überwunden werden, und das würde ich schaffen, da kannte ich mich selbst gut genug.
    Okay, es ging wieder. Zwar zitterten mir noch die Glieder, aber es gelang mir, mich langsam in die Höhe zu stemmen, mich zu drehen und hinzusetzen.
    Auch Suko saß. Er hatte seinen Platz allerdings auf einem Baumstamm gefunden und grinste mich an. Die beiden Seile waren tatsächlich um einen Baumstamm geknotet worden, und sie hatten auch gehalten.
    Varuna stand da wie eine Königin. Um uns herum breitete sich ein lichter Wald mit nur wenig Unterholz aus. Ansonsten bot der Boden den üblichen Anblick. Eben diesen Teppich aus altem Laub, aus dem nur hin und wieder etwas Grünes hervordrang. Gras und Winterfarne.
    »Hast du deinen Spaß gehabt?«, fragte ich sie, kniete mich und kam danach wieder in die Senkrechte.
    »Spaß? Ich weiß nicht, ob es ein Spaß gewesen ist«, erwiderte sie. »Ihr hättet den Weg nicht zu gehen brauchen. Es ist allein eure Schuld gewesen.

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