1199 - In den Klauen des Ghouls
sich zur Wehr.
Er bohrte die Hände in die Masse hinein. Er ließ sie an dem Körper hochwandern. Das Gesicht des Ghouls war sein Ziel. Er suchte dort die Augen, musste am Mund vorbei, und plötzlich schnappten die beiden Zahnreihen zu.
Es war wie ein Stromschlag, der den Wirt durchfuhr. Irre Schmerzen zuckten durch seine linke Hand, und in einem Reflex bäumte er sich so stark auf, dass er es sogar schaffte, den Ghoul zur Seite zu drücken. Für einen Moment bekam er wieder Luft und jagte seinen Schrei durch den alten Keller.
Elmar wollte es nicht. Er schlug seine Pranke auf den Mund des Menschen, dann rollte er sich zur Seite, kam wieder auf die Beine und zerrte Dorsey an den Haaren in die Höhe.
Er hielt einen taumelnden und schreienden Mann fest, der seine linke Hand schlenkerte, bei der die Finger bis auf die Knochen eingebissen waren. Das Blut spritzte in die Gegend, das Schreien hörte nicht auf, und der Ghoul schleifte den Wirt quer durch den Keller bis zur gegenüberliegenden Wand.
Er warf ihn gegen das harte Hindernis, und der Wirt war nicht mehr in der Lage, sich auf den Beinen zu halten. Er sackte vor dem Ghoul in die Knie.
Jetzt war der Ghoul in seinem Element. Jetzt konnte er den Mann mit einem Schlag töten, um ihn danach als Beute zu nehmen.
Er hatte seine Opfer stets auf die verschiedensten Arten und Weisen umgebracht, aber mit einem gefüllten Wasserkassen hatte er noch keines erschlagen.
Das wollte er jetzt tun.
Dorsey würde sich nicht mehr wehren können. Er lag bereits wie tot auf dem Boden.
Elmar benutzte beide Hände, um den Kasten anzuheben. Jetzt kehrte wieder der Spaß zurück, den er in solchen Situationen spürte. Er würde zum Zug kommen, er würde…
»He, was machst du denn da!«
Die Stimme irritierte ihn. Ein Mensch hatte gesprochen, und er hatte ihn aus dem Konzept gebracht, denn der Ghoul stand da und schlug nicht zu. Er hielt den gefüllten Kasten hoch über seinem Kopf, zielte auch auf den Mann, aber er ließ den Kasten nicht fallen, denn auf der vierstufigen Treppe stand oben ein Mann mit einem grauen Bart. Er trug eine flache Mütze auf dem Kopf und starrte den Ghoul an.
»Was stinkt denn hier so schlimm?«
Elmar senkte den Kasten. »Wer bist du überhaupt?«
Der Ghoul stellte den vollen Kasten auf den Boden.
»Scheiße, gib Antwort. Wo ist Dorsey?«
Als der Gast keine Reaktion erlebte, handelte er. Er kam die restlichen Stufen herab, um zu sehen, was passiert war.
Elmar drehte sich.
Er dachte weniger an das zweite Opfer, als an einen zweiten Zeugen, der aus dem Weg geräumt werden musste. Nahe der Wand war das Licht nicht so hell wie in der Mitte. Da hatte man ihn von der Treppe her nicht so genau erkennen können.
Das änderte sich, als er dem Gast entgegenkam, dem plötzlich klar wurde, welch ein Monster ihm gegenüberstand.
Der Schreck dauerte nur zwei, drei Sekunden, dann verzerrte sich sein Gesicht. »Nein, verdammt, nein! Das ist nicht wahr! Das kann nicht stimmen. Das ist furchtbar. Dich… dich…« Seine Stimme versagte, und er wich zurück.
Er dachte nicht mehr an die letzte Stufe. So prallte er mit der Hacke dagegen und konnte den Fall nach hinten nicht mehr stoppen.
Rücklings blieb er liegen.
Elmar wusste, was zu tun war. Er musste sich den Mann holen und walzte auf ihn zu. Auf dem Boden blieb jetzt eine Schleimspur zurück. Das menschliche Aussehen hatte er fast völlig verloren. Er war nur noch eine Masse aus Schleim. Im Innern fester als außen.
Der Mann sah ihn.
Er hatte Schmerzen. Seine Angst war größer. Er wollte aufstehen. Er drehte sich auf den Bauch, um sich aufstemmen zu können. Danach musste er dann die Treppe hoch.
Elmar war schneller.
Mit beiden Händen erwischte er die Knöchel des Mannes. Eisern hielt er sie fest und zerrte den Flüchtenden wieder zurück.
Auf dem Bauch liegend wurde er über die Stufenkanten zum Ende der Treppe gezogen. Er schlug mit dem Gesicht auf. Seine Lippen platzten, die Nase begann zu bluten. Der Kraft des Ghouls konnte er nichts entgegensetzen.
Elmar lies den linken Knöchel los. Er nahm die Hand und schlug sie in den Nacken des Mannes. So wollte er ihn auf die Füße reisen oder ihn so lange gegen den Boden schlagen, bis der Mann nicht mehr atmete.
»Lass es sein, Elmar!«
***
Ich hatte noch nie einen Ghoul quietschen hören. Das passierte jetzt, nachdem ich diesen Befehl gegeben hatte. Meine Worte mussten ihn wie ein Hammerschlag getroffen haben, denn aus seinem Maul drang ein Geräusch,
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