12 – Das Raetsel von Chail
Sinn. Ja, er würde dem Sammler den Auftrag geben, die drei Fremden zu töten. Ihn zu motivieren würde einfach sein; es würde genügen, dem jungen Mann zu sagen, dass die drei mit den Uralten zusammenarbeiteten. Gleichzeitig konnte Maton auf diese Weise seine Ergebenheit beweisen. Nur wer bedingungslos gehorchte, war wirklich brauchbar, denn Mitläufer fanden sich genug.
Crusok ließ nach Maton schicken.
Die Suche nach Isun hatte die beiden Solaner ermüdet. Sie hatten sich schon früh zurückgezogen und hingelegt. Es war eben doch ein Unterschied, ob man an Bord der SOL einige Fitnessübungen absolvierte oder einen anstrengenden Ritt bzw. Fußmarsch auf einem Planeten hinter sich brachte.
Snowar, wie alle Chailiden kein Nachtschwärmer, hatte sich ihnen angeschlossen, ebenso Elgin und die Kinder. Notgedrungen war Atlan ebenfalls zu Bett gegangen, fand aber keinen Schlaf. Unruhig wälzte er sich auf dem einfachen Lager hin und her.
Er musste an die SOL denken, an die Roxharen und an Crusok. Die Uralten kamen ihm in den Sinn und die Ungereimtheiten auf diesem Planeten. Der Arkonide hätte einiges darum gegeben, hier Klarheit zu gewinnen. Bjo Breiskolls Fähigkeiten wären dabei äußerst nützlich gewesen, doch seine mentale Begabung wurde auf unerklärliche Weise neutralisiert. Es musste für den Mutanten eine ziemliche Belastung sein, von seiner Paragabe keinen Gebrauch machen zu können.
Seine Gedanken schweiften ab und kehrten zur SOL zurück. Was tat sich im Schiff, was spielte sich im Orbit ab? Befand sich der Raumer überhaupt noch in einer Umlaufbahn um Chail?
Plötzlich drang ein leises Schaben an sein Ohr. Er lauschte angestrengt, um sich zu vergewissern, dass er sich nicht getäuscht hatte, dann war er sicher, dass sich jemand an der Tür zu schaffen machte. Wer immer ihm so heimlich und zu nachtschlafender Zeit einen Besuch abstatten wollte – etwas Gutes konnte er nicht im Schilde führen.
Der Arkonide verdankte sein langes Leben nicht zuletzt seiner Erfahrung und seiner schnellen Reaktion. Reflexhaft griff er nach dem bereitliegenden Paralysator und glitt geschmeidig wie eine Schlange von seinem Lager herunter. Dann ging er am Fußende in die Hocke.
Im schwachen Licht der Sterne sah er, wie sich der Türgriff bewegte und niedergedrückt wurde. Langsam wurde die Tür einen Spaltbreit geöffnet, jemand schob seinen Kopf hindurch, dann schlüpfte eine schlanke, hohe Gestalt ins Zimmer. Es war eindeutig ein Chailide. Er orientierte sich kurz, bevor er zu dem in einer dunklen Ecke stehenden Bett schlich.
Atlan sprang auf und presste dem Eindringling die Waffe zwischen die Rippen. Der Planetarier versteifte sich.
»So, Freundchen, dann wollen wir mal sehen, welchen Vogel wir hier gefangen haben.« Mit geübtem Griff tastete der Arkonide den ungebetenen Besucher ab. Er förderte ein Messer zutage, das er achtlos zur Seite schleuderte.
»Los, zum Fenster, damit ich sehe, mit wem ich es zu tun habe«, kommandierte Atlan und versetzte dem Chailiden einen Stoß in den Rücken.
»Maton!«, entfuhr es ihm, als er das Gesicht des Mannes erkannte. »Was willst du von mir?« Überrascht ließ er die Waffe sinken, blieb jedoch wachsam.
»Ich bin gekommen, um dich und deine Freunde zu warnen«, sagte der Sammler halblaut. »Crusok hat mir den Auftrag gegeben, euch zu töten.«
»Der Meditierende scheint ein Mann schneller Entschlüsse zu sein«, meinte der Arkonide nachdenklich. »Fast habe ich so etwas erwartet, allerdings habe ich nicht damit gerechnet, dass er uns so schnell ans Leben will.«
»Ihr müsst aus der Stadt verschwinden, am besten noch heute Nacht«, drängte Maton.
»Warum warnst du uns?«
»Crusok behauptete, ihr seid Verbündete der Uralten, doch ich kenne euch besser. Ihr seid keine Verräter.«
»Ich danke dir, Maton.« Der Vertrauensbeweis des Chailiden rührte ihn. »Wirst du keinen Ärger bekommen, wenn du dich Crusoks Befehl widersetzt?«
»Nur Benta, meine Gefährtin, weiß von meinem Vorhaben. Crusok werde ich sagen, dass ich euch nicht mehr angetroffen habe und dass ihr bereits geflohen wart, als ich hier eindrang.«
»Nun gut.« Der Aktivatorträger wandte sich ab. »Ich werde meine Gefährten wecken, damit wir sofort aufbrechen können.« Er hob das Messer auf und gab es dem Sammler zurück. »Es wird wohl besser sein, wenn du jetzt gehst.«
Wortlos nahm Maton das Messer und ging zur Tür. Auf der Schwelle drehte er sich noch einmal um. »Leb wohl! Und grüß deine
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