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12 - Die Nadel der Götter

12 - Die Nadel der Götter

Titel: 12 - Die Nadel der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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sagte der Ex-Commissioner, als er auf dem Beifahrersitz Platz nahm.
    »Ist ja noch mal gutgegangen.«
    »Das wird euch auch nichts nützen«, ließ sich der Indio vom Rücksitz vernehmen.
    »Darf ich vorstellen?«, sagte Guignard, ebenfalls von der Rückbank. »Monsieur Bitol. Zumindest ist das der Name, den er beim Verhör angegeben hat. Das Einzige übrigens, was er angegeben hat.«
    »Mein Herr lässt grüßen«, sagte der Indio. Im Rückspiegel konnte Tom sehen, dass er breit grinste. »Er freut sich, die Maschine so nahe gespürt zu haben. Ist sie im Kofferraum?«
    Tom gab keine Antwort.
    »Außerdem lässt er ausrichten, dass eure Anstrengungen vergeblich sind.«
    »Was soll das heißen?« In der nächsten Sekunde biss sich Tom auf die Lippe. Er hatte den Kerl eigentlich mit Missachtung strafen wollen.
    »Dass die Maschine jetzt über genug Energie verfügt, den Kometen herzuleiten. Egal, was ihr auch anstellt.«
    Tom war versucht, ihm von der Nadel der Götter zu erzählen und sein Erschrecken zu genießen, aber er verkniff es sich.
    »Was habt ihr jetzt mit mir vor?«
    »Wir wollen den Armreif«, sagte McDevonshire gerade heraus. »Und wir werden ihn bekommen. Ich habe schon mit einem alten Freund telefoniert, der uns mit seinen besonderen Fähigkeiten helfen wird.«
    Der Indio runzelte die Stirn. »Der Reif löst sich erst, wenn sein Träger tot ist. Wollt ihr …« Ihm stockte die Stimme.
    Der Ex-Commissioner sah ihn über die Schulter hinweg an. »Aber nicht doch, wir sind keine Barbaren!« Er lächelte freundlich. »Ich sollte vielleicht erwähnen, dass mein Freund Chirurg ist. Fachmann für Amputationen …«
    ***
    Pieter van Weerbeke, besagter Freund des Ex-Commissioners, hatte Toms und Maria Luisas Hotelzimmer in Lyon in einen Operationssaal verwandelt. Ein besserer Ort war ihnen für die Verwirklichung ihres Plans nicht eingefallen. Ein Verhörraum oder die Krankenstation bei Interpol oder ein Hospital schieden aus. Zu viele Neugierige, die mit ihrem Tun nicht einverstanden wären.
    Bitol lag festgeschnallt auf einer Pritsche, die van Weerbeke wie einige andere Utensilien mitgebracht hatte.
    »Und warum genau soll ich das tun?«, fragte der Arzt zum mindestens dritten Mal. Mit den bisherigen Antworten war er offenbar nicht zufrieden. Das sollte sich auch mit der nächsten nicht ändern.
    »Weil ich dich darum bitte, Piet«, sagte McDevonshire. »Es hängt unglaublich viel davon ab. Du würdest es mir nicht glauben, also vertrau mir einfach.«
    Van Weerbeke verzog das Gesicht und fügte den Falten, die sechzig Lebensjahre ihm in die Haut gegraben hatten, noch einige hinzu. »Also gut. Auf deine Verantwortung, McDev.«
    Maria Luisa hatte sich abgewendet und sah aus dem Fenster. Sie wollte nicht zusehen müssen bei dem, was gleich geschehen sollte.
    Guignard und McDevonshire standen am Fußende der Pritsche und blickten auf den Indio hinab. Dieser zerrte an den Fesseln, bäumte sich auf und schrie, doch der Knebel verschluckte die Laute. Schweiß schimmerte auf seiner Stirn.
    Auch wenn Tom sich dafür schämte, musste er sich eingestehen, dass er sich an Bitols Panik erfreute. An der Panik vor einer Amputation ohne Betäubung. Bisher hatte es niemand für nötig befunden, ihm zu sagen, dass sie etwas ganz anderes vorhatten.
    Der Monitor am Kopfende der Pritsche piepte hektisch, als leide er mit dem Indio.
    »Bereit?«, fragte van Weerbeke.
    Alle nickten. Nur Bitol plärrte weiter in seinen Knebel.
    Der Arzt injizierte dem unfreiwilligen Patienten den Inhalt einer Spritze in die Beuge des linken Arms. Vorhin hatte er noch erklärt, um welche Substanz es sich handelte, aber Tom hatte es längst vergessen. Ihm war egal, wie das Zeug hieß. Wichtig war, was es tat.
    Es tötete!
    Der Widerstand des Indios erlahmte. Die Bewegungen verloren an Kraft, seine Augenlider flatterten. Das Piepsen des Herzmonitors wurde langsamer und langsamer. Und ging schließlich in einen durchgehenden Ton über. Der Monitor zeigte nur noch eine flache Linie.
    »Und jetzt?«, fragte van Weerbeke. »Viel Zeit bleibt uns nicht.«
    Tom starrte auf das Handgelenk des Indios. Warum löste sich der Armreif nicht endlich? Spürte er, dass sie ihn betrügen wollten? Unsinn! Das ist nur ein Instrument! Wie sollte …
    Ein Klacken ertönte. Der Reif öffnete sich und rutschte links und rechts von Bitols Handgelenk. Tom schnappte sich den Schlüssel zum zeitlosen Raum und zog ihn unter dem Arm des Indios weg.
    »Jetzt den

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