12 - Die Nadel der Götter
Bombenräumkommandos!
Ja, dieser beschissene energietrinkende Ball war noch irgendwo da draußen! Lescroart versuchte sich damit zu beruhigen, dass die Saboteure nicht wissen konnten, wohin er den TriCore als Nächstes brachte. Andererseits hatten sie den Reaktor in CERN auch gefunden, obwohl Trilithium Inc. das Unternehmen streng geheim gehalten hatte.
Aber diesmal ahnt ja nicht einmal die Firma etwas, dachte Lescroart . Neben deinem Geldgeber bist du der Einzige, der weiß, wie es weitergeht. Es kann nichts passieren!
Wenn er sich doch nur glauben könnte.
Er war sich ja noch nicht einmal sicher, in welches Flugzeug er steigen sollte. Das seiner Firma, das ihn zurück nach Kanada brachte, wo ihn vermutlich der Tod durch den Kometen erwartete. Oder das des Mannes, den er so beschönigend als Geldgeber bezeichnete, der in Wirklichkeit aber nichts anderes getan hatte, als Lescroart zu bestechen, ein Modell des Reaktors und die dahinterstehende Technik zu veruntreuen. Der Lohn bestand in fünf Millionen Dollar, mit denen er sich einen exklusiven Bunkerplatz kaufen konnte. Er würde seine Ehre verlieren, aber das Leben behalten.
Beide Flugzeuge standen in diesem Augenblick auf dem Genfer Flughafen bereit, natürlich ohne dass ihre Piloten voneinander wussten. Und mit jedem Meter, den der Kanadier sich der Entscheidung näherte, fiel sie ihm schwerer.
Nicht, dass er ein grundsätzliches Problem mit der Veruntreuung hatte. Er wollte leben, egal um welchen Preis. Was aber, wenn die Welt nicht unterging? Dann wäre er ein Straftäter auf der Flucht.
Wieder geriet der Wagen ins Rutschen. Lescroart stieg auf die Bremse. Hitze durchpulste ihn. Das Antiblockiersystem ließ das Auto ruckeln. Der Straßengraben kam dennoch näher.
Und näher.
Während er auf das offenbar Unvermeidliche zusteuerte, traf ihn die Erkenntnis, dass ihm eigentlich keine Möglichkeit blieb. Denn von dem Bestechungsgeld hatte er bereits zwei Millionen kassiert. Hariri würde sich gewiss nicht damit zufriedengeben, dass Lescroart den Betrag zurücküberwies.
Endlich kam der Transporter zum Stehen. Und beinahe auch das Herz des Kanadiers.
Er stieg aus, rutschte weg, rappelte sich wieder auf und ging vorsichtig zur Motorhaube des Wagens. Dreißig Zentimeter fehlten noch, dann wäre er mit der dämlichen Karre in den Graben geschliddert. Er atmete mehrmals tief durch und kletterte zurück ins Fahrerhaus.
Den Rest der Strecke bewältigte er vorsichtiger und vor allen Dingen konzentrierter. Denn jetzt, wo er sich entschieden hatte, gingen ihm keine störenden Gedanken mehr durch den Kopf.
Drei Stunden später hob vom Flughafen in Genf ein Privatflugzeug ab, in dessen Bauch der komplette Transporter mit den Einzelteilen des TriCore ruhte. Es flog nicht nach Kanada.
***
Tom trommelte auf das Lenkrad des Renault und starrte zum Eingang der Polizeistation in Genf, in der der Mann in Weiß und die Loge in Gewahrsam gehalten wurden. Nur zu gerne hätte er McDevonshire und Guignard begleitet, um sich zu vergewissern, dass dieser weißgekleidete Dreckskerl tatsächlich festsaß. Er wollte ihm ins Gesicht sehen, ihn anlächeln und ihm empfehlen, er möge in der Zelle verrotten, während Tom sich auf die Suche nach der Nadel der Götter machte.
Aber natürlich wäre ein solches Verhalten außerordentlich kindisch gewesen. Außerdem mussten sie davon ausgehen, dass der Mann in Weiß nichts von den prophezeiten Waffen wusste, sonst hätte er die Maschine nicht zum Feuerkranz gebracht. Warum also ihn darauf aufmerksam machen?
Die Eingangstür des Gebäudes auf der anderen Straßenseite schwang nach außen und Tom setzte sich aufrecht hin. Doch es waren nur zwei fremde Polizisten, die die Station verließen. Schwer bewaffnet, weil das für Ordnungshüter in diesen Tagen offenbar die einzige Möglichkeit darstellte, sich vor Randalierern und Plünderern zu schützen.
Warum dauerte das nur so lange? War etwas schiefgegangen?
Tom sah auf die Uhr. Seit über einer Stunde hielten sich McDevonshire und Guignard nun schon dort drinnen auf. Ein schlechtes Zeichen? Oder ganz normal?
Fünf Minuten noch! Dann würde er reingehen und nachsehen.
Aber nein, das konnte er nicht. Im Kofferraum summte und brummte die Weltuntergangsmaschine in ihrer Umhängetasche vor sich hin. Tom wollte sie nicht zurücklassen. Und sie noch näher an den Mann in Weiß heranbringen wollte und durfte er erst recht nicht.
Bleib ruhig! Was soll schon schiefgehen? Immerhin sind die beiden
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