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12 - Die Nadel der Götter

12 - Die Nadel der Götter

Titel: 12 - Die Nadel der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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leckten nach ihm, wollten ihn verschlingen.
    Keine gute Assoziation! Denk an was anderes!
    Alejandro. Maria Luisas autistischer Bruder. Seine beinahe schon gespenstische Begabung für das Lösen von Rätseln.
    Das Gesicht des Jungen erschien vor Toms innerem Auge. Die ernste, verbissene Miene, mit der er ein Puzzle zusammensetzte.
    Flammen züngelten aus Jandros Augenhöhlen. Er riss den Mund zum Schrei auf, doch nur flüssiges Gestein tropfte daraus hervor. Das Gesicht schmolz, die Züge verschwammen und wurden eins mit dem Hintergrund. Einer Lavawand.
    Weiter! Du musst weiter!
    Wie bei einem doppelt belichteten Bild sah er das Treppenhaus hinter der Lavawelt. Und das Schild mit der Aufschrift »179«.
    Ein Stockwerk noch! Los, du packst das!
    Bei jeder Stufe sanken seine Füße bis zu den Knöcheln ein. Es fühlte sich an, als trage er Stiefel aus purem Feuer.
    Er spürte, wie das Wasser des Jungbrunnens in ihm förmlich kochte. So, wie es ihn vor dem Altern schützte, indem es seine Zellen ständig regenerierte, so stemmte es sich nun gegen die Zellschäden einer eingebildeten Verbrennung.
    Wie viel Zeit war vergangen, seit er aus dem Fahrstuhl getorkelt war? Hatte der Mann in Weiß aufgeholt? Stand er womöglich schon direkt hinter ihm?
    Tom zuckte zusammen und fuhr herum. Doch außer Flammen und Stufen aus Lava sah er nichts. Also weiter!
    Er erreichte das hundertachtzigste Stockwerk und stieß die Tür auf. Eine Hitzelohe schlug ihm entgegen und versengte ihm die Haare. Es fühlte sich an, als atme er kochendes Wasser.
    Das bildest du dir nur ein! Nicht aufgeben.
    Er taumelte. Fiel auf die Knie. Die Hände sanken in den Boden aus flüssigem Stein.
    Wie lange kann der Jungbrunnen dich schützen?
    Egal. Er musste weiter. Und wenn es das Letzte war, was er tat.
    Dort! Die grüne Tür.
    Tom kroch darauf zu. An den Fingern und Knien bildeten sich Brandblasen und platzten auf.
    Die Karte. Wo war die Karte? Und wo das passende Lesegerät?
    Er richtete sich auf, ließ die Hand in die Hosentasche gleiten und schrie vor Schmerz, als der Stoff über seine verbrannte Haut strich. Er bekam das Plastikding zu fassen und wunderte sich, dass es noch nicht geschmolzen war.
    Kaum war ihm der Gedanke gekommen, verbog sich die Karte in seiner Hand, wurde schwarz und begann zu tropfen.
    Nein! Das geschieht nicht wirklich!
    Inmitten des glühenden Gesteins ragte ihm neben der Tür der Kartenleser entgegen. Tom hob die Hand mit dem schmelzenden Ausweis. Sie zitterte und er musste sie mit der anderen stabilisieren.
    Und dann – er konnte es kaum fassen! – glitt das verformte Kärtchen in den Schlitz. Ein Piepen ertönte. Dann ein Klacken.
    Die Tür stand einen Spalt offen!
    »Ericson!«, donnerte da ein Ruf hinter ihm.
    Tom strauchelte, stürzte gegen die Tür und stieß sie auf. Und dort thronte er, inmitten eines Flammeninfernos, umgeben von einem See aus Lava, mit Adern aus flüssigem Feuer. Der TriCore!
    Die Weltuntergangsmaschine jaulte gequält auf. Sie klang wie ein überdrehender Motor. Für eine Sekunde erstrahlte sie in altbekannter Helligkeit, doch dann erlosch sie. Die gebündelte Energie der Trilithium-Kristalle und der vereinten Erdkraftlinien machte ihr zu schaffen.
    Tom kroch auf den Reaktor zu.
    »Ericson!«, ertönte es wieder.
    Er drehte den Kopf, auch wenn er längst wusste, wen er sehen würde.
    Der Mann in Weiß stand seltsam deformiert, aber unberührt von dem flammenden Inferno da. »Mir scheint, ich komme gerade noch rechtzeitig!«
    Tom wollte weiterkriechen, doch sein Körper verweigerte ihm den Gehorsam. Er war am Ende seiner Kräfte, am Ende seines Lebens angelangt.
    Der Mann in Weiß strahlte wie ein Engel. Wo er ging, verdrängte seine Helligkeit den Anschein von Feuer und Lava.
    »Du warst ein harter Gegner, Ericson. Respekt.«
    Er kam auf Tom zu und streckte seinen Arm, der halb auf seiner Brust saß, nach ihm aus.
    Im nächsten Moment zerplatzte sein linkes Auge.
    Zumindest sah es so aus. In Wahrheit hatte eine großkalibrige Kugel von hinten seinen Kopf getroffen und einen Schusskanal hinein gegraben. Hinter ihm stand, eine Handfeuerwaffe in beiden Händen …
    »McDevonshire!«, kam es über Toms aufgeplatzten Lippen.
    »Spencer«, korrigierte ihn der Ex-Commissioner. Dann schoss er erneut und fetzte seinem Gegner die rechte Schläfe weg.
    Auch dieses Loch in der Materie schloss sich wieder in Sekundenschnelle. Der Mann in Weiß drehte sich nicht einmal nach McDevonshire um, stapfte weiter auf

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