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12 - Im Auge des Tigers

12 - Im Auge des Tigers

Titel: 12 - Im Auge des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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so.
    »Nun, Dave?«, fragte Gerry Hendley in der obersten Etage.
    »Er wäscht Geld und schickt einen Teil davon an Unbekannte. Zu einer Bank in Liechtenstein. Wenn ich einen Tipp abgeben sollte – ich würde sagen, Kreditkartenkonten wären recht wahrscheinlich. Man kann sich über die betreffende Bank eine Visa- oder MasterCard ausstellen lassen, das heißt, über ein solches Konto könnten die Ausgaben gedeckt werden, die Unbekannte per Kreditkarte tätigen.
    Vielleicht eine Geliebte oder ein enger Freund – oder jemand, an dem wir unmittelbares Interesse hätten.«
    »Gibt’s irgendeine Möglichkeit, das rauszukriegen?«, fragte Tom Davis.
    »Die arbeiten mit der gleichen Software wie die meisten Banken«, antwortete Cunningham, was bedeutete, dass der Campus mit ein wenig Geduld in das Computersystem der Bank einbrechen und mehr erfahren könnte. Natürlich waren da Firewalls im Weg. Am besten würde man den Job der National Security Agency überlassen – das Problem war nur, dass man die NSA erst mal dazu bringen musste, eins ihrer Computerkids auf die Sache anzusetzen. Man würde eine Anfrage der CIA fälschen müssen, und das würde, wie sich der Wirtschaftsprüfer ausrechnete, ein bisschen mehr erfordern, als nur ein paar Zeilen in einen Computer einzu-tippen. Allerdings hatte er den Verdacht, dass der Campus 291

    über Kontaktpersonen in beiden Nachrichtendiensten verfügte, die eine solche Anfrage fälschen könnten, ohne dass Spuren zurückblieben.
    »Ist das absolut notwendig?«
    »In schätzungsweise einer Woche könnte ich weitere Hinweise aufspüren. Möglich, dass dieser bin Sah nur ein Junge aus reichem Haus ist, der auf der Straße Schlagball spielt, aber… mein Riecher sagt mir, dass er ein Spieler von der anderen Sorte ist«, gestand Cunningham. Er hatte mit den Jahren einen guten Instinkt entwickelt, dem unter anderem zu verdanken war, dass zwei ehemalige Mafiabosse jetzt Einzelzellen in Marion, Illinois, bewohnten. Er selbst vertraute allerdings weniger auf seinen Instinkt als seine früheren und jetzigen Vorgesetzten. Cunningham, der seine Kompetenz als Wirtschaftsprüfer mit der Spürnase eines Bluthundes kombinierte, hielt sich mit seinen Vermutungen stets zurück.
    »Eine Woche, denken Sie?«
    Dave nickte.
    »In etwa.«
    »Wie macht sich der junge Ryan?«
    »Hat ein gutes Gespür. Er hat etwas bemerkt, das die meisten anderen übersehen hätten. Vielleicht kommt seine Jugend ihm zustatten. Junge Beute, junger Bluthund. In der Regel klappt das nicht, aber in diesem Fall… sieht es so aus, als könnte es geklappt haben. Wissen Sie, als sein Dad Pat Martin zum Attorney General ernannt hat, sind mir ein paar Dinge über Big Jack zu Ohren gekommen. Pat mochte ihn sehr, und ich habe eng genug mit ihm zusammengear-beitet, um ihn wirklich schätzen zu lernen. Dieser Junge könnte es noch weit bringen. Sicher wird man das natürlich erst in zehn Jahren wissen.«
    »Wir glauben hier nicht an Stammbäume, Dave«, bemerkte Tom Davis.
    »Zahlen sind Zahlen, Mr Davis. Manche Leute haben einen guten Riecher dafür, andere nicht. Er ist natürlich noch 292

    nicht wirklich so weit, aber er ist auf dem besten Weg.«
    Cunningham hatte die Sonderabteilung für Wirtschaftsprü-
    fung des Justizministeriums mit aufgebaut, die darauf spezialisiert war, die Geldbewegungen von Terroristen zu verfolgen. Jeder brauchte Geld für seine Operationen, und Geld hinterließ immer irgendwelche Spuren, die allerdings nach der Tat meist leichter zu entdecken waren als im Vorfeld. Das brachte zwar die Ermittlungen voran, nützte in Bezug auf die aktive Verbrechensbekämpfung jedoch wenig.
    »Danke, Dave«, sagte Hendley abschließend. »Seien Sie so nett und halten Sie uns auf dem Laufenden.«
    »Ja, Sir.« Cunningham nahm seine Papiere und verließ den Raum.
    »Ich glaube, er könnte etwas effektiver sein, wenn er eine Persönlichkeit besäße«, sagte Davis, 15 Sekunden nachdem sich die Tür geschlossen hatte.
    »Kein Mensch ist perfekt, Tom. Er ist der Beste, den sie bei der Justiz jemals für solche Angelegenheiten hatten. Ich wette, wo der angelt, bleibt kein Fisch im Teich.«
    »Da stimme ich Ihnen voll und ganz zu, Gerry.«
    »Also – unser Gentleman bin Sali treibt womöglich Bankgeschäfte für die bösen Jungs?«
    »Scheint nicht ausgeschlossen. Langley und Fort Meade sind noch immer ganz aus dem Häuschen über die gegenwärtige Lage«, fuhr Hendley fort.
    »Ich habe den Papierwust gesehen. Verdammt viel

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