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12 - Im Auge des Tigers

12 - Im Auge des Tigers

Titel: 12 - Im Auge des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Delphi spricht auch nicht zu mir.« Davis stieß frustriert die Luft aus. »Die Homeland Security ist davon in Kenntnis gesetzt worden, folglich auch das FBI und der Rest ihres Analytikerteams, aber das hier sind ›weiche‹ Informationen, nichts Handfestes. Drei Namen, aber keine Fotos, und jeder Schwachkopf kann sich eine neue Identität unter anderem Namen zulegen.« Wie das ging, konnte man sogar schon in Unterhal-tungsromanen nachlesen. Man brauchte noch nicht einmal sonderlich geduldig zu sein, denn kein Staat in der Union glich Geburts- und Sterbeurkunden miteinander ab, was selbst für die Bürokraten in den staatlichen Behörden nicht allzu schwer gewesen wäre.
    »Und, was geschieht jetzt?«
    Davis zuckte die Achseln. »Das Übliche. Die Leute an den Flughafenkontrollen werden wieder mal zu erhöhter Wachsamkeit aufgerufen und belästigen noch mehr harmlose Leute, um zu verhindern, dass irgendwer ein Linienflug-zeug entführt. Die Cops im ganzen Land halten nach verdächtigen Fahrzeugen Ausschau, aber das heißt nicht viel mehr, als dass sie Leute rauswinken, die sich nicht an die Verkehrsregeln halten. Es wurde schon so oft ›Der Wolf ist da‹ geschrien, dass selbst die Polizei allmählich Schwierigkeiten hat, so was wirklich ernst zu nehmen, Gerry – und wer könnte es ihnen verdenken?«
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    »Das heißt, unsere gesamte Abwehr ist wirkungslos geworden – und das haben wir uns selbst zuzuschreiben?«
    »Praktisch heißt es das, ja. Solange die CIA nicht erheblich mehr Personal für Einsätze bekommt, um die Burschen zu identifizieren, bevor sie etwas anrichten können, sind wir unfähig vorzubeugen – wir können lediglich reagieren.
    Teufel, was soll’s«, sagte er mit einer Grimasse, »meine Anleihengeschäfte sind in den letzten zwei Wochen blen-dend gelaufen.« Tom Davis hatte seine Leidenschaft – oder wenigstens seine Begabung – für Finanzgeschäfte entdeckt.
    Ob es am Ende ein Fehler gewesen war, direkt nach dem Abschluss an der University of Nebraska zur CIA zu gehen?, fragte er sich selbst hin und wieder.
    »Ist zu dem CIA-Bericht noch was dazugekommen?«
    »Jemand da drüben hat vorgeschlagen, noch mal mit unserem Mann zu reden, aber das ist noch nicht durch die Chefetage.«
    »Herrgottnochmal!«, fluchte Hendley.
    »Hey, Gerry, was haben Sie denn erwartet? Sie haben zwar im Unterschied zu mir nie dort gearbeitet, aber auf dem Capitol Hill müssen Sie so was doch auch erlebt haben.«
    »Warum zum Teufel hat Kealty nicht Foley als DCI behalten?«
    »Weil er seinen Juristenfreund vorzieht – falls Sie sich erinnern. Außerdem war Foley ein Profi-Agent und von daher nicht vertrauenswürdig. Sehen wir den Tatsachen ins Auge – Ed Foley hat einiges besser gemacht, aber die Miss-stände wirklich von Grund auf zu bereinigen, wird ein Jahrzehnt dauern. Darum sind wir doch unter anderem hier, nicht wahr?«, fügte Davis mit einem Lächeln hinzu.
    »Wie machen sich eigentlich unsere zwei Killer-Azubis unten in Charlottesville?«
    »Der Marine schlägt sich immer noch mit seinem Gewissen rum.«

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    »Chesty Puller muss sich im Grab umdrehen«, kommentierte Davis.
    »Tja, wir können nun mal keine rasenden Bestien einstel-len. Besser, sie kriegen jetzt Skrupel, als später vor Ort beim Einsatz.«
    »Stimmt wohl. Wie sieht’s mit der Ausrüstung aus?«
    »Nächste Woche.«
    »Das hat sich doch allmählich lange genug hingezogen.
    Testphase?«
    »In Iowa. An Schweinen. Die haben ein ähnliches Herz-Kreislauf-System, sagt unser Freund.«
    Wie passend, dachte Davis.
    Small Stone erwies sich als kein größeres verkehrstechni-sches Problem. Nachdem die I-40 einen kleinen Knick nach Südwesten gemacht hatte, verlief sie jetzt weiter in nordöstlicher Richtung. Mustafa saß nun wieder am Steuer, und nachdem sich die zwei auf dem Rücksitz mit Roastbeef-Sandwiches und Coca-Cola gestärkt hatten, dösten sie vor sich hin.
    Inzwischen war es hauptsächlich langweilig. Nichts kann länger als 20 Stunden spannend bleiben, und selbst der Gedanke an ihre Mission, die in nur anderthalb Tagen über die Bühne gehen sollte, konnte die Männer kaum noch wach halten. Rafi und Zuhayr schliefen wie erschöpfte Kinder. Als Mustafa die ersten Schilder sah, auf denen die Entfernung bis Memphis, Tennessee, angegeben war, stand die Sonne links hinter dem Fahrzeug. Er überlegte kurz – es war nicht leicht, nach der langen Fahrt einen klaren Gedanken zu fassen – und stellte fest, dass sie nur noch zwei Staaten

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