12 - Im Auge des Tigers
Cheese Fries als Beilage – vorausgesetzt, deine Schuhe halten noch einen Tag lang durch.«
»Hey, Enzo, ich mag den Geruch. Diese Schuhe und ich haben schon einiges zusammen erlebt.«
»Und die dreckigen T-Shirts wohl auch. Verdammt noch mal, Aldo, kannst du dich nicht einmal anständig anziehen?«
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»Kein Problem, gib mir einfach meine Uniform wieder.
Mir gefällt’s nun mal bei den Marines. Da weiß man immer, wo man steht.«
»Klar, und zwar mitten in der Scheiße«, bemerkte Dominic.
»Mag sein, aber die Leute, mit denen man da zusammen-arbeitet, sind was Besonderes.« Und – das sagte er nicht dazu – man hatte sie alle auf seiner Seite, und jeder von ihnen trug eine Automatikwaffe. Das vermittelte einem ein Gefühl von Sicherheit, wie man es als Zivilist kaum jemals erlebte.
»Na, gehen Sie heute Mittag auswärts essen?«, fragte Alexander.
»Vielleicht morgen«, antwortete Dominic. »Anschließend müssen wir dann Aldos Laufschuhen ein standesgemäßes Begräbnis ausrichten. Haben wir hier vielleicht irgendwo einen Kanister Lysol, Pete?«
Alexander lachte herzhaft. »Ich dachte schon, Sie würden nie danach fragen.«
»Weißt du was, Dominic?« Brian blickte von seinem Rührei auf. »Wenn du nicht mein Bruder wärst, würde ich mir so einen Scheiß von dir nicht bieten lassen.«
»Ach, tatsächlich?« Der FBI-Caruso warf ihm einen englischen Muffin zu. »Ihr Marines habt doch alle eine große Klappe, aber nichts dahinter. Als wir klein waren, hab ich ihn immer verdroschen«, fügte er an Pete gewandt hinzu.
Brian fielen fast die Augen aus dem Kopf. »Leck mich am Arsch!«
Damit begann ein weiterer Tag ihrer Ausbildung.
Eine Stunde später saß Jack an seiner Workstation. Uda bin Sah hatte eine weitere Nacht mit Leibesübungen verbracht, und zwar wieder mal mit Rosalie Parker. Offenbar fuhr er schwer auf sie ab. Ryan fragte sich, wie der Saudi wohl reagieren würde, wenn er erführe, dass sie dem britischen Security Service nach jedem Stelldichein prompt einen de-289
taillierten Bericht erstattete. Für sie war Geschäft eben Geschäft – eine Erkenntnis, die einigen männlichen Egos in der britischen Hauptstadt ziemlich die Luft rausgelassen hätte.
Und das von bin Sah gehörte mit Sicherheit dazu, dachte Jack jr. Um Viertel vor neun kam Wills mit einer Dunkin’-
Donuts-Tüte herein.
»Hey Anthony! Was gibt’s Neues?«
»Das frag ich Sie«, gab Wills zurück. »Einen Donut?«
»Danke. Tja, Kollege, Uda hat sich letzte Nacht mal wieder ausgetobt.«
»Ach, die Jugend ist etwas Wundervolles. Es ist eine wahre Schande, dass man sie an Kinder vergeudet.«
»George Bernard Shaw, stimmt’s?«
»Wusste ich’s doch, dass Sie belesen sind. Bin Sali hat vor ein paar Jahren ein neues Spielzeug entdeckt, und ich schätze, er wird damit spielen, bis es den Geist aufgibt –
oder abfällt. Die Leute vom Beschattungsteam können einem Leid tun. Draußen in Regen und Kälte zu stehen und zu wissen, dass er da oben gerade eine Nummer schiebt…«
»Meinen Sie, die fragen die Damen hinterher aus?«
»Nein, das ist ein Job für die Jungs drüben im Thames House. Muss ja mit der Zeit auch öde werden. Trotzdem schade, dass sie uns nicht die vollständigen Transkriptionen schicken«, fügte er kichernd hinzu. »So was bringt doch den Kreislauf morgens ganz schön in Schwung.«
»Na, danke – wenn mir nach was Schmuddeligem zumute ist, kann ich mir immer noch am nächsten Kiosk einen Hustler kaufen.«
»Das hier ist eben kein sauberes Geschäft, Jack. Die Leute, mit denen wir uns beschäftigen, sind nicht gerade die Sorte, die man sich zum Dinner nach Hause einlädt.«
»Hey, nicht vergessen – ich bin im Weißen Haus aufgewachsen. Wen wir da alles zum Staatsdinner zu Gast hatten
– bei der Hälfte von denen hat Dad es kaum über sich gebracht, ihnen die Hand zu schütteln. Aber Außenminister Adler sagte immer, das gehöre zum Geschäft, also musste 290
Dad zu den Hurensöhnen auch noch nett sein. In der Politik tummeln sich jedenfalls auch ein paar reichlich schmuddelige Typen.«
»Amen. Und, was Neues über bin Sali?«
»Die Geldbewegungen von gestern habe ich noch nicht durchgesehen. Hey, wenn Cunningham über was richtig Bedeutsames stolpert, was passiert dann als Nächstes?«
»Das liegt bei Gerry und den leitenden Mitarbeitern.« Er fügte nicht hinzu: Du bist noch viel zu grün, als dass du dir deswegen in die Hose machen müsstest. Doch der junge Ryan verstand ihn auch
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