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12 - Im Auge des Tigers

12 - Im Auge des Tigers

Titel: 12 - Im Auge des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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übermäßig mitteilsam sind.«
    »Ich komm mir schon vor wie James Bond«, bemerkte Brian trocken.
    »Wir suchen uns Leute aus, die aus dem Stand entscheiden können, die es aus eigener Kraft zu was gebracht haben und die nicht gleich in Ohnmacht fallen, wenn sie Blut sehen. Sie beide haben draußen in der realen Welt schon Menschen getötet. In diesen Fällen waren Sie mit Unerwar-tetem konfrontiert, und Sie haben die jeweilige Situation exzellent gemeistert. Keinen von Ihnen überkamen nachher Reuegefühle. Das wird in Zukunft Ihr Job sein.«
    »Wie sieht es mit unserem Schutz aus?« Wieder der FBI-Agent.
    »Für jeden von Ihnen eine Du-kommst-aus-dem-Gefängnis-frei-Karte.«
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    »Meine Fresse« – das war wiederum Dominic – »so was gibt’s doch nicht.«
    »Eine Begnadigung mit der Unterschrift des Präsidenten«, erklärte Alexander.
    »Fuck…« Brian überlegte einen Moment lang. »Das war Onkel Jack, nicht wahr?«
    »Diese Frage kann ich Ihnen nicht beantworten, aber wenn Sie es wünschen, bekommen Sie Ihre Begnadigungs-papiere vor Ihrem ersten Einsatz zu sehen.« Alexander stellte seine Kaffeetasse ab. »Okay, Gentlemen. Sie haben ein paar Tage Zeit, über diese Sache nachzudenken, aber Sie werden Ihre Entscheidung treffen müssen. Was ich da von Ihnen verlange, ist keine Kleinigkeit. Es wird kein netter Job, weder einfach noch angenehm, aber ein Job, in dem Sie den Interessen Ihres Landes dienen werden. Die Welt da draußen ist gefährlich. Mit manchen Leuten darf man nicht lange fackeln.«
    »Und wenn wir den Falschen umbringen?«
    »Diese Möglichkeit besteht, aber ganz gleich, um wen es sich handelt, Dominic – ich kann Ihnen versprechen, dass man Sie nicht beauftragen wird, Mutter Teresas kleinen Bruder umzubringen. Wir suchen die Zielpersonen wirklich mit äußerster Sorgfalt aus. Und bevor wir Sie losschicken, erfahren Sie, um wen es geht und wie und warum wir etwas gegen den Betreffenden – oder die Betreffende – unternehmen müssen.«
    »Auch Frauen?«, fragte Brian. Frauen zu töten war im Ethos der Marines nicht vorgesehen.
    »Soweit ich weiß, ist es noch nie dazu gekommen, aber die theoretische Möglichkeit besteht. Also, wenn das zum Frühstück erst mal reicht, habt ihr Jungs jetzt Gelegenheit, darüber nachzudenken.«
    »Herrgott«, stieß Brian hervor, nachdem Alexander den Raum verlassen hatte, »was gibt’s dann wohl erst zum Mittagessen?«
    »Überrascht?«
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    »Geht so – aber die Art, wie er das gerade gesagt hat, En-zo, einfach so…«
    »Hey, Brüderchen, wie oft hast du dich schon gefragt, warum wir eine Sache nicht einfach selbst in die Hand nehmen durften?«
    »Du bist der Polizist, Enzo. Du bist derjenige, der hier
    ›O Shit!‹ sagen sollte, ist dir das klar?«
    »Ja, aber diese Schießerei da in Alabama – na ja, da hab ich mich vielleicht nicht ganz an die Spielregeln gehalten, verstehst du? Auf der Fahrt nach Washington hab ich dann die ganze Zeit über gegrübelt, wie ich das Gus Werner er-klären sollte. Aber der zuckte nicht mal mit der Wimper.«
    »Und, was meinst du?«
    »Ich bin schon bereit, mir die Sache näher anzusehen, Al-do. In Texas gibt es ein Sprichwort, das besagt: Es gibt mehr Männer, die es nötig haben, umgebracht zu werden, als Pferde, die es nötig haben, gestohlen zu werden.«
    Brian staunte nicht schlecht, wie sich plötzlich die Rollen umkehrten. Immerhin war er der Marine, einer vom Schlag: Erst schießen, dann fragen. Enzo dagegen war derjenige, dem man in der Ausbildung eingetrichtert hatte, jeden, den er verhaftete, zuerst über seine Rechte zu belehren, ehe er die Handschellen einrasten ließ.
    Dass sie beide fähig waren, ein Menschenleben auszulö-
    schen, ohne davon Albträume zu bekommen, wussten die Brüder, aber das hier ging etwas weiter. Das war geplanter Mord. Brian hatte sich daran gewöhnt, bei Einsätzen von einem hervorragend ausgebildeten Scharfschützen begleitet zu werden, und er war sich bewusst, dass das einem Mord nahe kam. Aber wenn man Uniform trug, war das etwas anderes. Als ob es dadurch irgendwie abgesegnet wäre. Die Zielperson galt als Feind, und auf dem Schlachtfeld hatte jeder dafür zu sorgen, dass er selbst am Leben blieb. Wenn ihm das nicht gelang, war das sein Fehler und nicht der des Mannes, der ihn getötet hatte. Das hier war eine Spur härter. Sie würden Einzelpersonen in der bewussten Absicht 167

    aufspüren, sie zu töten – zu so etwas war er weder erzogen noch ausgebildet worden. Man

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