12 - Im Auge des Tigers
und damit sind wir wieder bei der ursprünglichen Frage«, bemerkte Dominic. »Was zum Teufel ist unsere Mission?«
»Was denken Sie?«, fragte Alexander zurück.
»Ich denke, dass es etwas ist, das Mr Hoover gar nicht gefallen hätte.«
»Korrekt. Man kann über diesen elenden Hurensohn sagen, was man will, er war jedenfalls ein eiserner Verfechter der Bürgerrechte. Das sind wir auf dem Campus nicht.«
»Erzählen Sie mehr«, ermunterte Brian ihn.
»Unser Job ist es, auf nachrichtendienstliche Informationen zu reagieren. Und zwar mit durchschlagenden Maß-
nahmen.«
»Und warum gerade wir?«, wollte Dominic wissen.
»Sehen Sie, Tatsache bleibt, dass die CIA eine Regierungsbehörde ist. Massenhaft Häuptlinge und nicht genü-
gend Indianer. Wie viele Regierungsbehörden ermutigen wohl ihre Leute, Kopf und Kragen zu riskieren?«, fragte Alexander. »Selbst wenn man eine solche Aktion erfolgreich durchzieht, fallen nachher die Juristen und Buchhalter über einen her wie die Hyänen. Wenn also jemand diesem irdi-schen Schrecken entkommen will, dann braucht er Autorisierung von weiter oben in der Befehlskette. Allmählich –
na ja, so allmählich eigentlich auch wieder nicht – ist die Entscheidungsgewalt auf den Big Boss im Weißen Haus übergegangen. Und kaum ein Präsident will riskieren, dass so was im Archiv zwischen seinen Unterlagen auftaucht, wo irgendein Historiker es später mal finden könnte, der dann eine Enthüllungsstory darüber schreibt. Also sind wir von solchen Maßnahmen abgekommen.«
»Dabei könnte ein einziges Geschoss vom Kaliber .45 zur rechten Zeit am rechten Ort so manches Problem lösen«, sagte Brian, ganz der Marine.
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Pete nickte wieder. »Genau.«
»Dann reden wir hier über Mordanschläge auf Politiker?
Das könnte aber gefährlich werden«, bemerkte Dominic.
»Nein, das hat zu weitreichende politische Konsequenzen. So etwas ist vor Jahrhunderten zuletzt vorgekommen, und selbst damals nicht sehr häufig. Aber da draußen laufen durchaus Leute rum, die dringendst vor ihren Schöpfer treten müssten. Und manchmal liegt es bei uns, diese Begegnung zu arrangieren.«
»Verdammt.« Das war Dominic.
»Moment mal – wer autorisiert das?«, fragte Major Caruso.
»Wir.«
»Nicht der Präsident?«
Kopfschütteln. »Nein. Wie ich schon sagte: Es gibt nicht allzu viele Präsidenten, die das Rückgrat haben, sich hinter solch eine Sache zu stellen. Die meisten fürchten die Presse zu sehr.«
»Aber was ist mit dem Gesetz?«, fragte Special Agent Caruso naheliegenderweise.
»Das Gesetz lautet, wie einer von Ihnen doch mal so treffend bemerkt hat: Wer einem Tiger einen Arschtritt verpasst, sollte sich vorher überlegen, wie er mit dessen Zähnen klarkommt. Und Sie werden die Zähne sein.«
»Nur wir beide?«, fragte Brian.
»Nein, nicht nur Sie beide, aber ob es da noch andere gibt und wer das ist, brauchen Sie nicht zu wissen.«
»Shit…« Brian lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
»Wer hat diese Organisation – den Campus – aufgezogen?«
»Jemand von Bedeutung. Die Autorisierung ist fragwürdig. Der Campus hat keinerlei Verbindungen zur Regierung, keine«, betonte Alexander.
»Dann erschießen wir technisch gesehen auf eigene Kappe Menschen?«
»Erschießen eher nicht. Wir setzen andere Methoden ein.
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Sie werden vermutlich kaum Schusswaffen benutzen. Damit gibt es beim Reisen zu viele Komplikationen – Flughafenkontrollen und dergleichen.«
»Nackt im Außeneinsatz?«, fragte Dominic. »Ohne jegli-chen Schutz?«
»Sie werden eine gute Tarnung haben, aber keinerlei diplomatische Deckung. Sie sind allein auf Ihren Verstand angewiesen, um zu überleben. Kein ausländischer Nachrichtendienst wird irgendeine Möglichkeit haben, Sie aufzuspü-
ren. Der Campus existiert nicht. Er ist keine Position im Staatshaushalt, nicht mal im inoffiziellen Teil. Entsprechend kann auch niemand irgendwelche Gelder bis zu uns verfolgen. Das ist natürlich eine der Methoden, mit denen man Organisationen oder Einzelpersonen auf die Schliche kommt. Wir benutzen sie ebenfalls. Sie werden als internationale Geschäftsleute getarnt sein, Bank- und Investment-Branche. Dazu wird Ihnen die gesamte Terminologie beigebracht für den Fall, dass Sie beispielsweise im Flugzeug in ein Gespräch verwickelt werden. Solche Leute reden zum Glück nicht viel über aktuelle Projekte – sie hüten ihre Geschäftsgeheimnisse sehr sorgfältig. Es wird also niemandem auffallen, wenn Sie nicht
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