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12 - Im Auge des Tigers

12 - Im Auge des Tigers

Titel: 12 - Im Auge des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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genau erfüllte, war noch nicht bekannt, aber seine Identität war mittels Stimmenanalyse zweifelsfrei festgestellt worden.
    »Das liegt an den Digitaltelefonen. Die erzeugen ein sehr 172

    sauberes Signal, sodass der Computer die Stimmen leicht zuordnen kann. Wie ich sehe, haben sie den anderen Burschen noch nicht identifiziert.« Wills gab das Blatt zurück.
    Der Inhalt des Gesprächs war harmlos – sogar so harmlos, dass man sich hätte fragen können, warum der Anruf überhaupt getätigt worden war. Aber manche Leute plauderten eben gern am Telefon. Vielleicht verwendeten sie allerdings auch einen Code und redeten in Wirklichkeit über biologi-sche Kriegsführung oder über Sprengstoffanschläge in Jeru-salem. Vielleicht. Wahrscheinlicher war jedoch, dass sie sich nur die Zeit vertrieben. So etwas war in Saudi-Arabien gang und gäbe. Was Jack beeindruckte, war die Tatsache, dass der Anruf aufgezeichnet und per Computer in Echtzeit analysiert worden war.
    »Sie wissen doch, wie Mobiltelefone funktionieren, nicht wahr? Sie senden ständig das HIER-BIN-ICH-Signal an die nächstgelegene Sendestation, und jedes Telefon hat seinen unverwechselbaren Gerätecode. Wenn wir den erst mal herausbekommen haben, brauchen wir uns nur noch einzuklinken, wenn das Telefon klingelt oder der Besitzer einen Anruf tätigt. Auf ähnliche Weise können wir auch die Nummer und das Telefon des Anrufers identifizieren. Das Schwierige ist, überhaupt erst mal die Identität zu ermitteln. Jetzt haben sie ein weiteres Telefon auf der Liste, das in Zukunft per Computer überwacht wird.«
    »Wie viele Telefone werden überwacht?«, fragte Jack.
    »Vielleicht etwas über hunderttausend, und das allein in Südwestasien. Die meisten allerdings vergeblich, aber auf das eine unter zehntausend kommt es an – und manchmal springt was ganz Handfestes dabei rum«, erklärte Wills.
    »Das heißt, der Computer hört auf gut Glück mit und lauert darauf, dass Schlüsselwörter fallen?«
    »Schlüsselwörter und bestimmte Namen. Dummerweise laufen da drüben Unmengen von Leuten rum, die Mohammed heißen. Das ist überhaupt der häufigste Name auf der Welt. Viele von ihnen führen Pseudonyme oder Spitz-173

    namen. Ein weiteres Problem ist der riesige Markt für geklonte SIM-Karten. Sie werden in Europa kopiert, hauptsächlich in London, wo es die meisten Multiband-Geräte gibt. Oder jemand legt sich sechs oder sieben Telefone zu, benutzt jedes nur einmal und wirft es dann weg.
    Diese Leute sind ja nicht blöd. Allerdings kommt es vor, dass sie sich allzu sehr in Sicherheit wiegen. Von manchen erfahren wir früher oder später doch eine ganze Menge, und gelegentlich bringt uns das wirklich weiter. NSA und CIA zeichnen alles auf, und wir haben über unsere Ter-minals Zugang zu diesem Schatz an Informationen.«
    »Okay, und wer ist nun dieser Bursche?«
    »Er heißt Uda bin Sali. Reiche Familie, enge Freunde des Königs. Sein Daddy ist ein sehr hochrangiger saudischer Banker und hat elf Söhne und neun Töchter – und vier Frauen. Beachtlich rege, der Mann. Kein übler Kerl, wie es aussieht, allerdings verwöhnt er seine Kinder etwas zu sehr.
    Schenkt ihnen Geld als Ersatz für Aufmerksamkeit, wie ein Hollywoodstar. Unser Uda hatte im späten Teenageralter seinen großen Durchbruch zu Allah und gehört heute zur extremen Rechten der Wahhabiten – eines Ablegers des sunnitischen Islam. Hat nicht viel für uns übrig. Auf diesen Jungen haben wir ein Auge. Er könnte uns den Zugang zu den Bankgeschäften der Organisation eröffnen. In seiner CIA-Akte gibt es ein Bild. Er ist etwa siebenundzwanzig, einsdreiundsiebzig, schmal gebaut, sauber getrimmter Bart.
    Fliegt häufig nach London. Hat eine Vorliebe für stunden-weise käufliche Damen. Noch nicht verheiratet. Das ist ungewöhnlich, aber falls er schwul ist, verbirgt er es gut. Die Briten haben ihm Mädchen ins Bett geschleust. Die berichten, er sei sehr potent – wie man das von jemandem in seinem Alter so erwartet – und ziemlich erfinderisch.«
    »Wofür sich die Geheimdienstler so hergeben müssen«, bemerkte Jack.
    »Viele Geheimdienste heuern Callgirls an«, erklärte Wills.
    »Die haben keine Probleme zu reden und sind zu so ziem-174

    lich allem bereit, wenn die Kohle stimmt. Unser Uda hat eine Vorliebe für Chicken-in-a-basket. Hab ich selbst noch nie ausprobiert. Asiatische Spezialität. Wissen Sie, wie Sie sein Dossier aufrufen?«
    »Das hat mir noch niemand gezeigt«, entgegnete

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