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12 - Im Auge des Tigers

12 - Im Auge des Tigers

Titel: 12 - Im Auge des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Tat. Aber nur ein Narr wäre nicht auf der Hut, wenn die Polizeibehörden zweier Nationen hinter ihm her sind.«
    »Nun, jefe , wir sorgen dafür, dass sie bald hinter jemand anderem her sind, nicht wahr?«
    Das Spiel, auf das er sich da einließ, konnte gefährlich werden, sagte sich Ernesto. Ja, er hatte ein Zweckbündnis geschlossen, aber er kooperierte nicht wirklich mit seinen Bündnispartnern – eher benutzte er sie als Strohmänner, die die Amerikaner verfolgen und töten sollten. Doch diese Fanatiker scheuten den Tod nicht, sie suchten ihn geradezu.
    Also erwies er doch auch ihnen eine Gefälligkeit, indem er sich ihrer bediente, nicht wahr? Er könnte sie sogar – natürlich mit äußerster Vorsicht – an die norteamericanos verraten, um sich nicht deren Zorn zuzuziehen. Im Übrigen – was konnten diese Männer ihm schon anhaben, hier in Kolumbien, auf seinem eigenen Grund und Boden? Kaum etwas.
    Nicht dass er vorgehabt hätte, sie zu verraten, aber falls er es täte – wie sollten sie es herausfinden? Wenn ihre Nach-158

    richtendienste so gut wären, hätten sie sich gar nicht erst um seine Unterstützung bemühen müssen. Und wenn es bisher weder die Yanquis noch seine eigene Regierung geschafft hatte, ihn hier in Kolumbien aufzuspüren, wie sollte es dann diesen Leuten gelingen?
    »Pablo, wie genau wirst du mit diesem Burschen in Verbindung bleiben?«
    »Per Computer. Er hat mehrere E-Mail-Adressen, alle bei europäischen Providern.«
    »Also schön. Teile ihm mit, dass der Rat zugestimmt hat.«
    Nicht viele Leute wussten, dass Ernesto der Rat war.
    »Muy bien, jefe.« Damit machte sich Pablo an seinem Notebook zu schaffen. In weniger als einer Minute war die Nachricht rausgegangen. Pablo verstand sich auf Computer. Wie die meisten internationalen Kriminellen und Terroristen.
    Es stand in der dritten Zeile der E-Mail: »Und, Juan, Maria ist schwanger. Sie erwartet Zwillinge.« Sowohl Mohammed als auch Pablo verfügten über die besten Verschlüsselungsprogramme, die auf dem Markt waren – Programme, die nach Aussage der Anbieter von niemandem zu knacken waren. Woran Mohammed allerdings ebenso fest glaubte wie an den Weihnachtsmann. All diese Unternehmen waren im Westen ansässig und einzig ihren Heimatländern Loyalität schuldig. Wenn er seine E-Mails bislang verschlüsselt hätte, wären sie zudem für die Überwa-chungssoftware der National Security Agency, des britischen Government Communications Headquarters (GCHQ) und des französischen Directeur General Securite Exterieur (DGSE) erst recht auffällig gewesen. Ganz zu schweigen von weiteren unbekannten Behörden, die womöglich – sei es legal oder illegal – internationale Kommunikationskanäle anzapften und von denen keine ihm und seinen Kollegen besonders zugetan war. Der israelische Mossad hätte bestimmt eine Menge dafür gezahlt, seinen Kopf auf einem Pfahl aufgespießt zu sehen, auch wenn der Geheimdienst 159

    nicht wusste – nicht wissen konnte –, welche Rolle er, Mohammed, bei der Eliminierung von David Greengold gespielt hatte.
    Er und Pablo hatten einen Code vereinbart – harmlose Sätze, die alles oder nichts bedeuten konnten und die über Relays in aller Welt anonymisiert weitergesendet wurden.
    Ihre elektronischen Accounts wurden mit anonymen Kreditkarten bezahlt, und die Accounts selbst lagen bei großen, ganz und gar rechtschaffenen Providern in Europa. Auf diese Weise war das Internet im Hinblick auf Anonymität ebenso effektiv wie das Schweizer Bankengesetz. Im Übrigen gingen tagtäglich zu viele E-Mails durchs Netz, als dass irgendwer sie alle hätte überprüfen können, Computer-
    überwachung hin oder her. Solange Mohammed keine nahe liegenden Schlüsselwörter benutzte, konnte er folglich davon ausgehen, dass seine Botschaften sicher waren.
    Die Kolumbianer gedachten also zu kooperieren – Maria war schwanger. Und sie erwartete Zwillinge – die Operation konnte sofort beginnen. Er würde heute Abend beim Dinner seinen Gast darüber informieren, und alles würde sofort in die Wege geleitet. Diese Nachricht verdiente es sogar, mit einem Glas Wein oder zweien gefeiert zu werden
    – in Vorwegnahme der gnädigen Vergebung Allahs.
    Das Problem an dem Morgenlauf bestand darin, dass er langweiliger war als die Klatschseite einer Zeitung aus Arkansas – aber Training musste nun mal sein, und so nutzten die beiden Brüder die Zeit zum Nachdenken… hauptsächlich darüber, wie langweilig es war. Der Lauf dauerte nur

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