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12 - Im Auge des Tigers

12 - Im Auge des Tigers

Titel: 12 - Im Auge des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Rand des Finanzviertels. Uda hat Perrier getrunken, sein Begleiter ein Bier. Und zu essen gab’s einen britischen Ploughman’s Lunch – Brot, Käse und eingelegte Zwiebeln. Haben in einer Ecknische gesessen –
    schwierig für die Kollegen, sich in der Nähe niederzulassen, um sie zu belauschen.«
    »Das heißt, die beiden wollten unter sich sein. Das allein ist ja nicht verboten. Haben die Briten den anderen verfolgt?«
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    »Nein. Das bedeutet wahrscheinlich, dass Uda nur von einem Mann beschattet wurde.«
    »Anzunehmen«, stimmte Wills zu.
    »Aber hier steht, sie haben ein Foto von dem Typen. Ist im Bericht allerdings nicht enthalten.«
    »Wahrscheinlich hat jemand vom Security Service – MI5 –
    die Überwachung gemacht, und zwar vermutlich irgendein Neuling. Uda wird nicht als wichtig genug eingestuft, dass man ihn mit großem Aufwand observieren würde. Diese Behörden leiden sämtlich an Personalmangel. Sonst noch was?«
    »Ein paar Geldgeschäfte am selben Nachmittag. Sieht eigentlich nach Routinetransaktionen aus«, berichtete Jack, während er weiter scrollte. Ich suche nach harmlosen Kleinigkeiten, rief er sich ins Gedächtnis. Nur dass harmlose Kleinigkeiten nun mal in der Regel äußerst unauffällig waren.
    Uda bewegte tagtäglich größere und kleinere Geldbeträge.
    Da er Kapitalerhaltung betrieb, spekulierte er kaum, sondern konzentrierte sich überwiegend auf Immobilienge-schäfte. London – und Großbritannien allgemein - war ein geeigneter Ort, um Geld sicher zu investieren. Die Immobi-lienkurse lagen ziemlich hoch, waren jedoch ausgesprochen stabil. Wenn man dort etwas kaufte, durfte man zwar nicht mit einer großen Wertsteigerung rechnen, aber garantiert fiel der Preis auch nicht ins Bodenlose. Udas Daddy hielt den Jungen also an der langen Leine – er ließ ihm einige Freiheit, sorgte aber dafür, dass er sich nicht gleich den Hals brach. Wie liquide war Uda persönlich? Er bezahlte seine Huren in bar und kaufte ihnen teure Handtaschen, also musste er über eigenes Geld verfügen. Das mochten eher bescheidene Beträge sein, aber was nach saudischem Standard als »bescheiden« galt, war durchaus nicht dasselbe, was andere darunter verstanden. Immerhin fuhr der Junge einen Aston Martin und wohnte auch nicht gerade in einem Bauwagen…

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    »Woher weiß ich, welche Geschäfte bin Sali mit dem Geld seiner Familie macht und welche mit seinem eigenen?«
    »Gar nicht. Wir gehen davon aus, dass er mit beidem ähnlich verfährt, das heißt, er legt es auf verdeckten Konten an, die in enger Verbindung stehen. Am meisten können Sie aus den Quartalsabrechnungen erschließen, die er für die Familie erstellt.«
    Jack stöhnte. »Na großartig, das dauert ja Tage, bis ich diese ganzen Transaktionen zusammengerechnet und analysiert habe!«
    »Jetzt wissen Sie auch, warum Sie nicht Wirtschaftsprüfer geworden sind, Jack.« Wills brachte ein Kichern zustande.
    Jack wäre am liebsten explodiert, aber er musste diese Aufgabe wohl irgendwie bewältigen, und war es nicht schließlich sein Job? Zuerst versuchte er herauszufinden, ob der Computer ihm vielleicht einen Teil der Arbeit abnehmen konnte. Fehlanzeige. Also die Grundrechenarten, kombiniert mit seinem Riecher. Prächtig. Wenigstens würde er dabei endlich mal lernen, den Zahlenblock rechts auf der Tastatur zu benutzen – immerhin ein praktischer Nutzen.
    Warum beschäftigte der Campus eigentlich keine Wirtschaftsprüfer von der Justiz?
    Sie verließen die Route 2 und folgten einer unbefestigten Straße, die in Windungen nordwärts führte. Nach dem Zustand der Straße zu urteilen, wurde sie häufig befahren -
    auch frische Reifenspuren konnte man sehen. Die Landschaft war leicht gebirgig. Die wirklich hohen Gipfel der Rocky Mountains weiter im Westen vermochte man von hier aus zwar noch nicht zu erkennen, doch die Luft war dünner, als er es gewohnt war, und der bevorstehende Marsch versprach kein Sonntagsspaziergang zu werden.
    Mustafa fragte sich, wie weit es wohl noch sein mochte und wie nahe sie der Grenze der USA bereits waren. Er hatte gehört, die amerikanisch-mexikanische Grenze sei zwar bewacht, aber nicht besonders scharf. So tödlich kompetent 227

    die Amerikaner in manchen Bereichen auch waren – in anderen glichen sie kleinen Kindern. Mustafa und seine Leute hofften, mit ersterem Aspekt keine Bekanntschaft zu machen und letzteren für ihre Zwecke auszunutzen. Gegen elf Uhr vormittags bemerkte Mustafa in der Ferne einen großen

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