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12 - Im Auge des Tigers

12 - Im Auge des Tigers

Titel: 12 - Im Auge des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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sei als ehemaliger CIA-220

    Beamter letztendlich der Nutznießer einer Verschwörung gewesen, die wenigstens 50 Jahre überdauert und dem eigentlichen Zweck gedient habe, der CIA die Zügel der Regierung in die Hand zu geben. Aber klar doch. Wie die Trilateral Commission, die Weltloge der Freimaurer und was sich die Schreiberlinge sonst noch aus den Fingern saugten. Sowohl von seinem Vater als auch von Mike Brennan hatte Jack eine Menge Geschichten über die CIA zu hören bekommen, in denen die Kompetenz der Bundesbehörde in der Regel nicht gerade glorifiziert wurde. Die Firma war gut, aber bei weitem nicht so gut, wie Hollywood sie darstellte. Nun, Hollywood glaubte vermutlich auch, dass es Roger Rabbit wirklich gab – schließlich hatten seine Filme eine Menge Geld eingespielt. Nein, die CIA krankte an ein paar grundsätzlichen Mängeln…
    … war der Campus das Mittel dazu, diese auszugleichen?
    Das war die Frage. Verdammt, dachte der Junior, während er auf die Route 29 abbog, haben die Verschwörungstheoretiker womöglich doch Recht? Diese Frage beantwortete er sich selbst mit einem verächtlichen Schnauben und einer Grimasse.
    Nein, so konnte man den Campus nicht sehen – er hatte nichts mit den Fiktionen der alten Agentenstreifen zu tun, die im Abendprogramm wiederholt wurden – SPECTRE in den alten James-Bond-Filmen oder die DROSSEL in Solo für O.N.K.E.L. Die Verschwörungstheorien setzten voraus, dass eine große Anzahl Menschen in der Lage waren, den Mund zu halten, und eben dazu waren die bösen Jungs nun einmal – wie Mike ihm immer wieder erklärt hatte – nicht in der Lage. In den Bundesgefängnissen saßen keine Taub-stummen, pflegte Mike zu sagen, doch das hatten die Kriminellen, diese Idioten, offenbar noch immer nicht begriffen.
    Sogar die Leute, die er, Jack, derzeit überprüfte, hatten dieses Problem. Dabei galten sie als intelligent und hoch motiviert – oder hielten sich wenigstens selbst dafür. Aber 221

    mit den Schurken in den Filmen waren auch sie nicht zu vergleichen. Sie hatten das Bedürfnis zu reden, und dieses Bedürfnis würde ihnen letztendlich zum Verhängnis werden. Jack fragte sich, woran das wohl lag – verspürten die Leute den Drang, mit ihren Gräueltaten zu prahlen, oder hatten sie es vielmehr nötig, sich von anderen, Gleichge-sinnten bestätigen zu lassen, dass sie auf irgendeine perverse Art in Wirklichkeit Gutes taten? Die Typen, die er gerade unter die Lupe nahm, waren Muslime, aber nicht alle Muslime waren wie sie. Er und sein Vater hatten den saudischen Prinzen Ali kennen gelernt – ein anständiger Kerl. Er hatte Jacks Vater das Schwert geschenkt, das diesem beim Secret Service seinen Codenamen SWORDSMAN eintrug, und besuchte die Familie noch immer wenigstens einmal im Jahr, denn die Saudis waren, wenn man einmal Freundschaft mit ihnen geschlossen hatte, die loyalsten Menschen der Welt. Den Expräsidenten zu kennen, tat natürlich ein Übriges hinzu – und den Expräsidenten-Sohn, gerade dabei, in der Welt der schwarzen Machenschaften seinen Weg zu finden…
    Verdammt, wie wird Dad darauf reagieren?, fragte sich Jack.
    Der rastet aus. Und Mom? Kriegt einen hysterischen Anfall.
    Während er das Auto um eine Linkskurve steuerte, musste er angesichts diese Vorstellung lachen. Nun, Mom brauchte es ja nicht zu erfahren. Die Geschichte, die er sich als Ausrede zurechtgelegt hatte, würde reichen, sie und Grandpa hinters Licht zu führen – Dad allerdings nicht. Dad hatte diese Organisation selbst mit aufgezogen. Vielleicht brauchte er tatsächlich solch einen schwarzen Helikopter. Jack bog in seine Parklücke ein, Platz Nummer 127. So groß und mächtig konnte der Campus doch eigentlich gar nicht sein, mit weniger als 150 Angestellten… Er schloss den Wagen ab. Während er auf das Gebäude zuging, dachte er daran, wie sehr ihn diese Jeden-Morgen-ins-Büro-Routine ankotz-te. Aber schließlich fing jeder mal klein an.
    Jack benutzte wie die meisten seiner Kollegen den Hinter-222

    eingang. Dort befand sich eine Empfangstheke mit einem Sicherheitsbediensteten. Der Typ hieß Ernie Chambers, ehemaliger 1st Sergeant bei der 1st Infantry Division. An der blauen Uniformjacke trug er eine Miniatur des Combat Infantryman’s Badge – nur für den Fall, dass jemand seine Schultern und den harten Blick seiner schwarzen Augen übersah. Nach dem ersten Golfkrieg war er von der Infanterie zur Military Police gewechselt. Während Jack Chambers grüßend zuwinkte, dachte

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