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12 - Im Auge des Tigers

12 - Im Auge des Tigers

Titel: 12 - Im Auge des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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die Waffe zu bekommen, dann schob er das Magazin ein, lud durch und spannte den Hahn. Sein erster Schuss traf mit einem Pläng auf eine Kopf-Zielscheibe. Ebenso der zweite. Beim dritten schoss der Marine vorbei, doch Nummer vier – eine Drittel-sekunde später abgefeuert – ging wieder ins Ziel. Brian gab die Waffe zurück.
    »Liegt anders in der Hand«, erklärte er.
    »Man gewöhnt sich dran«, versicherte Dominic.
    »Danke, aber mir gefallen die sechs Schuss extra im Magazin.«
    »Jedem das Seine.«
    »Warum eigentlich immer nur Kopfschüsse?«, fragte Brian skeptisch. »Okay, wenn man ein Scharfschützengewehr 230

    hat, ist das die sicherste Art, mit einem Schuss zu töten, aber doch nicht mit einer Pistole.«
    »Es ist einfach eine nützliche Fähigkeit, wenn man einen Typen aus zwölf oder fünfzehn Meter Entfernung am Kopf treffen kann«, beantwortete Pete Alexander die Frage. »Ich kenne keine effektivere Methode, eine Auseinandersetzung zu beenden.«
    »Wo kommen Sie denn so plötzlich her?«, fragte Dominic.
    »Sie haben nicht auf Ihre Umgebung geachtet, Agent Caruso. Denken Sie dran – selbst Adolf Hitler hatte Freunde.
    Hat man Ihnen das in Quantico nicht beigebracht?«
    »Doch, schon«, gab Dominic etwas zerknirscht zu.
    »Wenn Sie Ihr eigentliches Ziel erledigt haben, schauen Sie sich um, ob Freunde des Betreffenden in der Nähe sind.
    Oder Sie sehen zu, dass Sie Land gewinnen. Oder beides.«
    »Sie meinen wegrennen?«
    »Nein, es sei denn, Sie sind gerade im Sportstadion. Sie ziehen sich unauffällig zurück. Das kann bedeuten, dass Sie in einen Buchladen gehen und etwas kaufen, einen Kaffee trinken, je nachdem. Das müssen Sie von den Umständen abhängig machen, aber vergessen Sie dabei nie Ihr eigentliches Ziel. Ihr Ziel ist immer, so schnell aus der unmittelbaren Umgebung zu verschwinden, wie es die Gegebenheiten erlauben. Wenn Sie sich zu schnell bewegen, wird man Sie bemerken. Wenn Sie zu langsam sind, kann es passieren, dass sich jemand erinnert, Sie in der Nähe Ihrer Zielperson gesehen zu haben. Wer nicht auffällt, über den wird später auch niemand etwas aussagen. Also dürfen Sie nicht auffallen. Das betrifft die Kleidung, die Sie bei einem Einsatz tragen, Ihr Verhalten vor Ort, Ihren Gang – das alles muss darauf ausgerichtet sein, Sie unsichtbar zu machen«, dozier-te Alexander.
    »Mit anderen Worten, Pete«, stellte Brian sachlich fest,
    »wenn wir das tun, worauf Sie uns hier vorbereiten – diese Leute umbringen –, dann wollen Sie, dass wir anschließend davonspazieren, als ob nichts gewesen wäre.«
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    »Ziehen Sie es vor, sich erwischen zu lassen?«, fragte Alexander.
    »Nein, aber die beste Art, jemanden umzubringen, ist nun mal ein Kopfschuss mit einem guten Gewehr aus ein paar hundert Meter Entfernung. Das klappt immer.«
    »Aber wenn nun jemand getötet werden soll, ohne dass jemand anders merkt, dass er umgebracht wurde?«, fragte der Ausbilder.
    »Wie zum Teufel soll das denn gehen?« Das war Dominic.
    »Geduld, Jungs. Eins nach dem anderen.«
    Sie erreichten eine Art Zaun – oder besser: die Überreste eines solchen. Ricardo marschierte einfach hindurch, und zwar durch ein Loch, das aussah, als sei es nicht erst kürzlich entstanden. Die Pfähle waren einmal in kräftigem Grün gestrichen gewesen, inzwischen war die Farbe jedoch größ-
    tenteils von Rost zerfressen. Der Draht dazwischen befand sich in noch schlechterem Zustand. Man konnte das Ganze wirklich kaum als Hindernis bezeichnen. Der coyote ging noch etwa 50 Meter weiter, dann suchte er sich einen gro-
    ßen Felsbrocken aus, setzte sich darauf, steckte sich eine Zigarette an und nahm einen Schluck aus seiner Feldfla-sche. Dies war ihre erste Rast. Der bisherige Fußmarsch war völlig unproblematisch verlaufen, und offenbar hatte Ricardo die Strecke schon oft zurückgelegt. Mustafa und seine Freunde wussten nicht, dass er auf diesem Weg bereits mehrere hundert Gruppen über die Grenze gebracht hatte und dabei nur einmal festgenommen worden war – was bis auf den Kratzer an seiner Ehre keine großartigen Konsequenzen nach sich zog. Außerdem verzichtete er als ehrenhafter coyote in dem betreffenden Fall auf seine Bezahlung.
    Mustafa ging zu ihm hinüber.
    »Geht’s Ihren Freunden gut?«, fragte Ricardo.
    »Der Marsch war nicht besonders anstrengend«, antwortete Mustafa, »und Schlangen habe ich auch keine gesehen.«

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    »Gibt hier nicht allzu viele. Die meisten Leute schießen auf sie oder werfen

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