12 Stephanie Plum: Kalt erwischt (Twelve Sharp)
interessieren.«
Das Lachen wurde breiter. »Bob hat Sehnsucht nach dir. Er hat dich seit Tagen nicht mehr gesehen.«
Bob ist Morellis rotblonder Hund. Er benutzt ihn als Lockvogel, wenn er will, dass ich über Nacht bleibe. Nicht dass er einen Lockvogel nötig hätte.
»Ich rufe dich heute Nachmittag an«, sagte ich. »Ich weiß nicht, was der Tag heute noch so bringt. Ich soll erst noch einen ganzen Haufen NVGler für Vinnie einfangen.«
Er krallte sich mit der Hand in mein T-Shirt, zog mich zu sich heran und küsste mich. Zungenkuss und streichelnde Hände, nicht zu knapp. Als er fertig war, hielt er mich auf Armeslänge von sich. »Sei vorsichtig!«, ermahnte er mich.
»Zu spät.«
Er schob mich rückwärts in den Aufzug, drückte die Taste und schickte mich nach oben ins Atrium, wo Lula auf mich wartete.
»Ich will gar nicht wissen, was in der Tiefgarage abgegangen ist«, sagte Lula. »Aber putz dir lieber dein behämmertes Grinsen von der Backe, sonst schnallen es alle hier.«
Ich rief Connie an und sagte ihr, wir hätten Pickle geschnappt.
»Vinnie ist nicht da«, sagte sie. »Ich regle das mit der Kaution für Pickle. Ehe ich es vergesse, eine Frau war hier und hat nach dir gefragt. Sie hat gesagt, sie heißt Carmen.«
Auf Anhieb fiel mir niemand ein, der Carmen hieß. »Hat sie gesagt, was sie von mir wollte?«
»Es wäre privat, meinte sie. Sie war Ende zwanzig, schätze ich, sanfte Stimme, hübsch. Irgendwie irre.«
Na toll. »Irre? Wieso irre? Irre gestresst? Irre angezogen? Mit Clownsschuhen und roter Pappnase? Oder irre verrückt?«
»Irre gestresst und irre verrückt, würde ich sagen. Sie trug nur schwarze Klamotten, so wie Ranger. Schwarze Schuhe, schwarze Cargohose, schwarzes T-Shirt. Und sie wirkte irgendwie fest entschlossen. So eine Hundertprozentige. Sie sagte, sie würde dich schon finden. Und dann hat sie nach Ranger gefragt. Ich glaube, den sucht sie auch.«
»Wir müssen uns mal entscheiden«, sagte Lula, als ich mein Handy wegpackte. »Wir können uns nach einem Paar Schuhe umsehen, oder wir können uns weiter blamieren und so tun, als wären wir Kopfgeldjäger.«
»Ich glaube, wir haben gerade eine Glückssträhne. Tun wir lieber weiter so, als wären wir Kopfgeldjäger!«
»Ich will die Frau kennenlernen, die ihrem Mann ein Messer in den Arsch gerammt hat«, sagte Lula. »Sollen wir uns die als Nächste vornehmen?«
»Die wohnt in Burg«, sagte ich und holte die Akte von Mary Lee Truk. »Ich kann meine Mutter anrufen und sie fragen, ob sie sie kennt.«
Burg, kurz für Chambersburg, ist nur ein kleiner Teil von Trenton, etwas außerhalb des Stadtzentrums. Es ist ein Arbeiterviertel, in dem die Leute keine Geheimnisse voreinander haben und sich nur um ihren eigenen Dreck kümmern. Meine Eltern wohnen in Burg. Meine beste Freundin Mary Lou Molnar wohnt in Burg. Morellis Familie wohnt in Burg. Morelli und ich sind weggezogen, aber nicht weit.
Grandma Mazur ging ans Telefon. »Mary Lee Truk? Natürlich kenne ich die«, sagte sie. »Ich spiele Bingo mit ihrer Mutter. «
»Weißt du, ob Mary Lee gut mit ihrem Mann auskommt?«
»Seit sie ihm mit einem Messer in den Hintern gestochen hat, nicht mehr. Soweit ich weiß, hat ihm das ziemlich gestunken. Er hat seine Sachen gepackt und ist ausgezogen.«
»Warum hat sie auf ihn eingestochen?«
»Angeblich soll sie ihn gefragt haben: ›Findest du, dass ich zugenommen habe?‹ Das hat er mit ja beantwortet. Daraufhin hat sie auf ihn eingestochen. Ganz spontan. Mary Lee ist in den Wechseljahren, und man sagt einer Frau in den Wechseljahren nicht einfach, dass sie dick wird. Das weiß doch jedes Kind. Ich sage dir, Männer haben keinen Funken Verstand.
Ach, da fällt mir noch etwas ein, das ich dir vergessen habe zu sagen. Heute Nachmittag war eine Frau hier und hat nach dir gefragt. Ich habe ihr gesagt, ich wüsste nicht genau, wo du steckst. Sie meinte, das macht nichts, sie würde dich schon finden. Sie hatte so Kleider an wie der heiße Kerl, mit dem du zusammenarbeitest, Ranger.«
Lula glitt mit dem Firebird an den Straßenrand. Wir blieben sitzen und sahen zum Haus der Truks.
»Ich habe so ein mulmiges Gefühl«, sagte Lula.
»Du wolltest doch, dass wir uns die Messerstecherin als Nächste vornehmen.«
»Da kannte ich ja die Geschichte mit den Wechseljahren auch noch nicht. Was ist, wenn die Frau eine Hitzewallung überkommt, während wir da sind, und sie dreht durch?«
»Stell dich nur nicht mit dem Rücken zu ihr! Und
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