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12 Stephanie Plum: Kalt erwischt (Twelve Sharp)

12 Stephanie Plum: Kalt erwischt (Twelve Sharp)

Titel: 12 Stephanie Plum: Kalt erwischt (Twelve Sharp) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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bloß keine Bemerkung über ihr Gewicht!«
    Ich stieg aus dem Auto und ging zur Tür, Lula hinter mir her. Gerade wollte ich anklopfen, als die Tür aufflog und Mary Lee mich anfunkelte. Sie trug ihr kurzes braunes Haar, als hätte sie es mit einem Elektromixer gestylt. Nach den Kautionsunterlagen war sie zweiundfünfzig. Sie war ein paar Zentimeter kleiner als ich, dafür einige Kilo runder.
    »Was ist?«, fragte sie.
    Ich stellte mich vor und ließ meinen üblichen Sermon über neuen Gerichtstermin und Kautionsverlängerung ab.
    »Ich kann nicht mitkommen«, jammerte sie. »Gucken Sie sich meine Frisur an! Früher konnte ich mir die Haare immer selbst schön zurechtmachen, aber seit einiger Zeit kommt nur noch dieser Mist dabei raus.«
    »Ich benutze immer Conditioner«, sagte Lula. »Haben Sie es damit schon mal probiert?«
    Wir beide sahen uns Lulas Frisur an. Ihr Haar war orange wie ein Orang-Utan-Fell, und die Strähnen waren die reinsten Wildschweinborsten.
    »Wie wäre es mit einem Hut?«, schlug ich vor.
    »Ein Hut?!«, jammerte Mary Lee. »Ist mein Haar so schlimm, dass ich einen Hut brauche?« Mary Lee wurde knallrot im Gesicht, und sie zog sich ihr T-Shirt aus. »Mensch, ist das warm hier.« Sie trug nur Büstenhalter, sie schwitzte, und mit dem T-Shirt wedelte sie sich Luft zu.
    Lula hielt den Zeigefinger an die Schläfe und beschrieb kleine Kreise damit, das internationale Zeichen für jemanden, der nicht ganz richtig im Kopf ist.
    »Ich habe es genau gesehen!«, sagte Mary Lee und kniff die Augen zusammen. »Sie denken wohl, ich bin durchgeknallt. Sie denken, die fette Sau ist durchgeknallt!«
    »Sie haben sich gerade ihr T-Shirt ausgezogen, Lady«, sagte Lula. »Das habe ich zwar früher auch gemacht, aber nur für Geld.«
    Mary Lee sah das Shirt in ihrer Hand an. »Keine Ahnung, warum ich das getan habe.«
    Mary Lees Gesicht war nicht mehr puterrot, und sie hatte aufgehört zu schwitzen, deswegen nahm ich ihr das T-Shirt ab und zog es ihr über den Kopf. »Ich kann Ihnen helfen«, sagte ich. »Ich weiß genau, was Sie brauchen.« Ich kramte in meiner Umhängetasche und fand meine Baseballmütze, stülpte sie Mary auf den Kopf und steckte ihr Haar darunter. Ich ging rasch durchs ganze Haus, versicherte mich, dass alle Türen abgeschlossen waren und Mary Lee nicht zufällig die Katze in den Backofen gesteckt hatte, und geleitete dann Mary Lee zusammen mit Lula aus dem Haus zum Auto.
    Fünf Minuten später führte ich Mary Lee zur Donutvitrine in der Bäckerei.
    »Also: Einmal tief Luft holen, dann dürfen Sie sich die Donuts angucken«, sagte ich. »Schauen Sie mal, zum Beispiel den Erdbeerdonut mit den bunten Streuseln. Läuft Ihnen da nicht das Wasser im Mund zusammen?«
    Mary Lee lachte beim Anblick der Donuts. »Ja, sehr.«
    »Oder der Baiser, der wie eine flauschige Wolke aussieht. Die Geburtstagskuchen mit den roten und gelben Rosen. Die Schokoladencremetorte.«
    »Das entspannt mich total«, sagte Mary Lee.
    Ich rief Connie auf ihrem Handy an. »Bist du noch immer auf dem Gericht?«, fragte ich sie. »Ich liefere gleich Mary Lee Truk ab. Aber du musst sie sofort wieder auf Kaution rausholen. Wer weiß, was passiert, wenn sie die nächste Hitzewallung bekommt.«
    »Ich möchte Sie ja nur ungern stören«, sagte Marjorie Lando, »aber was darf es denn sein?«
    »Ein Dutzend gemischte Donuts zum Mitnehmen«, sagte ich.
    Lula setzte mich vor dem Kautionsbüro ab. »Das war doch gar nicht so schlimm«, sagte sie. »Wir haben heute zwei verirrten Seelen geholfen. Das ist gut für meine Horizonterweiterung und positiv für meine Karmabilanz. Normalerweise gehen wir den Leuten auf den Senkel, was für das Karma ja nicht so toll sein soll. Dabei haben wir gerade erst fünf Uhr. Ich habe also noch viel Zeit zum Proben. Bis morgen.«
    »Bis morgen«, sagte ich, winkte Lula zum Abschied und öffnete mit dem Funkschlüssel meinen Wagen. Ich fuhr zur Zeit einen schwarzweißen Mini Cooper, den ich bei dem Gebrauchtwarenhändler Honest Dan gekauft hatte. Der Innenraum war zwar ein bisschen zu gemütlich und zu klein, um unsere Gauner damit zum Gefängnis zu karren, aber der Preis hatte gestimmt, und der Wagen fuhr sich gut. Ich glitt hinter das Steuerrad, da klopfte jemand an die Scheibe der Fahrertür.
    Es war die Frau in Schwarz. Sie war jung, Anfang zwanzig, und sie war hübsch, durchschnittlich hübsch. Sie hatte dichtes welliges, braunes Haar, das ihr bis zu den Schultern reichte, blaue Augen, lange

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