12 Stephanie Plum: Kalt erwischt (Twelve Sharp)
Ohrstecker heraus, klemmte ihn vorne an den Hosenbund, stieg aus dem Mini und hob die Hände hoch.
»Was haben Sie da an Ihre Hose gesteckt?«, wollte Scrog wissen.
Ich stand mitten auf einer riesigen Asphaltfläche, angestrahlt von dem unheimlichen Licht der Flutscheinwerfer ringsum. Irgendwo hinter dem Licht hockte Scrog und beobachtete mich. Er konnte die beiden Handy-Headsets erkennen, also benutzte er ein Fernglas. Hoffentlich kein Zielfernrohr.
»Das ist mein Handy«, sagte ich.
»Sie haben zwei.«
»Das andere ist eine Ersatzgerät.«
»Nehmen Sie die beiden Handys, und legen Sie sie auf den Boden! Steigen Sie in den Honda! Die Schlüssel stecken im Anlasser. Auf dem Beifahrersitz liegen weitere Instruktionen. Lesen Sie sie durch und befolgen Sie sie!«
Ich klemmte die beiden Handys ab und legte sie auf den Asphalt. Dann stieg ich in den Honda, ließ den Motor an und las mir die Instruktionen durch. Scrog wollte, dass ich zu dem Parkhaus drei Straßen weiter auf der Main Street fuhr. Ich sollte den Wagen auf dem zweiten Parkdeck abstellen, die Treppe hinunter zur Straße gehen und die Dennis Street entlang Richtung Osten zur Innenstadt marschieren. Wenn ich die Hausnummer 375 erreicht hatte, sollte ich die Eigentumswohnanlage, die sich dahinter verbarg, durch den Haupteingang betreten und vor bis zum Aufzug gehen.
Na gut, ein Handy besaß ich jetzt nicht mehr, aber dafür den kleinen Peilsender. Bestimmt vierzig Leute waren mir auf den Fersen, und das FBI hatte vermutlich einen Hubschrauber mit Infrarotkameras losgeschickt, die jeden meiner Schritte verfolgten. Ich steckte den Kopf aus dem Fenster und sah nach oben in den Himmel. Kein Hubschrauber in Sicht. Scheiß FBI. Sparen am falschen Ende.
Ich folgte den Instruktionen und stellte den Wagen auf dem zweiten Parkdeck ab. Ich stieg aus, und mein Puls schlug gleich schneller. Es war spät, es war finster, und das Parkhaus war leer. Ich konnte von Glück sagen, wenn ich nicht überfallen würde, bevor ich Scrog überhaupt zu Gesicht bekam.
Ich nahm die Treppe hinunter zum Erdgeschoss und ging auf der Dennis Street Richtung Osten. Zwei Querstraßen weiter, im übernächsten Häuserblock befand sich die Eigentumswohnanlage. Ich blieb davor stehen, um Ranger etwas Zeit zu geben, sich in Position zu bringen, und versuchte dann, meine Füße in Bewegung zu setzen. Aber meine Füße versagten mir den Dienst, sie wollten das Gebäude nicht betreten. Eigentlich weigerte sich mein ganzer Körper. Es war ein fünfgeschossiger Bau, mittelgute Wohnlage, wahrscheinlich aus den fünfziger Jahren, und vor einiger Zeit, als die Mietwohnungen in Eigentum umgewandelt wurden, gründlich renoviert. Durch die doppelte Glastür konnte ich in den kleinen Eingangsbereich sehen. Schwach erleuchtet, rechts ein Aufzug, links eine Reihe Briefkästen. Kein Scrog.
Es waren etwa zwanzig Grad, aber auf meiner Stirn sammelten sich Schweißperlen. Das Leben eines kleinen Mädchens stand auf dem Spiel, sagte ich mir. Du schaffst es. Es ist wichtig. Sei tapfer! Und wenn du nicht tapfer sein kannst, dann tu wenigstens so!
Ich holte einmal tief Luft und betrat die Eingangshalle. Grabesstille. Kein Mensch war da. An der Wand neben dem Aufzug klebte ein Zettel: Fahren Sie mit dem Aufzug zur Tiefgarage!
Mist. Ich wollte nicht in die Tiefgarage. Tiefgaragen sind mir unheimlich, besonders nachts. In Tiefgaragen kann alles Mögliche passieren. Ich knetete meine Finger, bis die Knöchel krachten, betrat den Aufzug und drückte den entsprechenden Knopf. Der Aufzug glitt nach unten, und ich spürte den nächsten Adrenalinschub. So viel Adrenalin kreiste in meinem Blut, dass ich das Gefühl hatte, als ob meine Haare in Flammen stünden. Auf tausend Meter Entfernung hätte ich wohl noch eine Nadel auf den Boden fallen hören können.
Die Tür öffnete sich, ich trat heraus. Hinter einem Lieferwagen kam eine Frau hervor. Sie ging auf mich zu, und im selben Moment war mir klar, dass es Scrog war. Kein Wunder, dass es so schwer war, ihn zu orten. Dauernd klaute er neue Autos, und er lief in Frauenkleidern herum.
Ich musterte ihn, als er auf mich zukam, und ich fand, dass er sich als Frau ganz anständig machte. Wenn er im Auto an mir vorbeigefahren wäre, hätte ich ihn nicht für einen Mann gehalten. Es war der Gang, der ihn verriet.
»Erstaunt?«, fragte er.
Ich nickte, und seltsamerweise war ich erleichtert. Männer in Frauenkleidern verbreiten nicht Angst und Schrecken.
»Es kommt eben auf
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