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12 Stephanie Plum: Kalt erwischt (Twelve Sharp)

12 Stephanie Plum: Kalt erwischt (Twelve Sharp)

Titel: 12 Stephanie Plum: Kalt erwischt (Twelve Sharp) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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geschlossene Tür. Wahrscheinlich führte sie zu einer Schlafkammer, vielleicht auch noch zu einem Badezimmer oder Waschraum. Ich hoffte sehr, dass sich Julie hinter der Tür befand und dass ihr nichts passiert war.
    »Wo ist Julie?«, fragte ich ihn. »Ich muss sie unbedingt sehen.«
    »Sie ist im Schlafzimmer. Sie können reingehen. Die Tür ist nicht abgeschlossen.«
    Ich rief: »Julie? Ich bin es. Stephanie. Ich komme jetzt herein.«
    Keine Antwort. Ich stieß die Tür mit dem Fuß auf und spähte hinein. Es war zu dunkel, um etwas zu erkennen.
    »Haben Sie noch eine Lampe für mich?«, fragte ich Scrog.
    »Nein«, sagte er. »Sie können diese hier haben. Ich habe Augen wie ein Luchs. Ich brauche kein Licht.«
    Er ging an mir vorbei und stellte die Lampe auf ein schmales eingebautes Nachttischschränkchen. Auf dem Bett kauerte Julie. Ihr braunes Haar war verfilzt, ihre Augen waren riesig. Das Gesicht war schmutzig, und auf den Wangen verliefen alte, verkrustete Tränenspuren. Ich hatte kurz nach der Entführung eine Beschreibung des Mädchens gelesen, und es sah aus, als würde sie noch immer dieselbe Kleidung tragen. Vielleicht war das ein gutes Zeichen. Wenigstens hatte Scrog sie nicht ausgezogen. Ihre Füße waren bloß, und sie war mit einer Beinschelle ans Bett gefesselt.
    Sie sah erst mich an, dann Scrog. Sie sagte nichts.
    »Es ist spät«, sagte Scrog. »Ihr müsst müde sein. Ihr müsst schlafen. Morgen wird ein anstrengender Tag. Morgen haben wir was Besonderes vor.« Er fasste unter das Bett und holte noch eine Kette mit einer zweiten Beinschelle hervor. »Ich mache das an Ihrem Fußgelenk fest«, sagte er zu mir. »Dann kann ich die Handschellen aufschließen.«
    Er griff nach meinem Fußgelenk, und ich trat, so fest ich konnte, gegen seinen Kopf. Scrog flog etwa einen Meter weit und landete auf seinem Hintern. Ich gleich hinter ihm her. Ich versetzte ihm einen zweiten Tritt mit den Stiefeln, diesmal in die Seite, doch es gelang ihm, sich aufzurappeln; er fasste hinter sich, seine Hand schnellte hervor, und ich bekam die nächste Ladung mit dem Elektroschocker verabreicht.

21
    Als ich wieder zu mir kam, lag ich in der Schlafzimmerkoje auf dem versifften Boden. Schuhe und Strümpfe hatte mir jemand ausgezogen, die Beinschellen waren noch dran. Ich wartete ab, bis sich der Lärm in meinem Kopf gelegt und das Brennen am ganzen Körper aufgehört hatte, dann versuchte ich aufzustehen.
    Julie saß auf dem Bett und beobachtete mich. »Nicht schlecht«, sagte sie.
    Das haute mich um. Nicht schlecht . Julie Martine hatte echt Schneid. Vielleicht sogar mehr als ich. Ich ließ den Kopf kreisen und schüttelte mich, um die Muskelkrämpfe loszuwerden, die man sich bei so einer geballten Voltladung und einem Sturz zu Boden zuzieht.
    »Das war schwach«, sagte ich zu ihr. »Dein Vater hätte ihn fertiggemacht.«
    »Meinen Sie Ranger? Den kenne ich eigentlich gar nicht so gut.«
    »Er ist ein ganz besonderer Mensch.«
    Julie senkte die Stimme. »Er will ihn umbringen. Das hat er gemeint, als er sagte, morgen sei ein großer Tag. Chuck meint, er wäre erst ein ganzer Mensch, wenn Ranger tot ist.«
    »Wer ist Chuck?«
    »Der Mann. Er will, dass ich Dad zu ihm sage, aber das mache ich nicht. Ich sage Chuck zu ihm. Ich glaube, aus Ihnen und mir macht er sich eigentlich gar nicht so viel. Er ist viel mehr hinter Ranger her.«
    Das erstaunte mich nicht. Ich hatte schon vorher mal die Idee gehabt, dass Scrog letztlich den Wunsch haben musste, Ranger zu eliminieren.
    »Chuck ist verrückt, nicht?«, fragte Julie. »Er hat mir gesagt, dass er schon Leute getötet hätte. Als wollte er damit angeben. Hat er wirklich schon andere Menschen umgebracht?«
    »Gut möglich.«
    »Das ist doch schrecklich«, sagte Julie.
    »Hat er dich gut behandelt?«
    »Ja. Ich meine, ich bin hier angekettet wie ein Tier, aber sonst hat er mir nichts getan. Und meine Kette reicht bis zum Klo.«
    Vom Nachbarraum drangen Schnarchgeräusche herüber. Mord und Kindesentführung belasteten Scrogs Gewissen offenbar nicht. Kein Herumwälzen im Bett. Kein nächtliches Auf- und Abgehen.
    Wie sollte es jetzt weitergehen? Reiß dich am Riemen und suche einen Ausweg, sagte ich mir. Tu das, was Ranger dir geraten hat! Konzentrier dich auf das Ziel! Verdräng unproduktive Gefühle!
    Ich kniete mich hin und sah nach, wie die Ketten befestigt waren. »Das Bett ist am Boden angeschraubt, und die Ketten sind um den Stahlrahmen gelegt und mit einem Schloss

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