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12 Stephanie Plum: Kalt erwischt (Twelve Sharp)

12 Stephanie Plum: Kalt erwischt (Twelve Sharp)

Titel: 12 Stephanie Plum: Kalt erwischt (Twelve Sharp) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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Boden. Sie lag auf dem Rücken, begraben unter Beckentellern und dem Bassspieler, nur ihre Plateausohlen ragten in die Luft. Sie sah aus wie die Böse Hexe aus dem Zauberer von Oz, als sie von Dorothys herabstürzendem Haus erschlagen wird. Wir sprangen alle von den Stühlen auf und eilten Grandma zu Hilfe, außer meinem Vater, der wie angeklebt auf seinem Platz sitzen blieb, knallrot im Gesicht.
    Wir halfen Grandma wieder auf die Beine, befestigten ihre Perücke und rückten ihren Büstenhalter zurecht.
    »Es geht schon«, sagte Grandma. »Ich bin nur mit den Absätzen über das Kabel gestolpert und habe das Dingsbums aus der Steckdose gerissen.«
    Grandma bückte sich, um den Verstärker wieder anzuschließen, und furzte dabei in ihre schwarzen Lederhotpants.
    »Oh«, sagte sie. »Hat hier jemand einen toten Vogel in der Tasche?« Wieder entfuhr ihr ein Furz. »Das war der Brokkoli im Salat«, sagte sie. »Jetzt geht es mir gleich viel besser.«
    Ich sah zu Morelli, der einen Keks in der Hand hielt. »Ist das ein Keks von meinem Vater? Das gibt Arger.«
    »Ich glaube, der kriegt nichts mehr mit«, sagte Morelli. »Diesen Gesichtausdruck kenne ich von Leuten, die gerade Zeuge eines schweren Autounfalls geworden sind. Glaub mir, er hat den Überblick über seine Kekse verloren.«
    »Könnt ihr den Verstärker etwas leiser stellen?«, bat ich Sally. »Ich glaube, in der Küche sind einige Gläser zersprungen.«
    Meine Mutter krallte ihre Finger in meinen T-Shirt-Kragen. »Du musst sie davon abhalten«, sagte sie. »Ich flehe dich an.«
    »Wer? Ich? Warum ich?«
    »Auf dich hört sie.«
    »Wenn das hier klappen sollte, versuche ich, einen Auftritt mit den Stones an Land zu ziehen«, sagte Grandma. »Die passen zu mir. Und sie könnten eine Braut in ihrer Band gut gebrauchen. Mit denen würde ich gerne auf Tour gehen. Und so über die Bühne watscheln wie Mick Jagger, das kann ich auch. Guckt mal!«
    Grandma watschelte umher wie Mick Jagger.
    »Gar nicht mal so schlecht«, sagte Morelli.
    Der Blick meiner Mutter flog zur Küchentür, und ich wusste, dass sie jetzt an die Schnapsflasche im Schrank unter der Spüle dachte.
    »Was hältst du von dem Outfit?«, fragte mich Lula.
    »Findest du es zu eng? In meiner Größe hatten sie es nicht da.«
    »Sieht aus, als würde es weh tun«, sagte ich.
    »Ja. Ich glaube, da kriege ich Hämorriden drin.« »Wir könnten morgen noch mal losziehen und ein neues Kostüm aussuchen«, sagte ich. »Ich hätte Lust, mal wieder mit dir shoppen zu gehen.«
    »Abgemacht«, sagte Lula. »Zwischendurch essen wir einen Happen.«
    »Du kannst es dir aussuchen«, sagte meine Mutter zu mir. »Was du willst. Gestürzter Ananaskuchen. Schokocremetorte. Ich mache dir jeden Nachtisch, den du willst, wenn du mir garantierst, dass deine Oma nicht in diesem Lederkostüm auftritt.«

20
    Eine niedrige Wolkendecke verdeckte Mond und Sterne. Morelli und ich gingen mit Bob in der Dunkelheit spazieren, auf Bürgersteigen, die ich noch von meiner Kindheit wie meine eigene Westentasche kannte. Ich hatte meine Rollschuhe darauf ausprobiert, Kreidebilder darauf gemalt, später war ich auf ihnen Fahrrad gefahren, zur Schule gegangen, hatte Jungs nachspioniert und meine Knie aufgescheuert. Ich kannte die Leute, die hier wohnten. Ich kannte ihre Hunde, ihre Geheimnisse, ihre Katastrophen, ihre Erfolge und ihre Pleiten, und ich wusste, wann sie zu Bett gingen. Es war kurz nach neun, und die Hunde wurden zum letzten Mal für heute Gassi geführt. Durch die Fenster sah man Fernseher flimmern. Klimaanlagen brummten.
    Morelli und ich gingen händchenhaltend hinter Bob her, der um die Häuser trabte und an Büschen schnüffelte. Ich hatte Morelli über das Telefongespräch und mein mitternächtliches Treffen mit Scrog informiert. Und jetzt, beim Spaziergang mit ihm und Bob, kam ich mir vor wie ein Herzpatient, der auf seine Operation wartete. Ich war nervös. Freute mich darauf, dass es bald vorbei sein würde. Hoffte natürlich, dass es ein gutes Ende fand. Wartete ungeduldig, dass es endlich losging.
    Als ich vom Bürgersteig aufblickte, merkte ich, dass wir eine geschlagene Stunde gegangen und an unseren Ausgangspunkt zurückgekehrt waren. Wir standen vor dem Haus meiner Eltern, hielten uns immer noch an der Hand und schwiegen.
    »Was jetzt?«, fragte Morelli.
    »Ich fahre zurück zu meiner Wohnung. Scrog will, dass ich wie eine richtige Kopfgeldjägerin aussehe, und Ella hat die nötigen Kleider für mich

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