12 Stunden Angst
gerettet.«
»Kommen Sie mit mir«, sagte sie mit einem eigenartigen Lächeln. »Es gibt noch eine Sache zu tun.«
Sie nahm seine Hand, führte ihn durch ihr Büro und eine Treppe hinauf bis zu einer Tür am Ende eines Flures. »Das hier ist mein VIP-Esszimmer. Ich habe etwas bringen lassen, weil ich dachte, dass wir nach unserem Meeting bestimmt hungrig wären.«
Sie öffnete die Tür.
Laurel stand hinter einem Tisch, der beladen war mit Schachteln und Näpfen aus dem indischen Restaurant ein paar Straßen weiter. Sie trug einen hellblauen Rock und ein weißes Leinenoberteil und erinnerte Danny sehr an die wunderschöne Lehrerin, die Michael zwei Jahre zuvor mit einem herzlichen Lächeln willkommen geheißen hatte. Danny hatte sie seit Warrens Tod nur in Schwarz gesehen und nur aus größerer Entfernung. Ihr verändertes Äußeres verschlug ihm beinahe den Atem. Er drehte sich um und wollte Marilyn danken, sah aber nur noch eine sich schließende Tür.
»Ich habe die Neuigkeiten schon gehört«, sagte Laurel. »Die Sache mit Michael.«
Danny nickte. »Ich kann es kaum glauben.«
»Siehst du? Das Schlimmste ist nicht eingetreten.«
»Ja.«
Laurel war immer noch blass, und sie hatte sieben oder acht Pfund verloren, die ihr sichtlich fehlten. Danny bemerkte dunkle Ringe unter ihrem Augen-Make-up.
»Sind die Kinder in der Schule?«, fragte er.
»Nur noch ein paar Tage.«
»Hast du schon Pläne für den Sommer?«
Sie wandte den Blick von ihm ab. »Ich hatte überlegt, eine Zeit lang aus der Stadt zu verschwinden. Ich ertrage dieses ganze Gerede nicht. Grant und Beth haben eine verdammt harte Zeit in der Schule hinter sich.«
»Das ist wahrscheinlich eine gute Idee«, pflichtete Danny ihr bei, bemüht, seine Enttäuschung zu verbergen.
»Ich nehme an, du hast mit deiner Scheidung alle Hände voll zu tun?«
»Ich weiß es nicht. Mit Michael wahrscheinlich noch mehr als das.«
Laurel nickte; dann deutete sie auf die Speisen. »Hast du Hunger?«
»Ich würde keinen Bissen runterkriegen.«
Sie lächelte. »Ich auch nicht.«
»Du fehlst mir, Laurel. Du fehlst mir sehr. Ich habe mir Sorgen gemacht.«
Ihr Lächeln schwand, und sie hob eine Hand vor die Augen. Er wollte zu ihr, um sie in die Arme zu schließen, doch sie winkte ab. »Es war schlimm«, sagte sie. »Ich habe schreckliche Schuldgefühle wegen dem, was passiert ist.«
»Ich fühle mich auch nicht gerade großartig.«
Sie ließ die Hand sinken und blickte ihn aus geröteten Augen an. »Ich weiß nicht, wo ich hingehen soll, Danny. Soll ich mich in den Wagen setzen und ans Meer fahren? Soll ich mit den Kindern nach Disney World? Wir haben ein riesiges Loch in unserem Leben, und ich habe nicht die leiseste Ahnung, wie ich es ausfüllen soll.«
Er räusperte sich. »Ich hätte da eine Idee.«
»Und welche?«
»Geh ins Reisebüro und kauf drei Flugscheine für Disney World. Erzähl allen Leuten, die du kennst, dass du die Stadt verlässt. Lass die Nachbarn sehen, wie du den Wagen packst. Sobald es dunkel wird, nimmst du die Kinder und fährst in die Deerfield Road. Wir schließen hinter uns das Tor und lassen die Welt draußen. Das Grundstück hat zwanzig Hektar – Platz genug, damit alle einander kennen lernen können. Ich ziehe in das Blockhaus am Teich, und ihr nehmt das Haus. Wir können angeln, im Freien kochen, grillen, was auch immer. Wenn die Kids sich langweilen, chartere ich uns ein Flugzeug und fliege sie, wohin sie wollen. Meinetwegen sogar nach Disney World. Niemand erfährt, wo ihr seid oder was ihr macht. Und du hast die Zeit, die du brauchst, um über alles hinwegzukommen.«
Er glaubte, einen Ausdruck von Hoffnung in ihren Augen zu sehen, war aber nicht sicher.
»Meinst du …«, begann sie und stockte wieder. »Meinst du, es wäre im Sinne der Kinder? Oder wäre es selbstsüchtig von uns?«
Er kam um den Tisch herum und blieb auf Armeslänge vor ihr stehen. »Es gibt da etwas, das ich dir bis jetzt noch nicht gesagt habe. Ich dachte, du wärst noch nicht so weit, es zu hören.«
Sie wich vor ihm zurück, offensichtlich voller Angst, ein weiteres alptraumhaftes Detail über den Tod ihres Mannes zu erfahren. »Muss ich es hören?«
»Ja. Bevor Warren starb, hat er mich gefragt, ob ich mich um dich und die Kinder kümmern würde.«
Sie starrte ihn ungläubig an. »Lüg mich nicht an, um es mir leichter zu machen.«
»Ich schwöre es bei allem, was mir heilig ist. Er hat mich gefragt, ob ich mich um dich kümmern würde. Er
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