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12 Tante Dimity und der Wilde Westen (Aunt Dimity Goes West)

12 Tante Dimity und der Wilde Westen (Aunt Dimity Goes West)

Titel: 12 Tante Dimity und der Wilde Westen (Aunt Dimity Goes West) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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brauchte.
    »Wie sind Ihre Eltern so?«, fragte ich Toby, als er aus der Küche zurückkam. »Allzu fürsorglich, nehme ich an.«
    »Allerdings.« Er reichte mir den Becher und setzte sich wieder auf das Sofa. »So sind Eltern nun mal. Deshalb war ich ja so gerne bei meinem Großvater. Er behandelte mich stets wie einen Erwachsenen. Ich durfte schon mit acht oder neun Feuerholz hacken, mit einer richtigen Axt.« Toby lächelte. »Im Osten hätte man Grandad wahrscheinlich wegen Vernachlässigung der Aufsichtspflicht verhaftet, aber in Bluebird störte so etwas niemanden. Für einen Jungen gab es keinen schöneren Platz.«
    »Ihren Großvater hätte ich gerne kennengelernt.« Düster starrte ich in die Flammen des Kamins. »Es wäre schön, zur Abwechslung mal als Erwachsener behandelt zu werden.«
    »Es war toll«, sagte er. »Ich konnte im ganzen Tal herumstreifen. Nur hier oben hinauf durfte ich nicht.«
    »Wieso?«, fragte ich.
    »Das Aerie wurde auf dem Gelände der alten Lord-Stuart-Mine errichtet«, erläuterte er. »Bis vor zwei Jahren standen auf dieser Lichtung noch halb verfallene Gebäude und verrostete Maschinen. Mr Auerbach benutzte ein paar Holzbalken der alten Minengebäude für den Bau des Aerie, aber als ich ein Kind war, war dieser Ort eine Todesfalle. Grandad machte mir unmissverständlich klar, dass ich ihn nie mehr besuchen durfte, wenn er mich hier oben erwischen sollte. Er hatte Angst, dass ich in einen der Minenschächte fallen könne.«
    »Minenschächte?«, wiederholte ich entsetzt. »Hier oben gibt es Minenschächte?«
    »Hunderte«, sagte Toby. »Aber die meisten sind eingezäunt, und als Mr Auerbach das Aerie bauen ließ, sorgte er dafür, dass der Eingang zur Lord-Stuart-Mine von einem Ingenieursteam versiegelt wurde. Hier oben ist alles bombensicher, Lori, Sie brauchen keine Angst zu haben, dass Will oder Rob irgendwo hineinfallen könnten. Mr Auerbach hat ja auch Kinder«, fügte er beruhigend hinzu.
    Erleichtert trank ich einen Schluck Schokolade. »Wie oft wohnen die Auerbachs im Aerie?«
    »Seit Weihnachten sind sie nicht mehr hier gewesen«, antwortete Toby. »Mr Auerbach ist ein vielbeschäftigter Mann.«
    »Wenn er keine Zeit hat, das Aerie zu benutzen«, sagte ich, »warum hat er dann überhaupt gebaut?«
    Toby grinste. »Er hat meinem Grandad erzählt, seine Eltern hätten ihm als Kind nicht erlaubt, ein Baumhaus zu bauen. Diese Blockhütte ist sozusagen sein Baumhaus.«
    »Ein ziemlich beeindruckendes Baumhaus«, sagte ich und deutete auf eine Tür neben dem Kamin. »Wo geht’s da lang?«
    »Zur Bibliothek.«
    »Es gibt eine Bibliothek?«, fragte ich ungläubig und musste über meine eigene Naivität lächeln. »Um die Wahrheit zu sagen, Toby, ich ging davon aus, dass dieses Blockhaus einigermaßen … primitiv sei. Ich war mir nicht mal sicher, ob es hier Innentoiletten gäbe, geschweige denn eine Bibliothek.«
    Toby rollte mit den Augen. »Mrs Auerbach und ein Plumpsklo? Niemals. Sie steht auf Komfort. Das Bad vor dem Haus und einen Kinosaal hat sie den Bauplänen von Mr Auerbach hinzugefügt, und die Bibliothek wurde auch auf ihren Wunsch eingerichtet. Haben Sie Lust auf eine Führung?«
    »Sparen wir uns das für morgen auf«, schlug ich vor, und wir verfielen in ein behagliches Schweigen.
    Erst nachdem bereits eine Weile verstrichen war, fiel mir auf, dass mein Blick auf eine Locke von Tobys hellblondem Haar gerichtet war, die im Glanz des Kaminfeuers schimmerte. Zeit, schlafen zu gehen. Ich trank meinen Becher aus, aber bevor ich ihn in die Küche bringen konnte, hatte Toby ihn mir schon abgenommen.
    »Ich spüle ab«, sagte er. »Sie hatten einen anstrengenden Tag, Lori. Ich lösche nachher alle Lichter.«
    »Gibt es schon Pläne für morgen?«, fragte ich und stand auf.
    »An Ihrer Stelle würde ich es ein, zwei Tage locker angehen lassen«, riet er und erhob sich. »Sie sollten sich erst an die Höhe gewöhnen, bevor wir irgendwelche Touren machen. Eile mit Weile.«
    »Also schön, Eile mit Weile. Frühstücken Sie doch mit uns. Wir dürften so gegen acht aufstehen«, fügte ich hinzu, auch wenn ich wusste, dass ich viel früher wach sein würde. »Spätestens um neun steht das Frühstück auf dem Tisch. Danach können Sie uns das Aerie zeigen.«
    »Klingt gut.« Er nahm ein Schlüsselbund aus seiner Hosentasche und reichte es mir. »Damit können Sie jede Tür im Aerie öffnen. Ich habe auch einen, also können Sie ihn unbesorgt verlieren. Mein Apartment liegt da

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