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12 Tante Dimity und der Wilde Westen (Aunt Dimity Goes West)

12 Tante Dimity und der Wilde Westen (Aunt Dimity Goes West)

Titel: 12 Tante Dimity und der Wilde Westen (Aunt Dimity Goes West) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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Häuser in Finch gebaut worden waren, stammten alle aus einem einzigen Steinbruch und verliehen dem Dorf eine einzigartige Geschlossenheit. Künstler aus aller Welt hatten sich schon von den kopfsteingepflasterten Straßen anziehen lassen.
    Von Bluebird konnte man dergleichen wahrlich nicht sagen. Die Stadt schien sich fast etwas darauf einzubilden, dass sie ein wildes Sammelsurium der verschiedensten Stile darstellte. Wir fuhren an viktorianischen Cottages vorbei, an dunklen Holzhütten, an wackeligen Holzhäusern und an mindestens einem geodätischen Kuppelbau. Es war bereits zu dunkel, um ein Urteil über den Kirchenbau zu fällen, und vom Geschäftsviertel erhaschte ich kaum mehr als einen kurzen Blick. Dafür stach die grell erleuchtete Tankstelle, die von schmutzigen Schneehaufen umringt war, umso unangenehmer ins Auge.
    Hier bog Toby nach links ab in eine Nebenstraße, die sich am Rande der Stadt in einen Schotterweg verwandelte. Die Sterne verbargen sich vor unserem Blick, als wir in den dunklen, dicht bewachsenen Wald fuhren, der sich an der Südseite von Lake Matula erstreckte. Nach einer Weile verlangsamte Toby den Van auf Schrittgeschwindigkeit und bog auf einen noch schmaleren Weg, der im Zickzackkurs aufwärts führte.
    »In diesen Wäldern gibt es sehr viel Wild«, erläuterte er. »Ich möchte vermeiden, dass wir schon an Ihrem ersten Abend hier ein Reh überfahren.«
    »Oder an jedem anderen Abend«, sagte ich und schaute ängstlich in die Dunkelheit. Ich hoffte nur, dass die tanzenden Scheinwerfer jedes Waldtier davon abhalten würden, unseren Weg zu kreuzen.
    Es kam mir vor wie eine Ewigkeit, bis wir eine ebenerdige Lichtung im Wald erreicht hatten. Toby schaltete den Motor aus.
    »Bleibt im Wagen«, sagte er. »Ich bin gleich wieder zurück.«
    Ich wartete nervös, während er in der Dunkelheit verschwand, und fragte mich, ob Bären wohl in der Lage waren, Autotüren zu öffnen. Dann zuckte ich blinzelnd zusammen. Gleißendes Licht vertrieb die Dunkelheit.
    Dort auf der Lichtung stand Danny Auerbachs Blockhaus, von einer ganzen Batterie von Flutlichtern ins rechte Licht gerückt.
    Als Hütte konnte man es wirklich nicht bezeichnen.

5
    So ETWAS WIE Danny Auerbachs Blockhaus hatte ich noch nicht gesehen.
    Das Gebäude breitete sich über die Lichtung aus und wuchs am Berg empor wie die Wurzeln eines riesigen Baumes. Es schlang sich um Felsbrocken herum, überbrückte Wasserrinnen und wand sich um junge Bäume.
    An manchen Stellen war das Haus ein Stockwerk hoch, an anderen drei. Überall sah man Balkone, Veranden und Vorbauten. Das Haus schien Dutzende von glänzenden Fenstern zu besitzen, in allen Formen und Größen: Bullaugen, Sterne, Achtecke, massive Scheiben aus Spiegelglas, winzige Vierecke mit Bleiverglasung. Aus den verschieden hohen Dächern ragten mindestens sechs steinerne Kamine, drei Wetterfahnen und ein unbeflaggter Fahnenmast empor. Der größte Kamin gehörte zum zentralen Teil des Aerie, ein nach vorn strebendes Satteldachhaus, dessen Fassade fast gänzlich aus Glas bestand und das in die Lichtung ragte wie der Bug eines Schiffes.
    »Wow«, sagte ich leise.
    »Ganz schön cool, was?«, meinte Toby.
    »Es ist … herrlich«, brachte ich hervor und wünschte, mir wäre ein grandioseres Wort eingefallen. »Es ist zauberhaft, es ist unglaublich, es ist besser als …« Ich verstummte und wandte mich so rasch mit einem skeptischen Blick an Toby, dass sich mein Sitzgurt über der Brust zusammenzog. »Gibt es einen verrückten Nachbarn, der mit einer Flinte herumläuft?«
    Toby sah mich verwundert an. »Die Südseite des Bergs ist seit fünf Generationen im Besitz der Auerbachs, Lori. Sie haben nie jemand Fremdem erlaubt, hier zu bauen. Unser nächster Nachbar ist Dick Major, und der wohnt am Rand der Stadt, dort wo die unbefestigte Straße beginnt.« Er zeigte auf das östliche Ende des Blockhauses. »Mein Apartment liegt hinter der Garage, und ich besitze kein Gewehr.«
    »Nichts für ungut«, meinte ich und lehnte mich zurück. Meine größten Sorgen hatten sich zum Glück zerstreut. Es handelte sich bei dem Blockhaus keineswegs um eine heruntergekommene Hütte, und es gab keinen verrückten Nachbarn. So weit, so gut. Aber warten wir mal ab, was mit der Kanalisation los ist.
    Toby ließ den Wagen wieder an, fuhr am Hauptgebäude vorbei und parkte den Van vor einer kurzen, breiten Treppe, die zu einer beeindruckenden Holztür führte, in die man fliegende Adler geschnitzt

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