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12 - Wer die Wahrheit sucht

12 - Wer die Wahrheit sucht

Titel: 12 - Wer die Wahrheit sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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übrig, und ich steh ohne alles da. Du hast zugelassen, dass sie uns das Geschäft weggenommen haben, weil du dir zu fein warst, dich zu wehren. Und was ist mir jetzt geblieben? Sag mir das mal. Sag's mir, Dad!«
    »So was kommt vor, Bill.«
    »Bei mir nicht!«, schrie Billy. Es ließ seinen Vater los und versetzte ihm einen Stoß. Dann noch einen und noch einen, und Ol Fielder tat nichts, um ihm Einhalt zu gebieten. »Los, kämpf, du Arsch«, schrie Billy bei jedem Stoß. »Kämpf! Kämpf mit mir.«
    Paul hockte auf dem Bett und beobachtete alles wie durch einen Schleier. Irgendwo im Haus bellte Taboo, und er hörte gedämpfte Stimmen. Die Glotze, dachte er. Wo ist Mama? Hört sie denn nichts? Warum kommt sie nicht und sorgt dafür, dass er aufhört?
    Aber das konnte sie natürlich gar nicht. Niemand konnte das, jetzt nicht und früher auch nicht. Billy hatte die Gewalt bei seinem Handwerk gemocht. Es hatte ihm Spaß gemacht, mit dem Hackbeil die Schläge zu führen, die das Fleisch vom Knochen trennten oder den Knochen in Stücke zerlegten. Seit er das nicht mehr tun konnte, lechzte er danach, endlich einmal wieder dieses Machtgefühl zu spüren, das sich einstellte, wenn man etwas kurz und klein schlug, in so kleine Stücke hackte, dass nichts mehr davon übrig blieb. Der Drang, Gewalt auszuüben, hatte sich in ihm angestaut und wollte befriedigt werden.
    »Ich kämpfe nicht mit dir, Billy«, sagte Ol Fielder, als sein Sohn ihm einen letzten wütenden Stoß versetzte. Seine Waden waren gegen das Bett gepresst, und er ließ sich darauf hinabsinken. »Ich kämpfe nicht mit dir, mein Junge.«
    »Hast wohl Angst, dass du verlierst? Los! Steh auf!« Und Billy rammte seinem Vater den Handballen in die Schulter. Ol Fielder verzog das Gesicht. Billy lachte. »Ja. Genau. So ist's richtig. Das war nur ein kleiner Vorgeschmack. Steh auf, du Feigling. Steh endlich auf!«
    Paul griff nach seinem Vater, um ihn in Sicherheit zu bringen, obwohl er wusste, dass es keine gab.
    »Halt du dich da raus, Wichser«, schrie Billy ihn an. »Halt dich raus. Kapiert? Wir haben was zu erledigen, er und ich.« Er umfasste den Unterkiefer seines Vaters und drückte ihn zusammen, drehte dabei den Kopf so, dass Paul das Gesicht seines Vaters deutlich sehen konnte. »Schau sie dir an, die Fresse«, sagte Billy zu ihm, »von diesem beschissenen Waschlappen. Mit dem jeder machen kann, was er will.«
    Taboos Bellen wurde lauter. Die Stimmen kamen näher.
    Billy riss den Kopf seines Vaters wieder herum. Er kniff ihn in die Nase und packte ihn dann bei beiden Ohren. »Was braucht's noch?«, spottete er. »Was braucht's, damit du endlich ein Mann wirst, Dad?«
    Ol stieß die Hände seines Sohnes weg. »Es reicht!« Seine Stimme war laut.
    »Jetzt schon?« Billy lachte wieder. »Dad, Dad. Wir fangen gerade erst an.«
    »Ich habe gesagt, es reicht!«, schrie Ol Fielder.
    Billy, der endlich hatte, was er wollte, sprang triumphierend ein paar Schritte zurück. Laut lachend schlug er mit geballten Fäusten in die Luft, drehte sich wieder zu seinem Vater um und tänzelte ihm wie ein Boxer entgegen. »Also, wo soll ich's dir geben? Hier drinnen oder draußen?«
    Boxhiebe verteilend, rückte er auf das Bett vor. Aber nur einer der Schläge traf seinen Vater - an der Schläfe -, bevor das Zimmer plötzlich voller Leute war. Männer in blauen Uniformen stürmten zur Tür herein, gefolgt von Mave Fielder, die Pauls kleine Schwester auf dem Arm trug. Gleich hinter ihr waren die zwei mittleren Jungen, Marmelade im Gesicht und Toast in der Hand.
    Paul glaubte, sie wären gekommen, um seinen Vater und seinen Bruder zu trennen. Er glaubte, irgendjemand hätte die Polizei gerufen, und die Beamten wären zufällig gerade in der Nähe gewesen, so dass sie es geschafft hatten, in Rekordzeit da zu sein. Sie würden hier kurzen Prozess machen und Billy mitnehmen. Sie würden ihn einsperren, und es wäre endlich Frieden im Haus.
    Aber es kam ganz anders. Einer der Polizisten sagte zu Billy: »Paul Fielder? Bist du Paul Fielder?« und der andere fragte Pauls Vater: »Was ist hier los, Sir? Hat's hier Ärger gegeben?«
    Nein, nein, versicherte Ol Fielder. Kein Ärger, nur eine kleine Meinungsverschiedenheit in der Familie, die sie gerade geklärt hatten.
    Ist das Ihr Sohn Paul?, wollte der Constable wissen.
    »Sie wollen unseren Paulie holen«, sagte Mave Fielder zu ihrem Mann. »Sie sagen nicht, warum, Ol.«
    Billy juchzte. »Haben sie dich endlich geschnappt, du kleine

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