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12 - Wer die Wahrheit sucht

12 - Wer die Wahrheit sucht

Titel: 12 - Wer die Wahrheit sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Sergeant Marsh. »Wir brauchen jemanden in London, der sich die dortige Bank mal vorknöpft. Ich ruf bei der Bankenaufsichtsbehörde an und geb die Sache weiter, aber ich vermute, die werden eine gerichtliche Verfügung verlangen. Die Bank, meine ich. Wenn man Scotland Yard einschaltet -«
    »Ich habe jemanden in London«, warf St. James ein. »Beim Yard. Vielleicht kann er uns weiterhelfen. Ich rufe ihn an. Aber inzwischen...« Er ließ alles, was er in den letzten Tagen herausgefunden hatte, noch mal Revue passieren und folgte den logischen Pfaden, die jede einzelne Information geöffnet hatte. »Lassen Sie mich das mit London erledigen«, sagte er zu Le Gallez. »Danach, würde ich sagen, ist es Zeit für ein offenes Wort mit Adrian Brouard.«

23
    »Tja, so ist das, mein Junge«, sagte Ol Fielder zu seinem Sohn Paul. Er umfasste Pauls Fußgelenk und lächelte liebevoll, aber Paul konnte das Bedauern in seinem Blick erkennen. Er hatte es schon bemerkt, bevor sein Vater ihn gebeten hatte, mit nach oben zu kommen, weil »wir mal ernsthaft miteinander reden müssen, Paulie«. Das Telefon hatte geklingelt. Ol Fielder war hingegangen, hatte gesagt: »Ja, Mr. Forrest, der Junge sitzt hier neben mir«, und hatte lange schweigend zugehört, wobei die Freude in seinem Gesicht sich langsam in Besorgnis und mühsam zurückgehaltene Enttäuschung verwandelt hatte. »Tja, nun«, hatte er am Ende gesagt, »es ist ja trotzdem noch ein schöner Betrag, und von unserem Paulie werden Sie deswegen bestimmt kein Naserümpfen sehen.«
    Danach hatte er Paul aufgefordert, mit ihm nach oben zu gehen, und Billys Fragen - »Was ist denn jetzt wieder los? Wird aus unserm Paulie doch kein zweiter Richard Branson, oder was?« - ignoriert.
    Sie waren in Pauls Zimmer gegangen, wo Paul sich, ans Kopfbrett gelehnt, auf sein Bett gesetzt hatte. Sein Vater hatte sich auf der Kante niedergelassen und ihm erklärt, dass die Erbschaft, von der Mr. Forrest gesagt hatte, sie würde um die siebenhunderttausend Pfund betragen, sich in Wirklichkeit nur auf ungefähr sechzigtausend Pfund belief, wie sich jetzt herausgestellt hatte. Das war natürlich sehr viel weniger, als Mr. Forrest ihnen in Aussicht gestellt hatte, aber trotzdem ein Betrag, über den man nicht meckern konnte. Paul könne ihn auf alle erdenkliche Weise verwenden: zum Studium an der Universität oder einer Fachhochschule, zum Beispiel. Oder er könne reisen, sich ein Auto kaufen, damit er nicht mehr auf das klapprige alte Fahrrad angewiesen sei, er könne auch eine kleine Firma gründen, wenn er das wolle, vielleicht sogar irgendwo ein Häuschen kaufen. Was Tolles werde er zwar dafür nicht bekommen, das war klar, aber er könne es ja herrichten, es mit der Zeit richtig gemütlich machen, und wenn er dann mal heirate... Na ja, lauter Träume, nicht wahr? Aber Träume seien etwas Schönes. Die haben wir doch alle.
    »Du hattest doch nicht im Geist schon das ganze Geld ausgegeben, Paulie?«, fragte Ol Fielder seinen Sohn teilnahmsvoll, als er zum Schluss seiner Erklärung gekommen war. Er gab Paul einen Klaps auf das Bein. »Nein? Das habe ich mir schon gedacht, mein Junge. Du bist in solchen Dingen ein kluger Bursche. Gut, dass es dir hinterlassen worden ist, Paulie, und nicht... du weißt schon, was ich meine.«
    »Ach, sind das jetzt die letzten Neuigkeiten? So eine Verarschung!«
    Paul blickte auf und sah, dass sein Bruder sich zu ihnen gesellt hatte, unaufgefordert wie immer. Er lümmelte am Türpfosten und leckte den Guss von einem ungetoasteten Pop-Tart.
    »Na, da wird der gute kleine Paulie wohl nicht so bald in die große Welt rausziehen und das Geld unter die Leute bringen. Hm, ich kann nur sagen, ich find's gut. Ehrlich. Kann mir gar nicht vorstellen, wie das hier wäre, ohne unseren kleinen Wichser.«
    »Das reicht, Bill.« Ol Fielder stand auf und streckte seinen Rücken. »Ich nehme an, du hast heute Morgen was zu tun wie alle anderen auch.«
    »Ach, das nimmst du an?«, sagte Billy. »Nein, ich hab nichts zu tun. Ich bin eben anders als ihr. Ich find so leicht keine Arbeit.«
    »Du könntest es versuchen«, erwiderte Ol Fielder. »Das ist der einzige Unterschied zwischen uns, Bill.«
    Paul sah von seinem Bruder zu seinem Vater. Dann senkte er den Kopf und betrachtete die Knie seiner Hose. Sie waren fast durchgescheuert. Zu oft getragen, dachte er. Nicht genug Hosen zum Wechseln.
    »Ach, so ist das?«, rief Billy höhnisch. Paul zuckte bei seinem Ton zusammen. Er wusste, dass

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