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12 - Wer die Wahrheit sucht

12 - Wer die Wahrheit sucht

Titel: 12 - Wer die Wahrheit sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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warum.«
    »Sie wusste, dass du das Mohnöl hattest.«
    »Gegen den Jetlag. Ich wusste nicht, was wir zu erwarten hatten, ob wir schlafen könnten, wenn wir hier ankämen. Ich hatte keine Ahnung... du weißt schon... wie lange wir brauchen würden, um uns an die Zeitumstellung zu gewöhnen. Darum hab ich mir zu Hause das Öl besorgt und mitgenommen. Ich hab ihr gesagt, wir könnten es ja, wenn nötig, beide nehmen. Aber ich hab's nie gebraucht.«
    »Und hast vergessen, dass du es dabei hattest?«
    »Vergessen nicht. Ich hab nur nicht daran gedacht. Ich wusste nicht, ob ich es noch hatte oder ob ich es ihr gegeben hatte. Keine Ahnung. Ich hab einfach nicht daran gedacht.« Er hatte bisher zu seinen Schuhen hinuntergeblickt, aber jetzt sah er hoch. »Als sie es benutzte, um Guy zu betäuben, muss sie vergessen haben, dass es meine Flasche war. Sie muss nicht daran gedacht haben, dass überall meine Fingerabdrücke darauf sein würden.«
    Deborah wich seinem Blick aus. Sie fand an der Naht der Matratze einen losen Faden und wickelte ihn fest um ihren Finger und sah zu, wie der Nagel violett anlief. Sie sagte: »Auf der Flasche waren keine Fingerabdrücke von China. Nur deine.«
    »Klar, aber dafür gibt's bestimmt eine Erklärung. Zum Beispiel, wie sie die Flasche gehalten hat. Oder so was.«
    In seiner Stimme war so viel Hoffnung, dass Deborah es nicht über sich brachte, mehr zu tun, als ihn anzusehen. Ihr fehlten die Worte, ihm zu antworten, und als sie nichts sagte, entstand ein drückendes Schweigen zwischen ihnen. Sie hörte seinen Atem und dann Stimmen aus dem Korridor. Irgendjemand beschimpfte jemanden vom Personal, ein Mann, der ein Privatzimmer für seine Frau verlangte. Sie sei »Herrgott noch mal in diesem verdammten Kasten hier angestellt«, da könne sie ja wohl eine gewisse Rücksicht erwarten.
    Als Cherokee schließlich sprach, klang seine Stimme rau. »Warum?«, sagte er.
    Deborah fragte sich, ob sie die Worte finden würde, es ihm zu sagen. Sie hatte den Eindruck, dass bei den Geschwistern keiner dem anderen nachgegeben hatte, aber für begangene Verbrechen und erlittenen Schmerz gab es keinen Ausgleich und würde keinen geben, jetzt schon gar nicht.
    Sie sagte: »Sie konnte eurer Mutter nicht verzeihen, nicht wahr? Wie sie zu euch war, als ihr Kinder wart. Dass sie nie eine richtige Mutter war. Die vielen Motels. Wo ihr eure Kleider einkaufen musstet. Nur ein einziges Paar Schuhe. Sie konnte nicht sehen, dass das nur Äußerlichkeiten waren, sonst nichts. Es bedeutete nicht mehr, als es war: ein Motel, Secondhand-Läden, Schuhe, eine Mutter, die nie länger da war, als vielleicht einen Tag oder eine Woche am Stück. Aber für sie hatte es eine ganz andere Bedeutung. Sie sah es als - als ein großes Unrecht, das ihr angetan wurde, und nicht als das, was es ganz einfach war: eine Hand voll Karten, die ihr gegeben wurden und mit denen sie anfangen konnte, was sie wollte. Verstehst du, was ich meine?«
    »Und deshalb hat sie getötet... Deshalb wollte sie, dass die Polizei glaubt...« Cherokee konnte dem nicht ins Auge sehen, geschweige denn es aussprechen. »Nein, ich glaube, ich verstehe nicht.«
    »Ich denke, sie hat dort Ungerechtigkeit gesehen, wo andere nur das Leben sehen«, erklärte Deborah. »Und sie konnte nicht über diese vermeintliche Ungerechtigkeit hinausdenken: was geschehen war, was ihr angetan worden war.«
    »Ja. Gut«, sagte Cherokee. »Das kann ich sehen. Aber was hab ich je...? Nein. Als sie das Öl benutzte, dachte sie nicht daran... Sie wusste nicht... Ihr war nicht klar...« Er schwieg.
    »Woher wusstest du, wo du uns in London finden konntest?«, fragte Deborah.
    »Sie hatte eure Adresse. Sie sagte, wenn ich bei der Botschaft nicht weiterkäme, könnte ich euch um Hilfe bitten. Wir brauchen sie vielleicht, sagte sie, um der Wahrheit auf den Grund zu kommen.«
    Und sie waren der Wahrheit tatsächlich auf den Grund gekommen, dachte Deborah. Nur nicht so, wie China sich das vorgestellt hatte. Sie hatte zweifellos damit gerechnet, dass Simon sich sofort zu ihrem Verteidiger ernennen und die einheimische Polizei solange bedrängen würde, bis diese die Opiatflasche fand, die sie platziert hatte. Sie hatte nie die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass die Polizei ohne fremde Hilfe die Opiatflasche finden würde, während Simon einen völlig anderen Weg einschlagen und die Fakten über das Gemälde aufdecken würde, um dann mit diesem Gemälde als Köder eine Falle zu stellen.
    »Sie

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