120 - Schwur in der Opferhalle
überhaupt nicht zu Dorian und Coco. Aber vielleicht hatten sie bemerkt, daß mit Bixby etwas nicht stimmte. Oder aber Coco und Dorian waren zu Olivaros Sklaven geworden. Das konnte sich Don aber nicht vorstellen, da Coco und Dorian einen durchaus normalen Eindruck auf ihn gemacht hatten. Weiterhin blieb ihm ein Rätsel, daß Olivaro und seine Freunde zusammenhielten.
Der Gang wurde wieder niedriger. Ein paar Meter mußte Don kriechen. Dann konnte er sich wieder aufrichten.
Wasser tropfte von der Decke, der Boden war glitschig, und es stank fürchterlich. Hier war das Reich der Ratten. Sicherheitshalber zog Don seine kleine Pistole, mit der er vergiftete Bolzen und winzige Explosionsgeschosse abfeuern konnte.
Nach fünfzig Metern stieg der Gang sanft an und verlief in einer sanften Krümmung nach rechts. Dann wurde er steiler. Don lief rascher. Er wollte die Ruinen erreichen, bevor die Chakras ihre Positionen bezogen hatten. Vielleicht ergab sich dabei die Möglichkeit, sich Dorian oder Coco unbemerkt zu nähern.
Don knipste wieder die Taschenlampe an, und sein Herzschlag setzte für einen Augenblick aus. Seine Nackenhaare sträubten sich vor Grauen.
Zehn Schritte vor ihm pendelte der häßliche Schädel einer schwarzen Kobra.
Entsetzt sprang er zurück. Die kleinen Augen der Schlange funkelten ihn böse an. Die gespaltene Zunge tanzte. Der Schlangenleib krümmte sich und ein widerliches Zischen ertönte.
Don riß die Pistole hoch, drückte ab und warf sich nach hinten. Das Explosionsgeschoß zerfetzte den dreieckigen Schädel der Kobra. Der Leib des Tieres zuckte im Todeskampf und glitt näher.
Don stand auf und lief ein paar Meter zurück. Schweratmend blieb er stehen. Er wartete, bis sich sein Atem beruhigt hatte. Dann leuchtete er die Schlange ab. Sie bewegte sich nicht. Doch ihr Leib versperrte den schmalen Gang.
Ein paar Sekunden zögerte Don. Er versuchte, seinen Widerwillen zu überwinden. Ihm blieb keine andere Wahl - er mußte sich zwischen dem toten Schlangenleib und der Wand hindurchschieben. Er zitterte vor Ekel, als er den schuppigen Leib berührte, schloß die Augen und kroch weiter.
Erschöpft wankte er weiter. Jetzt fehlt es gerade noch, daß ein paar Ratten auftauchten, dachte er. Doch jetzt stand ihm das Glück zur Seite.
Unbehelligt verließ er den Gang. Er trat ins Freie und blieb stehen. Das grelle Sonnenlicht schmerzte seinen Augen. Nach ein paar Minuten hatte er sich an das Licht gewöhnt. Er schob die Taschenlampe zurück in seine Tasche, doch die Pistole hielt er noch immer umklammert.
Weit und breit war kein Mensch zu sehen.
So rasch er konnte lief er auf die Ruinen zu. Etwa zweihundert Meter vor der hohen Mauer entfernt versteckte er sich. Von dieser Stelle aus hatte er einen guten Ausblick auf den Tempel. Niemand konnte ungesehen an ihm vorbeikommen.
Er steckte die Pistole ein, legte sich auf den Bauch und ließ den Tempel nicht aus den Augen.
Nach ein paar Minuten wurde das Tempeltor geöffnet, und etwa zwanzig Chakras kamen heraus und liefen auf die Ruinen zu.
Don preßte den Kopf auf den Boden.
Doch niemand bemerkte ihn. Von den Chakras war nichts mehr zu sehen. Sie hatten sich in den Ruinen versteckt.
„Aufwachen!" sagte Olivaro laut. „Es kommt jemand."
Verschlafen setzte ich mich auf. Ich gähnte herzhaft und blickte zur Tür. Lange konnten wir nicht geschlafen haben. Ich fühlte mich alles andere als frisch, und meine Knochen schmerzten vom Liegen auf dem harten Boden.
Olivaro stand auf und riß die Tür auf. Swami stand vor ihm.
„Guten Morgen", sagte Olivaro fröhlich. „Du bist gekommen, um mich zu holen. Ravana ist sicher damit einverstanden, daß ich Bixby töte."
Swami sah ihn verdutzt an. „Ravana will mit Ihnen sprechen", sagte er mit fester Stimme.
„Wie wär's vorher mit einem Frühstück?" fragte ich.
„Ich soll Sie sofort zu Ravana bringen", antwortete Swami. „Das Frühstück muß warten."
„Eine Rasur wäre auch nicht übel", meinte ich und strich mit der rechten Hand über die Bartstoppeln.
„Ich will mich waschen", sagte Coco.
„Später", sagte Swami abweisend.
Coco schob sich das zerraufte Haar aus der Stirn und blickte Swami böse an. Aber er ließ sich von ihrem Blick nicht beeindrucken.
„Gehen wir", sagte ich seufzend, „und hören wir uns an, was uns Ravana Dringendes zu erzählen hat."
Swami führte uns in die große Tempelhalle. Er und die beiden Chakras stellten sich hinter uns. Ravana ließ lange auf sich warten.
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